In Deutschland gibt es rund 100.000 zugelassene Arzneimittel. Davon kannst du rund die Hälfte rezeptfrei erwerben. Tester*innen der Stiftung Warentest haben nun intensiver nachgeforscht und herausgefunden, welche bekannten Arzneimittel weniger geeignet sind.

Welche Medikamente wenig geeignet sind

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zufolge waren in Deutschland 2021 insgesamt 100.465 Arzneimittel zugelassen. Ganze 52.578 davon, also etwas mehr als die Hälfte, sind nicht rezeptpflichtig. Als Privathaushalt hat man in der Regel für Notfälle immer einige Medikamente in der Hausapotheke, von denen man sich bei Bedarf einen Nutzen verspricht.

Wie ein Test der Stiftung Warentest zeigt, sind jedoch nicht alle der Medikamente auch sinnvoll. Am schlechtesten bewertet wurden Medikamente, bei denen die therapeutische Wirkung nicht umfassend belegt oder im Vergleich zu den Nebenwirkungen eher gering ist. Darunter fallen beispielsweise Abtei-Abführ­kapseln mit Rizinusöl, die drastisch abführend wirken und damit den Darm stark reizen.

Außerdem wird von vielen Kombinationspräparaten abgeraten. Oftmals ergänzen sich die Wirkstoffe bei den Präparaten nicht sinnvoll. Darüber hinaus steigt das Nebenwirkungsrisiko, wenn ein Produkt mehrere Inhaltsstoffe enthält.

Bekannte Beispiele für wenig wirksame Erkältungsmedikamente sind laut der Stiftung Warentest folgende

  • Doregrippin Tabletten
  • Grip­postad C Kapseln
  • WICK DayMed Kombi Erkältungs­getränk
  • WICK DayMed Erkältungs-Kapseln
  • WICK MediNait Erkältungs­sirup für die Nacht
  • Aspirin Complex Granulat

Medikamente gegen Halsentzündungen, Schnupfen oder Heuschnupfen

  • Dolo-Dobendan Lutsch­tabletten
  • Dobendan Direkt Lutsch­tabletten Sprühlösung
  • Dori­thricin Hals­tabletten
  • Lemocin Lutsch­tabletten
  • neo-angin Hals­tabletten/Hals­spray
  • Rhino­pront Kombi Tabletten
  • Reactine duo Retard­tabletten
  • AllergoConjunct Augen­tropfen

Bei Beschwerden wie einer Verstopfung oder Durchfall konnten diese Medikamente nicht überzeugen

  • Abtei Abführ­kapseln SN
  • Chol-Kugeletten Mono über­zogene Tabletten
  • Doppel­herz Abführ-Kapseln
  • Kräuterlax mit Aloe
  • Obstinol M
  • Colina
  • Tannacomp Tabletten
  • Uzara Tabletten/Saft/Lösung

Die Stiftung Warentest beurteilt folgende Sodbrennen-Medikamente als wenig geeignet

  • Gaviscon Advance Pfefferminz Suspension
  • Retterspitz Wasser innerlich

Mittel bei Schürfwunden und Narben, die nicht überzeugen konnten

In dem Test der Medikamente bei Schürfwunden und Narben wurden diese als wenig geeignet beurteilt:

  • Contractubex Gel
  • Pyolysin Salbe
  • Brand- und Wundgel Medice

Bei den Schmerzmitteln und den Mitteln für Ohrenschmerzen oder eine Mittelohrentzündung waren es folgende Produkte

  • Doppel Spalt Compact
  • Neuralgin
  • Spalt Schmerz­tabletten
  • Thomapyrin Classic
  • Titralgan
  • Vivimed mit Coffein
  • Otalgan Ohren­tropfen
  • Otodolor direkt

Interessiert dich die Begründung für die Bewertung der Stiftung Warentest bei einem speziellen Medikament, kannst du diese online einsehen. Die Stiftung Warentest hat in einer Tabelle für jedes Medikament eine einzelne Begründung formuliert.

Grundlagen des Tests der Stiftung Warentest

Ob ein Medikament in Deutschland zugelassen wird oder nicht, entscheidet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm). Handelt es sich um eine europaweite Angelegenheit, fällt dies in den Zuständigkeitsbereich der europäischen Arzneimittelagentur Ema.

In der Datenbank der Stiftung Warentest befanden sich insgesamt 2000 rezeptfreie Medikamente. Diese wurden von Arzneimittelexpert*innen hinsichtlich ihres Nutzens beurteilt. Der Grund dafür, dass einige der bekannten Medikamente im Test der Stiftung Warentest so schlecht abgeschnitten haben, ist, dass die Zulassungsbehörden anders prüfen. Die Hersteller der Medikamente müssen den Behörden einerseits nachweisen, dass das Medikament wirksam ist. Andererseits muss auch nachgewiesen werden, dass das Medikament von guter Qualität ist und für Nutzer*innen unbedenklich. Belegt werden diese Aspekte anhand von Studien. Diese bestätigen im besten Fall, dass das Medikament Erkrankungen oder Symptome lindert sowie, dass die positiven Effekte größer als die Risiken sind.

Die erwähnten Aspekte wurden auch von der Stiftung Warentest berücksichtigt. Jedoch nahm sie zwei weitere Aspekte in den Blickwinkel: die langfristige Wirkung des Medikaments sowie die Frage, ob es von hohem Nutzen für den Patienten oder die Patientin ist. Die verschiedenen Medikamente wurden anschließend von einem Team aus unabhängigen Fachleuten genauer unter die Lupe genommen. Fokussiert wurde sich dabei auf die Arzneimittel, die in Deutschland am meisten verordnet oder ohne Rezept verkauft werden.

Tipps der Stiftung Warentest

Unter Berücksichtigung der verschiedenen Aspekte kam das Fachgremium der Stiftung Warentest zu dem Schluss, dass die Wirksamkeitsstudien der Medikamentenhersteller oft zu kurz laufen. So würden beispielsweise Nebenwirkungen, die nach längerer Einnahme entstehen, nicht erkannt werden.

Das Team aus Pharmazeut*innen und Mediziner*innen aus verschiedenen Fachrichtungen hat sich bei der Prüfung deshalb auch nach weiteren qualitativ hochwertigen Studien umgeschaut, die nicht der Hersteller selbst durchgeführt hat. Auch dies hat zu neuen Erkenntnissen bezüglich der Wirksamkeit einzelner Medikamente geführt.

Zuletzt gibt dir die Stiftung Warentest den Tipp, bei der Wahl eines Medikamentes achtsamer zu sein; denn nicht jedes Mittel ist eine gute Wahl. Über die Datenbank "Medikamente im Test" kannst du zu vielen Wirk­stoffen bekannter Marken gute und oft preisgüns­tigere Nach­ahmerpräparate finden. Dadurch kannst du eine Menge Geld einsparen.

Fazit - Miste am besten deine Hausapotheke mal aus

Der Test der Stiftung Warentest hat gezeigt, dass nicht alle der Medikamente auf dem Markt auch ihre erhoffte Wirkung erzielen. Der Grund dafür ist, dass bei dem Test noch weitere Aspekte berücksichtigt wurden, die bei den Zulassungsbehörden nicht zusätzlich betrachtet werden. Es kann sich lohnen, die eigene Hausapotheke einmal durchzugehen und zu prüfen, welche Medikamente man vielleicht durch wirksamere und preisgünstigere ersetzen könnte. Dafür hat die Stiftung Warentest eine separate Datenbank, die "Medikamente im Test", eingerichtet.

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