Die Zoolithenhöhle in der Fränkischen Schweiz birgt eine faszinierende Sammlung urzeitlicher Knochen. Forscher rätseln über die Geheimnisse, die sie preisgibt.
In der Zoolithenhöhle in der Fränkischen Schweiz stapeln sich Knochen über Knochen - unter anderem von Höhlenbären, -löwen und -hyänen. Aber wie gelangten sie dorthin? Ein Gespräch mit Forscher Hardy Schabdach.
"Vor 30.000 Jahren war Franken sicherlich eine sehr fremdartige und faszinierende Welt", sagt Hardy Schabdach von der Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. im Gespräch mit inFranken.de. Wälder, wie wir sie heute kennen, habe es nicht gegeben. Das Land sei trocken und kahl gewesen - Mammute, Löwen, Bären und Hyänen fanden hier ihr Zuhause. Das alles ist zwar lange her, doch ein Stück Geschichte findet sich noch heute in einer Höhle mitten in der Fränkischen Schweiz. Tausende von Knochen von Höhlenbären, -hyänen, -löwen und vereinzelt sogar Menschen stapeln sich dort: in der Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth im Kreis Forchheim. "Das ist schon außergewöhnlich", betont auch Schabdach.
Tausende von Knochen in Fränkischer Schweiz - Ortsbewohner verschickten und verkauften die Funde zeitweise
Nur durch die Höhle habe man die drei Tierarten überhaupt erst entdecken und benennen können. Teilweise wurden darin auch ganze Schädel gefunden und das in bestem Zustand. Das Alter der Knochen schätzen die Forscher auf circa 40.000 Jahre. Schabdach vermutet: Manche der Überreste könnten sogar noch viel älter sein.
Die Zoolithenhöhle in der Fränkischen Schweiz sei schon zu vorgeschichtlichen Zeiten bekannt gewesen, 1771 habe sich dann jedoch in ganz Europa ein regelrechter Hype entwickelt. Der Grund: Das Buch eines naturkundlich interessierten Pfarrers, der die Höhle und ihren Inhalt darin ausgiebig analysierte.
Zoolithenhöhle bei Burggaillenreuth: So gelangten die Knochen an ihren Fundort
Viele Adelige und Museen wollten daraufhin ein Stück vom Kuchen, erklärt Schabdach. Und auch die Ortsbewohner hätten schnell gemerkt, dass sich mit den alten Knochen bares Geld verdienen ließe. Kistenweise wurden diese darum verschickt - landeten in Museen in ganz Europa. Auch in der Region, genauer im Urwelt-Museum Oberfranken in Bayreuth, finden sich einige der Knochen noch heute.
Aber wie kommt es überhaupt, dass sich so viele Überreste ausgerechnet in einer Höhle stapeln? "Die Knochen stammen zu 95 Prozent vom Höhlenbär", sagt Schabdach. Tausende von ihnen hätten die Höhlen über Jahrtausende hinweg bewohnt - und seien auch darin gestorben.
Mit der Zeit habe sich so die immense Knochenmenge angesammelt - aufgrund der Gegebenheiten vor Ort seien die Überreste außerdem alle in den gleichen Schacht gerutscht. "Man kann davon ausgehen, dass da etliche Tausend Höhlenbären in dieser Zeit ums Leben gekommen sind", sagt der Experte.
"Nach wie vor ein Rätsel": Höhle und ihr Inhalt faszinieren Forscher
Auch für die Hyänen- und Löwenknochen hat Schabdach eine Erklärung: Während Hyänen ihre Beute wohl herbrachten, um sie in Ruhe zu zerlegen, ging der ein oder andere Löwe hier auf - scheinbar wenig erfolgreiche - Bärenjagd.
Die Menschenknochen und auch die Keramikfunde hingegen seien vermutlich Überbleibsel von Begräbnissen und einer Zeit, in welcher der Vorraum der Höhle als Kultraum genutzt wurde. Erst im vergangenen Jahr habe man zudem Werkzeug von Neandertalern vor Ort entdeckt.
Viele Antworten sind zwar schon gefunden - manche Fragen bleiben jedoch bis heute offen. "Es ist für uns nach wie vor ein Rätsel, warum ausgerechnet in dieser Höhle so viele Knochen sind", sagt der Experte.
Bilder und Funde sollen Interessierten bei Vortrag im Kreis Forchheim präsentiert werden
Mit kaum einer Lokalität hätten sich weltweit so viele Wissenschaftler befasst, weiß der Forscher. "Es ist schon erstaunlich, dass eine Höhle - fast schon in der fränkischen Provinz - internationalen Ruhm erlangt hat, in der Wissenschaft." Schließlich lerne jeder Paläontologe in seinem Studium etwas über die Höhle in der Fränkischen Schweiz und ihre Bewohner.
Auch die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit der Zoolithenhöhle - und tut es bis heute. Der Verein ist außerdem Pächter der Höhle. Nicht nur über die Tierwelt vor zehntausenden Jahren ließen sich dort neue Erkenntnisse sammeln - auch über das Klima könne man durch die Höhle noch einiges lernen, sagt Schabdach.
Die Fränkische Schweiz ist bekannt für ihre beeindruckende Höhlenlandschaft mit über 1000 Höhlen, darunter die berühmte Teufelshöhle in Pottenstein, die als größte Tropfsteinhöhle Deutschlands gilt. Diese Region bietet nicht nur geologische Wunder, sondern auch historische Einblicke, da viele Höhlen bereits in prähistorischen Zeiten genutzt wurden. Besucher können sich auf spannende Führungen und Wanderungen freuen, die durch die malerische Landschaft führen und einzigartige Naturerlebnisse bieten.
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