Erfahre, welche 7 Fehler nach einem Verkehrsunfall am häufigsten gemacht werden und wie du sie vermeiden kannst.
Verkehrsunfall: Häufige Fehler können Situation verschlimmern
ATU-ExperteChristopher Lang gibt Tipps zur Fehlervermeidung
Wichtig:Unfallstelle absichern, Auto nicht zu früh beiseite fahren
Versicherungsinformationenkorrekt und vollständig austauschen
Wenn du im Auto nur einen Bruchteil einer Sekunde unachtsam bist, kann es zu einem Unfall kommen. Ob es deine Schuld war oder nicht: Nach einem Unfall gibt es zahlreiche Dinge zu regeln und Formalien zu bewältigen. Hierbei können dir verschiedene Fehler unterlaufen. Was du beachten solltest und welche 7 Fehler am häufigsten vorkommen, verrät der ATU-Experte Christopher Lang.
Fehler 1: Unfallstelle nicht richtig absichern
Dem Statistischen Bundesamt zufolge wurden im Jahr 2022 2.406.465 Verkehrsunfälle erfasst. Insgesamt 2.788 Menschen starben infolge eines Verkehrsunfalls. In den letzten Jahren ist die Anzahl der Verkehrstoten stark rückläufig. Eine große Rolle spielen hierbei neben rechtlichen Regelungen eine verbesserte Fahrzeugtechnik und straßenbauliche Maßnahmen.
Weshalb es zu Unfällen kommt, hat unterschiedliche Ursachen. Mögliche Gründe sind Eisglätte, Unaufmerksamkeit oder Alkoholfahrten. Bist du in einen Unfall verwickelt, solltest du einige Fehler vermeiden. Der erste Fehler ist, die Unfallstelle nicht abzusichern. Die Absicherung ist allerdings unerlässlich. Das Deutsche Rote Kreuz erklärt Schritt für Schritt, wie du eine Unfallstelle sicher und korrekt absicherst.
Falls vorhanden, Warnweste anlegen.
Gegen die Fahrtrichtung laufen.
Im fließenden Verkehr mit aufgeklapptem Warndreieck möglichst hinter der Leitplanke gehen.
Warndreiecke, Warnblinkleuchte in ausreichender Entfernung von der Unfallstelle aufstellen, bei schnellem Verkehr (Landstraßen) in etwa 100 Meter Entfernung.
Bei Kurven und Bergkuppen: Erstes Warndreieck vor der Kurve oder der Bergkuppe aufstellen.
Nachfolgende Fahrzeuge zusätzlich auffordern, langsam zu fahren: Einen Arm ausstrecken; den Arm auf halber Körperhöhe auf- und abwärts bewegen.
Andere Verkehrsteilnehmer um Mithilfe bitten.
Bei Nacht zusätzlich durch Warnblinkleuchten warnen.
Notruf (112) tätigen und Erste Hilfe leisten.
Bei Punkt 4 gilt: Befindest du dich innerhalb geschlossener Ortschaften, kannst du das Schild etwa in 50 Meter Entfernung aufstellen. Während bei Landstraßen eine Entfernung von etwa 100 Meter empfohlen wird, gilt bei Autobahnen ein Abstand von etwa 200 Metern. Die Absicherung der Unfallstelle ist wichtig, um Nachfolgeunfälle zu vermeiden. Kommt es durch eine unzureichend gesicherte Unfallstelle zu einem Nachfolgeunfall mit Personenschaden, droht dir laut ATU-Experte Christopher Lang ein Verfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung.
Fehler 2: Du fährst das Auto zu früh beiseite
Es kann sein, dass Unfallverursacher*innen ihr Auto nach einem Unfall schnell beiseite fahren. Allerdings ist dies für den anderen Fahrer oder die andere Fahrerin, die in den Unfall verwickelt ist, teilweise nicht zum Vorteil. Grund dafür ist, dass sich durch das beiseite Fahren des Autos die Beweissituation verändert. Das kann sich zum Nachteil des anderen Fahrers oder der Fahrerin auswirken.
Du kannst Nachteile für dich vermeiden, indem du die Situation mit Kreide markierst. Das tust du, bevor du das Auto bewegst. Auch der andere Fahrer sollte sein Auto noch nicht verschoben haben, wenn du die Umrisse mit der Kreide ziehst.
