Die Vogelgrippe hat Deutschland fest im Griff. Das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat die Risikobewertung nun auf hoch hinaufgesetzt - droht eine Millionenseuche wie vor vier Jahren?
Mit der raschen Verbreitung der Vogelgrippe und der zunehmenden Sorge vor wirtschaftlichen Einbußen drängen Geflügelhalter auf einen verstärkten Schutz der Bestände. Es müsse höchste Priorität haben, die Verbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu bewahren und Schäden abzuwenden, sagte Georg Heitlinger vom baden-württembergischen Landesverband der Geflügelwirtschaft.
Er forderte ein bundesweites Aufstallungsgebot. Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung müssten auf eine solche behördliche Anordnung in geschlossenen Ställen untergebracht werden. Zwar ist die Tierseuche in Deutschland ganzjährig verbreitet, doch mit dem Vogelzug im Herbst nimmt das Infektionsgeschehen an Fahrt auf. Auch in Bayern sind Behörden und Geflügelhalter extrem wachsam.
Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) sieht hohes Risiko: Droht Millionenseuche wie 2020/21?
"Saisonal bedingt ist in den nächsten Wochen mit einem Anstieg der Fallzahlen bei Wildvögeln sowie gehaltenen Vögeln zu rechnen", informierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur aktuellen Seuchenlage.
Ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) betonte, dass für die Betriebe die Biosicherheit an oberster Stelle stehe. Derzeit sei die Lage im Freistaat vergleichsweise ruhig. Bayern erstelle als einziges Bundesland neben den Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) eine eigene Risikoeinschätzung, sodass Maßnahmen regional gezielt angepasst werden können. "Das bayerische Monitoring läuft intensiv, und die Veterinärverwaltung setzt auf risikoorientierte Maßnahmen, mit denen Bayern in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht hat", sagte der Sprecher.
Mittlerweile hat das FLI hat die Risikobewertung jedoch auf hoch heraufgesetzt. Es vermutet, dass in diesem Herbst bisher über 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten aufgrund von Geflügelpestausbrüchen in den jeweiligen Betrieben getötet und entsorgt wurden, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen. Das Institut schließt nicht aus, dass das Infektionsgeschehen ähnliche Dimensionen erreicht wie vor vier Jahren. Bei einem der bislang schwersten Seuchenzüge in Deutschland mussten im Winter 2020/21 laut Fachpresseangaben deutschlandweit mehr als zwei Millionen Tiere gekeult werden.
Erste Funde auch in Bayern - Zahl könnte beträchtlich steigen
Unter Vorgaben zur Biosicherheit werden unter anderem Hygienemaßnahmen verstanden, die verhindern sollen, dass Viren in die Geflügelbestände gelangen. Beim LGL heißt es: "Zur Vermeidung eines Eintrags der Geflügelpest in Bestände ist die konsequente Einhaltung von betriebshygienischen Maßnahmen besonders wichtig."
Jüngst gab es einige Vogelgrippe-Meldungen im Freistaat: An einem Stausee an der Donau in Oberbayern wurde eine mit der Vogelgrippe infizierte Graugans gefunden. Wie das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen mitteilte, war das Tier mit Krankheitssymptomen am Stausee Bertoldsheim entdeckt worden und kurz danach verendet. Das LGL habe inzwischen die Erkrankung nachgewiesen.