"In einer Molkerei wären die Anforderungen noch viel höher", bestätigt Hastedt, während er Hornung durch die einzelnen Schritte der Produktionskette führt. "Hier könnte man beispielsweise keine Milch produzieren." In welchen Abständen ein Betrieb kontrolliert wird, hängt auch davon ab, ob dieser in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist. "Wenn man hier etwas anmerkt, sind die Mängel nach ein paar Wochen behoben", lobt Hornung die Maintal-Manufaktur. "Das ist nicht bei allen Betrieben so."
Die Angst vor einer drohenden Ausgangssperre beschere dem Marmeladen-Hersteller gerade steigende Verkaufszahlen: "Das sind eben Konserven", erklärt Hastedt die Hamstereinkäufe. "Im Sommer wird es wahrscheinlich weniger, wenn dann alle ausgestattet sind."
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Die verschärften Vorschriften, um die Corona-Verbreitung zu minimieren, wirken sich auch auf den Arbeitsalltag des Betriebs aus. "Aufgrund der aktuellen Lage haben wir unsere internen Regelungen noch etwas verschärft. Wir versuchen, einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu halten. Das ist in der Produktion etwas schwierig, aber alle Mitarbeiter wurden darauf geschult und wir schauen regelmäßig, ob es eingehalten wird", beschreibt Hastedt.
Maintal-Mitarbeiter nach Hause geschickt
Einige Mitarbeiter aus dem kaufmännischen und dem Personalbereich arbeiten nun von zuhause aus, um für Notfälle gegebenenfalls als Ersatz einzuspringen. "Unsere Produktionsmitarbeiter sind sensibilisiert, dass sie Erkrankungen der Atemwege - auch wenn diese banal erscheinen - melden sollen. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir noch zweischichtig ohne Einschränkungen produzieren", versichert Hastedt. Im Liefer- und Abholungsbereich wurden für die Fahrer separate Pulte zum Unterschreiben aufgestellt, zudem gibt es mobile WCs, wo sich Mitarbeiter die Hände waschen und desinfizieren können. "Damit wir die Kontamination möglichst gering halten."
Nach rund zwei Stunden ist Hornungs Kontrolle beendet, mit dem Zustand des Betriebes sei er sehr zufrieden. Die wenigen Mängel wird er nun in seinem Kontrollbericht vermerken. Normalerweise hätte er sich zum Abschluss eine Tasse Kaffee gegönnt. Doch die nächste Besprechung der Corona-Koordinierungsgruppe wartet schon.
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~2200 Betriebe aus dem Landkreis Haßberge sind im System des Verbraucherschutzes eingetragen, die regelmäßig kontrolliert werden müssen. Das kann von Besichtigungen von Gastwirtschaften bis zu Warenrückrufen oder Fällen von Tierseuchen reichen.
1/1000 der Gläser wird bei jeder Kochung aussortiert: Eine Kochung ergibt rund 2000 Gläser, durchschnittlich zwei davon gelten aufgrund von Fehlern bei der Verpackung oder Konsistenz als Ausschuss. Festgestellt wird dies durch einen Fremdkörpertest.
Strengere Vorschriften für Verbraucherschutz
Um gesundheitliche Risiken möglichst gering zu halten, hat das Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz mitgeteilt, die bisherigen Kontrollen der Veterinärämter weitestgehend einzuschränken.
Weiterhin stattfinden müssen alle Tätigkeiten, die nötig und unaufschiebbar sind. Dazu zählen Kontrollen, die den sicheren Warenverkehr von Lebensmitteln und lebensmittelliefernden Tieren gewährleisten, beispielsweise Fleischuntersuchungen an Schlachthöfen, Tiergesundheitsuntersuchungen, Zertifizierungstätigkeiten sowie Importkontrollen. Dies gilt auch für Tierseuchen-Kontrollen in Verdachts- oder Ausbruchsfällen.
Die Kontrolleure müssen dabei entsprechende Sicherheitsmaßnahmen einhalten, wie einen Mindestabstand zu wahren, direkten Körperkontakt zu vermeiden und Schutzkleidung zu tragen. Eine spezielle Corona-Schutzkleidung gebe es allerdings nicht.
Ebenso werden Betriebe weiterhin kontrolliert, in denen die Lebensmittelsicherheit direkt betroffen ist, beispielsweise durch nicht sichere, gesundheitsgefährdende oder nicht verkehrsfähige Lebensmittel. Hier ist im Einzelfall abzuwägen, ob eine Kontrolle vor Ort notwendig ist oder ob die Maßnahmen auch anderweitig umgesetzt werden können. Auch Anlasskontrollen bei Hinweisen auf erhebliche Tierschutzverstöße finden weiterhin statt.