Eine bei einer Grabung in Bamberg gemachte Entdeckung gibt Aufschluss über das Leben der wohlhabenden Gesellschaft im 18. Jahrhundert. "So etwas konnte sich wirklich nicht jeder leisten", betont Archäologe Claus Vetterling.
Unweit der beiden Bamberger Brauereien Spezial und Fässla befindet sich ein geschichtsträchtiges Gebäude. Die Mang’sche Wachsbleiche in der Oberen Königstraße 13 war das Domizil von Johann Joseph Mang. Das Anwesen des wohlhabenden Ratsherrn und Wachsgießers wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtet. Dabei handelte es sich um eine Kombination aus Wohnhaus mit Lustgarten. Zudem gab es eine Manufaktur. Diese diente der Herstellung von weißem Wachs, das damals für liturgische Zwecke benötigt wurde.
"Die katholische Kirche hat darauf bestanden, ausschließlich weißes Kerzenwachs zu fertigen - zum Beispiel für Altarkerzen, Umzüge oder Taufen", erklärt Archäologe Claus Vetterling im Gespräch mit inFranken.de. "Es musste immer weißes Wachs sein." Das ursprünglich gelbe Bienenwachs wurde demnach auf Sandsteinblöcken ausgewalzt und durch die Sonne gebleicht. Berühmtheit erlangte die Mang’sche Wachsbleich jedoch vor allem aus einem anderen Grund. Denn vor knapp 30 gab es vor Ort einen beeindruckenden historischen Fund.
Mang’sche Wachsbleiche in Bamberg: Barocke Deckenreste bei Sanierung zum Vorschein gekommen
Im Zusammenhang mit der im September 1994 durchgeführten Sanierung eines Pavillons kamen bei Grabungen die abgeschlagenen Putzreste einer barocken Decke zum Vorschein. "Der ehemalige Besitzer hatte das Gebäude im 19. Jahrhundert umgebaut", schildert Vetterling die Begleitumstände. Ihm zufolge wurde damals das Deckenfresko abgeschlagen - und deren Überbleibsel dann erst 1994 unter dem Holzfußboden gefunden.
Die meist Handteller großen Fragmente zeigen maskierte Figuren und Musikinstrumente sowie Rankenmuster auf goldenem Grund. Wie Vetterling und seine Kollegen von "ReVe - Büro für Archäologie" annehmen, wurde das Deckengemälde vermutlich um das Jahr 1750 von Johann Anwander angefertigt. Zu den bekanntesten Werken des Rokkokomalers zählt die Bemalung der Fassade des Alten Bamberger Rathauses im linken Regnitzarm.
Die geborgenen Funde vermitteln dem Experten zufolge einen Eindruck der gehobenen Lebensverhältnisse im barocken Bamberg. "Ein Deckengemälde konnte sich wirklich nicht jeder leisten", betont Vetterling. "Auch einen Pavillon anzulegen, ist schon etwas Besonderes." Der Archäologe hält es für möglich, dass dort einst Bankette abgehalten wurden. "Mit mehreren Gängen. Vielleicht gab es Wild."
Gemälde zeigt barocke Lebensfreude - Skulptur "von außerordentlicher Qualität" entdeckt
"Die barocke Lebensfreude kommt durch diese Gemälde schon zum Ausdruck." Laut Vetterling enthielt das Deckenmotiv neben der Darstellung einer Maske etwa auch Bordüren am Rand. Die gemalte Dame mit Maske spiele vermutlich auf das Thema Eitelkeit an. Insgesamt handelte es sich wohl um ein Deckengemälde mit einer Szenerie wie im Kuppelfresko der Karlskirche in Wien. Letzteres wurde im 18. Jahrhundert vom Salzburger Barockmaler Johann Michael Rottmayr (1654–1730) geschaffen. "Es ist gut möglich, dass die Eitelkeit als Zeichen der Ketzerei dargestellt werden sollte", hält Vetterling mit Blick auf den historischen Fund fest.
Bei der Sanierung des Anwesens in der Letzengasse 5 im Jahr 1994 kam zudem das Abbild eines männlichen Torsos zum Vorschein. Laut dem Kunsthistoriker Volker Rößner handelt es sich um eine Bildhauerarbeit "von außerordentlicher Qualität". Demnach stammte die zerbrochene Figur offensichtlich aus dem Mang’schen Garten. Neben dem Torso wurden auch andere Skulpturenfragmente bei Fundamentarbeiten entdeckt.