- Heinz Ketchup ist der große Verlierer im Ketchup-Test von Öko-Test 2023
- Wie beliebt ist Ketchup?
- Wie wurde getestet?
- Testergebnisse: Wer gewinnt, wer verliert?
Ketchup gehört zu den beliebtesten Dips. 2023 wird ein Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Euro erwartet. Doch was ist eigentlich drin in der Flasche? Und was kam beim letzten Test von Öko-Test heraus? Die Antwort verblüfft.
Der Test: Das waren die Kriterien und die getesteten Ketchups
Öko-Test hat im Februar 2023 erneut die Qualität der Tomatenketchups getestet. Insgesamt 20 verschiedene Sorten wurden auf den Prüfstand gestellt, darunter sieben mit einem Bio-Siegel. Zwei der getesteten Sorten erhielten das Urteil "sehr gut". Erschreckend war dabei allerdings der Zuckeranteil: Hier lag Heinz Ketchup mit 25,3 Gramm Zucker je 100 Milliliter Ketchup an der Spitze, während der niedrigste Gehalt laut Heidelberg 24 bei 13 Gramm im Bio Ketchup von dm lag.
Übrigens: Bei der Verkostung schnitten fast alle Sorten "sehr gut" ab. Doch am Ende zeigte sich, dass Heinz Ketchup nicht nur am meisten Zucker enthielt, sondern auch Inhaltsstoffe aufwies, die man nicht haben möchte: Schimmelpilzgifte. Das Labor wies im Heinz Tomato Ketchup Alternariol (AOH) nach, und zwar in einer sehr hohen Menge. Dieses Toxin kann in Produkte gelangen, wenn der Hersteller überreife oder sogar schimmelige Tomaten verarbeitet. In Studien wurde nachgewiesen, dass Alternariol das Erbgut schädigen kann. Der Richtwert liegt bei 10 Mikrogramm je Kilogramm verarbeiteter Tomatenerzeugnisse. Das Ergebnis bei Heinz Ketchup liegt mit 47 Mikrogramm weit darüber. 2019 hat das CVUA Sigmaringen bereits 65 Proben Tomatenketchup untersucht, der höchste Wert lag seinerzeit bei 10,8 Mikrogramm.
Auch in anderen Ketchups wurde Alternariol gefunden. Zwei der getesteten Produkte schöpften den Richtwert zu mehr als 50 Prozent aus, liegen also immer noch darunter. Dreimal wurden andere erhöhte Gehalte eines Schimmelpilzgiftes, Tenuazonsäure, gefunden. Dieser Stoff steht im Verdacht, zu Organschäden führen zu können. Im Endergebnis fielen zwei Ketchups durch, zwei erhielten die Note "sehr gut", weitere sieben sind empfehlenswert. Auch in puncto Transparenz hinkt Heinz Ketchup anderen Herstellern hinterher. Öko-Test hat dahingehend auch Befragungen in den Unternehmen durchgeführt. Hier stellte sich heraus, dass die Bio-Anbieter hier den anderen weit voraus sind. Heinz Ketchup hingegen hat weder etwas über die Herkunft der Tomaten verraten, noch über andere Teile der Lieferkette Auskunft erteilt.
Zu den Siegern gehört laut der Seite Heidelberg 24 der Tomatenketchup von Penny mit der Note "sehr gut", ebenfalls mit "sehr gut" wurde das Bio-Produkt von Zwergenwiese bewertet.
Zwergenwiese Bio-Ketchup - hier direkt ansehenWeitere gute Ketchups sind Delikato Tomaten Ketchup von Aldi Nord/Süd; der Kania Tomatenketchup von Lidl, der Tomaten Ketchup Natura von Demeter
sowie der Bio-Tomaten-Ketchup von Rapunzel.
Rapunzel Tomaten Ketchup - hier direkt ansehenLaut Utopia hat man in den Sorten Hela Original Tomaten Ketchup sowie im K-Classic Tomaten Ketchup und auch in Papa Joe's Tomatenketchup (alle erhielten die Note "ausreichend") erhöhte Pestizidwerte gefunden.
Ketchup – was ist drin?
Woher der Ketchup nun wirklich stammt, darüber streitet man. Auch darüber, was Ketchup eigentlich bedeutet. Laut der Seite SANTOS Grill ist am wahrscheinlichsten, dass es vom indonesischen Wort "kecap" stammt, was schlicht Sauce bedeutet. Diese meint eigentlich eine Mischung aus fermentierten Sojabohnen. Erst Ende des 17. Jahrhunderts tauchte der Ketchup in Europa auf und war eher eine Art Fischsauce. Erst um 1812 wurde in Amerika die Basis des heute bekannten Tomatenketchups gelegt. Dabei ist der Name Tomatenketchup im Grunde genommen fast schon irreführend. Der Mindestanteil an Tomaten darf nämlich bei 25 Prozent liegen. Ansonsten sind Zucker – meist in Form von Saccharose oder einer Mischung aus mehreren Zuckerarten –, Essig, Salz, Zwiebeln, Knoblauch, Gewürzen sowie Zusatz- und Aromastoffe enthalten. Zucker ist mit 22 Prozent mit am höchsten vertreten.
Allerdings ist auch ein Inhaltsstoff enthalten, der sogar gesund sein soll: Lykopin. Dieser Stoff soll die Gesundheit von Herz, Augen, Prostata und Haut stärken. Allerdings ist die Wirkung nicht wissenschaftlich bewiesen. Dieser Stoff kommt vor allem in Hagebutten, Guaven, Wassermelonen, roten Grapefruits und eben Tomaten vor. Dabei wird die Aufnahme laut Öko-Test vor allem bei gekochten Tomatenprodukten verbessert. Die Tomaten für den Ketchup kommen oft aus Ländern, die es mit den Arbeitsbestimmungen, wie wir sie kennen, nicht so genau nehmen. So schreibt Öko-Test dazu, dass die Tomaten beispielsweise aus Italien stammen, wo oft illegale Migranten mit anpacken, oder aus China, wo teilweise muslimische Zwangsarbeiter festgehalten werden.
Mittlerweile hat Heinz eine Stellungnahme gegenüber der Seite Heidelberg 24 abgegeben. Diese lautet: "Als weltweit vertrauenswürdiges Lebensmittelunternehmen sind wir dafür verantwortlich, ein Höchstmaß an Qualität und Sicherheit aufrechtzuerhalten. Unsere strengen Qualitätssicherungsmaßnahmen garantieren, dass jede Flasche Ketchup, die wir produzieren, die europäischen Lebensmittelsicherheitsstandards erfüllt oder übertrifft – alle anderslautenden Behauptungen werden sehr ernst genommen."
Fazit - Test-Verlierer ist mit größtem Anteil in Märkten vertreten
Das Ergebnis ist erschreckend. Heinz Ketchup ist laut Öko-Test mit einem Anteil von fast 50 Prozent der herrschende Hersteller auf dem deutschen Markt. Die abgegebene Stellungnahme ist eher nichtssagend, denn es findet sich weder ein konkreter Bezug auf das Ergebnis noch auf mögliche Maßnahmen, die das Unternehmen treffen wird.
Alle Testergebnisse findest du kostenpflichtig auf der offiziellen Webseite von Öko-Test.
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