Über 1000 Jahre alte "Ur-Bamberger" entdeckt: Archäologen machen am Dom historischen Fund

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Grabung am Bamberger Dom: Archäologen stoßen auf frühmittelalterliche Grabstätten
Bei einem der beiden besonders gut erhaltenen Grabfunden handelt es sich um ein etwa zwei- bis dreijähriges Kind.
Grabung am Bamberger Dom: Archäologen stoßen auf frühmittelalterliche Grabstätten
ReVe – Büro für Archäologie Bamberg
Grabung am Bamberger Dom: Archäologen stoßen auf frühmittelalterliche Grabstätten
Bei einem der beiden besonders gut erhaltenen Grabfunden handelt es sich um einen älteren Mann.
Grabung am Bamberger Dom: Archäologen stoßen auf frühmittelalterliche Grabstätten
Stadtarchäologie Bamberg

Bei archäologischen Grabungen am Bamberger Domberg kamen aufregende Entdeckungen zum Vorschein. Die vorgefundenen Skelette stammen laut Stadtangaben von mehr als 1000 Jahre alten "Ur-Bambergern".

In Bamberg wurde im Zuge von Bauarbeiten ein beeindruckender archäologischer Fund getätigt. "Unsere leise Hoffnung, dass auch Erkenntnisse zur Babenburg vor Errichtung des Heinrichsdoms gewonnen werden können, hat sich erfüllt", berichtete die Grabungsfirma "ReVe - Büro für Archäologie". Im Bereich des Friedhofs der Burgkirche konnten demnach zwei Bestattungen freigelegt werden. "Nach erstem Anschein handelt es sich um das Skelett eines männlichen Erwachsenen und das eines Kleinkindes", halten die Experten fest. Nach der bereits erfolgten Bergung sollen die menschlichen Überreste nun von einer Anthropologin näher untersucht werden.

Im vergangenen Jahr hatte eine archäologische Untersuchung mit einem neuen Bodenradar im Bamberger Dom ebenfalls eine spannende Entdeckung hervorgebracht. "Unsere Daten zeigen Gegebenheiten, die bislang auf keiner Karte enthalten sind", erklärte Expertin Wieke de Neef damals inFranken.de.

Grabungsfunde unweit des Bamberger Doms: Über 1000 Jahre alte "Ur-Bamberger" entdeckt

Die jüngsten Ausgrabungen in der Domstraße fanden im Rahmen von Tiefbauarbeiten statt. Die vorgefundenen Skelette stammen laut Angaben der Stadt von mehr als 1000 Jahren alten Einwohnern Bambergs. Die Funde seien nicht völlig unerwartet dahergekommen, dennoch hätten sie den Puls von Grabungsleiterin Janette Müller von "ReVe - Büro für Archäologie" und den von Stadtarchäologen Stefan Pfaffenberger etwas schneller schlagen lassen, heißt es in der Presseinformation der Stadt Bamberg.

Während der aktuellen Baumaßnahmen in der Domstraße wurden demnach menschliche Überreste mehrerer Bestattungen entdeckt, die zu einem bereits durch frühere Grabungen bekannten frühmittelalterlichen Friedhof gehören. Zwei besonders gut erhaltene Gräber enthielten die Überreste eines älteren Mannes und eines etwa zwei- bis dreijährigen Kindes. Als gesichert gilt der Stadtverlautbarung zufolge, dass diese "Ur-Bamberger" bereits vor dem Jahr 1000 bestattet wurden, also noch vor der Gründung des Bistums durch Kaiser Heinrich II.

Der Friedhof befand sich um die archäologisch ebenfalls nachgewiesene Burgkirche des im Jahr 902 erstmals erwähnten "castrums Babenberh". Durch den Standort lassen sich laut dem Stadtarchäologen entsprechende Rückschlüsse ziehen. "Da die Burgkirche und der Friedhof den Baumaßnahmen Heinrichs II. für den Dom und die Pfalz weichen mussten, lassen sich die Gräber sicher in die Zeit vor 1000 datieren", wird Stefan Pfaffenberger zitiert. "Erst weitere Analysen im Zuge der Auswertung ließen eine vielleicht noch genauere zeitliche Einordnung erwarten." Bei zwei weiteren, nur zum Teil erhaltenen Gräbern handelt es sich nach seinen Angaben vermutlich um Doppelbestattungen von Müttern mit ihrem Kleinkind.

Östliche Domstraße aus archäologischer Sicht "wesentlich interessanter"

In der Domstraße ist derzeit eine provisorische Asphaltdecke aufgebracht, die später wieder gegen das historische Pflaster ausgetauscht wird. Die Tiefbauarbeiten hatten im September 2024 zunächst im Bereich des Domplatzes begonnen. Dort und entlang des Domes konnten bis fast auf Höhe der Alten Hofhaltung keine archäologisch relevanten Befunde festgestellt werden. "Stattdessen zeigte sich unmittelbar unterhalb des historischen Pflasters bereits der anstehende Sandstein", heißt es in der Mitteilung der Stadt.

Das Fehlen jeglicher historischer Schichten erklärt sich demzufolge mit massiven Geländeabtragungen im Bereich des Domplatzes, die im Jahr 1776 auf fürstbischöflichen Erlass durchgeführt worden waren. Damit sollte ein regelmäßigeres Erscheinungsbild des Platzes vor der Neuen Residenz und zugleich ein bequemerer Aufstieg zum Domberg erreicht werden. Dass der östliche Bereich der Domstraße aus archäologischer Sicht wesentlich interessanter wird, war für die Experten keine Überraschung.

"Zur Zeit Heinrichs II. bestand an dieser Stelle noch kein Durchgang. Stattdessen lagen hier unmittelbar anschließend an das Querhaus des ersten Bamberger Doms - des 1012 geweihten sogenannten Heinrichsdoms - die ausgedehnten Baulichkeiten der königlichen beziehungsweise bischöflichen Pfalz", erläutert Pfaffenberger. Baureste dieser zeitgleich mit dem Dom Heinrichs errichteten Anlage seien bis heute im Bereich der Alten Hofhaltung erhalten. Hierzu zählen auch die unmittelbar an die Domstraße angrenzenden Überreste der ehemals achteckigen Andreaskapelle, die erst 1777 größtenteils abgebrochen worden war, um den Straßenraum aufzuweiten.

Neben Fundamentresten der Andreaskapelle: Weitere Baubefunde entdeckt

Innerhalb des Leitungsgrabens konnten im Zuge der laufenden Grabungsarbeiten zumindest noch geringe Fundamentreste des Kapellenbaus dokumentiert werden. Darüber hinaus wurden aber noch keine weiteren Baubefunde innerhalb der Trasse entdeckt - "was nicht zuletzt an einer Vielzahl älterer Leitungen liegt, die hier an der Engstelle zwischen Dom und Hofhaltung verlegt sind und bereits in früheren Zeiten massiv in den Untergrund eingegriffen hatten", heißt es in der Pressemitteilung zu den Ausgrabungen in der Domstraße.

Eine bei einer anderen Grabung in Bamberg gemachte Entdeckung gibt derweil Aufschluss über das Leben der wohlhabenden Gesellschaft im 18. Jahrhundert. "So etwas konnte sich wirklich nicht jeder leisten", betonte Archäologe Claus Vetterling Anfang des Jahres im Gespräch mit inFranken.de.

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