Steuersenkung in Gastro "nie für Gäste gedacht": Fränkische Wirtin spricht Klartext

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Viele Wirte wollen die geplante Steuersenkung in der Gastronomie nicht an die Gäste weitergeben. Ein fränkisches Lokal erklärt, wieso.

Eine Senkung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie, wie es sie bereits zu Corona-Zeiten gab, ist schon länger in der Diskussion. Vor kurzem hat nun der Bundestag die Steuersenkung beschlossen, der Bundesrat soll noch im Dezember entscheiden. Viele Restaurants betonen jedoch: An die Gäste weitergeben können sie die Steuersenkung, falls diese kommt, nicht.

Dazu äußerte sich jetzt auch Doris Reck-Hartmann, Inhaberin und Küchenchefin des Gasthauses Fischküche Reck in Möhrendorf (Kreis Erlangen-Höchstadt) im Netz. Während der Pandemie wurde die Maßnahme schließlich schon einmal umgesetzt. Sie betont in den sozialen Medien: "Diese Senkung war nie als Entlastung für die Gäste, sondern als Soforthilfe für eine ganze Branche mit fast über 2 Millionen Beschäftigten gedacht und sie hat gewirkt."

Lokal im Kreis Erlangen-Höchstadt: "Wenn die Senkung nicht kommen sollte, werden die Preise um ca. 10 Prozent steigen"

Denn aktuell befinde sich die Gastroszene in einer erneuten Talfahrt. Die Inflation stelle auch das fränkische Lokal vor Herausforderungen - schließlich sind die Preise für Lebensmittel und Energie massiv gestiegen. Gleichzeitig müsse man gute Konditionen für die Mitarbeiter bieten, um diese zu halten und für neue Beschäftigte als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Auch Angela Inselkammer, Präsidentin des Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA Bayern, warnte im Interview mit der Augsburger Allgemeinen bereits vor dem Gasthaussterben und forderte die Mehrwertsteuersenkung als Gegenmaßnahme. Joachim Kastner, Kreisvorsitzender der Dehoga Bamberg, betonte im Gespräch mit inFranken.de: "Ohne diese Steuersenkung fehlt den meisten Gastronomen einfach der Spielraum, um attraktive Preise für die Gäste zu gestalten, ohne dass der Gastronom selber draufzahlt."

Auch Reck-Hartmann weiß: "Die Mehrwertsteuersenkung würde helfen, die Jobs von etwa 1.115.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigten und etwa 1.130.000 geringfügig Beschäftigten (Quelle: Gastronomie Report, Stand 2024)  zu sichern." Denn die Branche sei auf Gewinne angewiesen, auch wenns sie aus ihrer Sicht oft nicht als wirtschaftlich relevant wahrgenommen werde. Die Küchenchefin betont: "Ja, wir möchten, dass Ihr eine schöne Zeit bei uns habt und haben Freude an unseren Berufen. Aber nein, wir können das nicht als Hobby betreiben."

"Keine andere Chance": Fränkische Küchenchefin hofft auf Mehrwertsteuersenkung

Ständig müsse man in der Gastronomie abwägen, ob man die Preise erhöhen und so möglicherweise Gäste verlieren oder am kalkulierten Gewinn schrauben will. Der Kostendruck sei immens. Dadurch würden auch in dem fränkischen Lokal Investitionen aufgeschoben und Betriebsinhaber müssten sich mit Löhnen zufriedengeben, "die der hohen Arbeitsbelastung und der Verantwortung für Arbeitsplätze nicht gerecht werden."

Die Steuersenkung könnte das ändern: "Wenn die Senkung kommt, werden uns die gewonnenen Prozente etwas Luft zum Atmen geben. Wir werden unsere Arbeitsbedingungen stabilisieren können, neue Investitionen werden planbar und wir stellen sicher, dass wir uns beim Einkauf qualitativ nicht verändern, heißt verschlechtern müssen", betont die Restaurant-Inhaberin.

Entscheide sich der Bundesrat jedoch gegen die Maßnahme, habe auch das Konsequenzen: "Wenn die Senkung nicht kommen sollte, werden die Preise um ca. 10 Prozent steigen. Wir haben keine andere Chance, da wir aufgrund unserer geringen Gewinnmarge gar nichts mehr selbst auffangen können", befürchtet Reck-Hartmann.

Vorschaubild: © Dora Zett/Adobe Stock