Zahlreiche Firmen in Franken gaben in den vergangenen Monaten Sparmaßnahmen bekannt. Auch kurz vor Weihnachten kehrt in der lokalen Wirtschaft keine Ruhe ein. Im Gegenteil: Nun soll es auch in Lichtenfels Entlassungen geben.
Die Feiertage stehen bevor, es ist die besinnlichste Zeit des Jahres - doch für die Mitarbeiter von Colibrium Additive in Lichtenfels dürfte eine Ankündigung ihres Arbeitgebers die Stimmung massiv trüben: Wie unter anderem das Obermain-Tagblatt berichtet, will das Unternehmen zahlreiche Mitarbeiter entlassen. Demnach sollen 40 bis 48 Prozent der Belegschaft in naher Zukunft die Kündigung erhalten - dabei handle es sich bei schätzungsweise 400 Mitarbeitern um 160 bis 192 Entlassungen.
Das Unternehmen ist nicht das Einzige in Franken, das einschneidende Sparmaßnahmen plant. Jüngst gab der Autozulieferer Brose bekannt, an mehreren Standorten in der Region Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Auch bei der Firma Leoni mit Sitz in Nürnberg sollen 4500 Stellen gestrichen werden. Die Bahn-Tochter DB Cargo kündigte ebenfalls einen massiven Stellenabbau an.
Colibrium Additive in Lichtenfels: Betriebsrat und Leitung halten sich zu Kündigungs-Plänen bedeckt
Ganz so umfangreich sind die Sparmaßnahmen in Lichtenfels nicht. Zu den Plänen hält man sich allerdings sehr bedeckt - streitet die Vorwürfe aber auch nicht ab. Ein Unternehmenssprecher erklärt auf Nachfrage von inFranken.de: "Unter Berücksichtigung der derzeitigen Bedingungen in der additiven Industrie schlagen wir Maßnahmen vor, um unser Geschäft effizienter zu gestalten, sodass wir bestmöglich auf die Anforderungen unserer Mitarbeiter und Kunden eingehen können." Alle weiteren Details bleiben unklar.
Auf Anfrage unserer Redaktion äußert sich Heinz Gärtner, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) in Lichtenfels, zu den Plänen des Unternehmens. "Meiner Meinung nach ist das ein Krimi", sagt Gärtner. Auch er habe bisher nur durch Mitarbeiter von der Maßnahme erfahren. Demnach kündigte die Firmenspitze in einer Betriebsversammlung an, Mitte Januar die ersten Kündigungen aussprechen zu wollen. Bis Mitte Februar soll die Maßnahme abgeschlossen sein.
Die Stimmung sei unter der Belegschaft entsprechend "katastrophal" - es herrsche große Unsicherheit. Denn Fragen der Angestellten bleiben bisher unbeantwortet. "Das ist eine traurige Geschichte, wie man da mit den Mitarbeitern umgeht", betont der DGB-Kreisvorsitzende. Einige von ihnen haben laut Gärtner noch in der Versammlung überlegt, zu streiken.
Genaue Anzahl der Kündigungen bei Colibrium Additive in Lichtenfels bleibt unklar
Die Frage, wie viele Mitarbeiter genau in der Firma beschäftigt sind, lässt das Unternehmen auf Anfrage von inFranken.de unbeantwortet. Zur Anzahl der Beschäftigten hat auch Gärtner keine genauen Informationen. Er geht allerdings von deutlich weniger als 400 Mitarbeitern aus. Entsprechend geringer würde dann auch die Zahl der Kündigungen ausfallen.
Erst im Zuge dieser Maßnahme habe Gärtner außerdem erfahren, dass der Betriebsrat nicht gewerkschaftlich organisiert sei - nur wenige einzelne Mitarbeiter sind demnach bei verschiedenen Gewerkschaften vertreten.