Vogelgrippe in Deutschland auf dem Vormarsch: Droht Megaseuche wie vor vier Jahren?

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Kraniche rasten
Für Kraniche birgt die Rast derzeit große Gefahr. Viele Tiere sind mit dem Geflügelpest-Virus infiziert.
Kraniche rasten
Patrick Pleul/dpa
Geflügelpest breitet sich aus
Wenn in einem Geflügelbetrieb die Vogelgrippe nachgewiesen wurde, müssen alle Tiere vorsorglich getötet und vernichtet werden. Die Tierseuchenkasse leistet Entschädigungszahlungen. (Illustration)
Geflügelpest breitet sich aus
Michael Bahlo/dpa
Vogelgrippe grassiert in Deutschland - so groß ist die Gefahr für Bayern
Vogelgrippe
Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Die Vogelgrippe hat Deutschland fest im Griff. Das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) hat die Risikobewertung nun auf hoch hinaufgesetzt - droht eine Millionenseuche wie vor vier Jahren?

Mit der raschen Verbreitung der Vogelgrippe und der zunehmenden Sorge vor wirtschaftlichen Einbußen drängen Geflügelhalter auf einen verstärkten Schutz der Bestände. Es müsse höchste Priorität haben, die Verbreitung des Virus zu verhindern, Tiere zu bewahren und Schäden abzuwenden, sagte Georg Heitlinger vom baden-württembergischen Landesverband der Geflügelwirtschaft.

Er forderte ein bundesweites Aufstallungsgebot. Nutztiere wie Geflügel aus Freilandhaltung müssten auf eine solche behördliche Anordnung in geschlossenen Ställen untergebracht werden. Zwar ist die Tierseuche in Deutschland ganzjährig verbreitet, doch mit dem Vogelzug im Herbst nimmt das Infektionsgeschehen an Fahrt auf. Auch in Bayern sind Behörden und Geflügelhalter extrem wachsam.

Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) sieht hohes Risiko: Droht Millionenseuche wie 2020/21?

"Saisonal bedingt ist in den nächsten Wochen mit einem Anstieg der Fallzahlen bei Wildvögeln sowie gehaltenen Vögeln zu rechnen", informierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur aktuellen Seuchenlage.

Ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) betonte, dass für die Betriebe die Biosicherheit an oberster Stelle stehe. Derzeit sei die Lage im Freistaat vergleichsweise ruhig. Bayern erstelle als einziges Bundesland neben den Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) eine eigene Risikoeinschätzung, sodass Maßnahmen regional gezielt angepasst werden können. "Das bayerische Monitoring läuft intensiv, und die Veterinärverwaltung setzt auf risikoorientierte Maßnahmen, mit denen Bayern in den vergangenen Jahren sehr gute Erfahrungen gemacht hat", sagte der Sprecher.

Mittlerweile hat das FLI hat die Risikobewertung jedoch auf hoch heraufgesetzt. Es vermutet, dass in diesem Herbst bisher über 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten aufgrund von Geflügelpestausbrüchen in den jeweiligen Betrieben getötet und entsorgt wurden, um die Verbreitung der Krankheit einzudämmen. Das Institut schließt nicht aus, dass das Infektionsgeschehen ähnliche Dimensionen erreicht wie vor vier Jahren. Bei einem der bislang schwersten Seuchenzüge in Deutschland mussten im Winter 2020/21 laut Fachpresseangaben deutschlandweit mehr als zwei Millionen Tiere gekeult werden.

Erste Funde auch in Bayern - Zahl könnte beträchtlich steigen

Unter Vorgaben zur Biosicherheit werden unter anderem Hygienemaßnahmen verstanden, die verhindern sollen, dass Viren in die Geflügelbestände gelangen. Beim LGL heißt es: "Zur Vermeidung eines Eintrags der Geflügelpest in Bestände ist die konsequente Einhaltung von betriebshygienischen Maßnahmen besonders wichtig."

Jüngst gab es einige Vogelgrippe-Meldungen im Freistaat: An einem Stausee an der Donau in Oberbayern wurde eine mit der Vogelgrippe infizierte Graugans gefunden. Wie das Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen mitteilte, war das Tier mit Krankheitssymptomen am Stausee Bertoldsheim entdeckt worden und kurz danach verendet. Das LGL habe inzwischen die Erkrankung nachgewiesen.

Die Stadt Ingolstadt meldete am Donnerstag den Fund von Schwänen, die an Vogelgrippe, die auch Geflügelpest genannt wird, erkrankt waren. Vor wenigen Wochen brach die hochansteckende Krankheit in einem Gänsemastbetrieb mit 3000 Tieren in Simbach bei Landau (Landkreis Dingolfing-Landau) aus. 

Vogelgrippe vor allem bei Wildtieren - dringende Warnung an Geflügel-Züchter

Die Vogelgrippe ist eine bei vielen Vogel- und Geflügelarten häufig tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Für Menschen ist sie nach Einschätzung von Fachleuten nicht gefährlich. Kontakt zu toten Vögeln sollte vorsorglich aber in jedem Fall vermieden werden. Damit lasse sich auch verhindern, dass das Virus eventuell durch den Menschen verbreitet wird. In den USA etwa hatten sich in der Vergangenheit Mitarbeiter von Geflügelbetrieben infiziert.

Bundesweit häuften sich in den vergangenen Tagen die Fälle - auch direkt an der Grenze zu Bayern: Auf einem Geflügelbetrieb im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg mit rund 15.000 Tieren wurde die Tierseuche nachgewiesen. Ein Teil der eingerichteten Überwachungszone betrifft auch den bayerischen Landkreis Günzburg. Betroffen seien vor allem Teile der Stadt Leipheim und ein Teil der Stadt Günzburg, teilte das Landratsamt mit. Hier gelten bestimmte Maßnahmen wie eine Stallpflicht für Geflügel.

Auffällig war nach Expertenansicht ein Ausbruch der Vogelgrippe unter Kranichen im Nordosten Deutschlands. Nach Einschätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) ist das Ausmaß enorm: Eine Häufung verendeter Tiere, so wie in diesem Herbst, sei bislang noch nicht beobachtet worden, sagte eine Sprecherin. 

Kraniche ziehen auch über Bayern - noch keine Vogelgrippe-Fälle bekannt

Auch über Bayern ziehen im Herbst Kraniche auf ihrem Weg nach Süden, eine Route von Ungarn aus führt entlang der Alpen durch den Freistaat. Bislang seien noch keine Fälle bekannt, die die südliche Zugroute im nördlichen Alpenvorland betreffen, teilte Torben Langer vom Naturschutzbund LBV auf Anfrage mit. Allerdings gebe es inzwischen auch Meldungen über an Vogelgrippe verendete Wildvögel in Ungarn und Österreich. "Die Gefahr, dass das Virus auch Kraniche entlang der südlichen Zugroute betreffen wird, ist daher sehr konkret." Eine Voraussage könne man jedoch nicht treffen.