Das Virus legt das öffentliche Leben weitestgehend lahm. Viele Einrichtungen sind schon lange geschlossen. Doch warum mussten ausgerechnet Friseure bis zum Äußersten, den Ausgangsbeschränkungen, geöffnet bleiben? Das fragten sich auch viele lokale Salonbesitzer.
Schon bevor in Bayern am 21. März Ausgangsbeschränkungen erlassen wurden, mussten aufgrund des zuvor ausgerufenen Katastrophenfalls etliche Geschäfte und Einrichtungen schließen. Schulen, Sporthallen, Diskotheken und Co. waren wie leer gefegt, dafür waren die noch offenen Geschäften, wie Supermärkte und Apotheken, die zur Grundversorgung zählen, proppenvoll. Und dann gab es da noch die Dienstleistungsbranche - darunter die Friseure, die im Krisenfall weiterhin geöffnet hatten. Das bayerische Kabinett hatte am Montag, 16. März, entschieden, dass ein Abstand von 1,5 Meter zwischen Friseuren und Kunden verpflichtend ist und sich maximal zehn Kunden im Wartebereichen aufhalten dürfen. Spätestens durch die Ausgangsbeschränkungen hieß es dann für alle Friseurgeschäfte: Ladenschluss! Viele Friseure im Landkreis konnten endlich aufatmen.
Ständiges Desinfizieren
"Für mich wäre es das Beste, die Regierung würde sagen, dass alle Salons schließen müssen", sagte Luzi Michel, Inhaberin des Salons "Wellkamm bei Luzi" in Hofheim, kurz vor der entscheidenden Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder. Das Arbeiten im Katastrophenfall war für sie im wahrsten Sinne des Wortes "eine Katastrophe": Kunden sagten ab, teilweise so viele, dass sie ihren Salon gar nicht öffnen konnte. Doch das war nicht das einzige Problem: "Ich habe ein sehr mulmiges Gefühl. Erst hatte ich einen zehnjährigen Jungen da, danach kam eine 80-jährige Kundin. Da sagt Söder, wir sollen eineinhalb Meter Abstand halten, aber wie soll das funktionieren? Ich bin nur am Desinfizieren."
Die Hygienemaßnahmen hielt sie bis zuletzt streng ein. Auf Behandlungen im Gesicht, wie das Augenbrauenzupfen, verzichtete Michel schon länger. "Ich behandle auch nicht mehr als zwei Kunden gleichzeitig im Salon. Ich habe Angst, dass ich meine Eltern, Mitmenschen und Kunden, die Risikopatienten sind, anstecke. Deswegen bin ich auch niemandem böse, der seinen Termin absagt."
Weil die Inhaberin bereits im Vorjahr länger hatte schließen müssen, zögerte sie den Schritt hinaus. Schließlich gibt es ohne Anordnung keine finanziellen Hilfen. Dass Friseurgeschäfte in Krisenzeiten ohne Anordnung quasi dazu gezwungen sind weiter zu arbeiten, konnte sie nicht nachvollziehen, weil es für die Kundschaft nicht lebensnotwendig sei. "Man kann auch mal vier Wochen ohne Haareschneiden auskommen."
Dem stimmte auch Inhaberin Bianca Lange vom gleichnamigen Friseursalon in Haßfurt zu. "Wir können keine 1,5 Meter Sicherheitsabstand halten. Wir sind den ganzen Tag am Desinfizieren - darunter die Ablagen, Stühle, Umhänge und Türgriffe", schilderte sie die Lage. Nach jedem Kundenkontakt wurden die Hände ausgiebig mit Seife gewaschen: "Mit Handschuhen Haare zu schneiden, ist schwierig, weil man da kein Gefühl hat", erklärte Lange.
"Ich fühle mich wie der Depp vom Dienst", schimpfte sie noch am Freitag. Denn eine freiwillige Schließung war auch für sie keine Option. "Es wäre möglich, wenn ich schon länger als Selbstständige arbeiten würde und mir so hätte Geld ansparen können."
Doch auch in den Wochen vor den Ausgangsbeschränkungen lief das Geschäft schlecht. Daran ist ihrer Meinung auch die Kommunikation schuld. Als der Katastrophenfall ausgerufen wurde, hieß es kurzzeitig, dass alle Salons schließen - nur wenige Stunden später ruderte man zurück. Auch das habe in der Bevölkerung für Verwirrung gesorgt. "Wir merken des deutlich, dass es von Tag zu Tag weniger Kunden werden", sagte sie an ihrem letzten Arbeitstag.