Hast du dein Handy oder eine Kamera dabei, dokumentiere die Unfallsituation zusätzlich mit Fotos. Mit Stift und Papier könntest du überdies eine sogenannte Unfallskizze anfertigen. Dabei zeichnest du grob auf, welches Auto sich an welcher Stelle befindet. Mit all diesen Mitteln kannst du Nachteile vermeiden, die möglicherweise entstehen, wenn jemand das Auto zu früh beiseite fährt.
Fehler 3 und 4: Die gegnerische Versicherung sofort informieren sowie selbst verhandeln
Bist du in einen Unfall verwickelt gewesen, wirst du bemerken, dass die gegnerische Versicherung in der Regel schnell mit dir in Kontakt treten möchte. Wenn du der Geschädigte bist, möchte die Versicherung der gegnerischen Seite nämlich, dass du den Schaden in einer Partnerwerkstatt von ihr beheben lässt. Dies wäre natürlich von Vorteil für sie.
Ein weiterer Grund dafür, dass die gegnerische Versicherung möglichst schnell Kontakt mit dir aufnehmen möchte, ist laut Lang, dass sie Sachverständige sowie Rechtsanwälte aus der Angelegenheit herauslassen möchte. Ein Grund dafür sind die in der Regel sehr hohen Kosten, die damit verbunden wären. Für dich als Geschädigte*n ist dies allerdings oft zum Nachteil. Wie Lang ausführt, werden durch einen zu schnellen und selbstständigen Kontakt mit der gegnerischen Versicherung oft geltende Ansprüche vergessen.
Als Fahrer*in solltest du lieber auf Nummer sicher gehen, dass du alle Schadensersatzansprüche im Haftpflichtfall geltend machst. Aus diesem Grund solltest du am besten eigene Verhandlungen mit der gegnerischen Versicherung vermeiden. Überlasse den Kontakt mit der Versicherung einem Experten oder einer Expertin; insbesondere dann, wenn der Unfall von deiner Seite aus unverschuldet war.
Fehler 5 und 6: Du gibst die Schadensmeldung falsch ab und nimmst nicht alle Daten auf
Bist du Unfallverursacher*in, solltest du nicht vorschnell Informationen an die Versicherung abgeben. Gibst du nämlich gegenüber der Versicherung falsche Schadensmeldungen ab, kann diese laut Lang die Leistung verweigern oder kürzen. Wie Lang ausführt, kann die Versicherung sogar einen Teil der Leistungen zurückfordern, die sie an die Versicherung des Geschädigten gezahlt hat.
Um dies zu vermeiden, solltest du also keinesfalls eine falsche Schadensmeldung abgeben. Im Idealfall gibst du alle relevanten Informationen richtig an. Ein Fehler, der in dem Zuge passieren kann, ist laut Lang, dass du und der andere Fahrer nicht alle relevanten Daten ausgetauscht habt. Dies sollte allerdings am besten direkt nach dem Unfall passieren.
Die Polizei kannst du zur Unfallaufnahme hinzuziehen. Diese nimmt in der Regel immer die Daten aller Beteiligten auf. Laut Lang verzögert sich die gesamte Unfallabwicklung, wenn benötigte Informationen fehlen. Die Versicherung zahlt das Geld also erst dann, wenn die Haftung geklärt ist und alle Daten vorliegen. Gehe also sicher, weder falsche Informationen abzugeben noch relevante Informationen zu vergessen.
Fehler 7: Du entscheidest ohne Rücksprache mit der Versicherung
Der letzte Fehler, denn du laut Lang vermeiden solltest: Entscheidungen ohne Rücksprache mit der Versicherung treffen. Handelst du schneller als deine Versicherung, kann es sein, dass du im Nachgang eine teure Rechnung erhältst.
Lang empfiehlt dir, im Haftpflichtfall einen unabhängigen Sachverständigen heranzuziehen. Dieser kann den genauen Schadensumfang begutachten. Auf Grundlage des Schadensgutachtens kannst du dir anschließend die Reparaturfreigabe bei der Versicherung einholen.
Der ATU-Experte Lang weist auf das sogenannte ATU Schadenmanagement hin. Hierbei handelt es sich um ein Angebot von ATU und TÜV SÜD. Der ATU Schadenmanager ermöglicht es dir, die Abwicklung nach dem Unfall an ATU abzugeben. Die Expert*innen dort kümmern sich anschließend um alle weiteren Handlungsschritte. Zudem koordinieren sie in deinem Auftrag beispielsweise Gutachten, Versicherungs- und Anwaltskorrespondenz sowie die Reparatur des Fahrzeugs.
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