Der Bürgermeistersteg in Erlangen hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Ärger gesorgt - und gilt als Brennpunkt der Bergkirchweih. Zum Anstich setzte die Polizei sogar eine Reiterstaffel ein. Doch der Tag verlief anders als befürchtet.
Die Erlanger Bergkirchweih gehört mit rund einer Million Besuchern pro Jahr zu den größten Volksfesten Deutschlands. Am Donnerstag (16. Mai 2024) war es wieder so weit: Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) eröffnete das Traditions-Spektakel unter Jubel mit dem offiziellen Fassanstich - im Anschluss verriet er gegenüber inFranken.de sein "absolutes Lieblingsbier". Gleichzeitig gibt es um das Konzept der Kirchweih seit längerem heftige Debatten.
Während Stadt und Polizei unter anderem mit Videoüberwachung, und einem Außenverkaufsverbot auf dem traditionellen Afterberg für mehr Sicherheit und Ordnung sorgen wollen, beklagen Gäste und Wirte teils, dass hierdurch der Charakter des "Berchs" immer mehr verloren gehe. Denn zur Bergkirchweih wird nicht nur auf dem Gelände gefeiert. Abertausende - meist junge Menschen - verwandeln die Innenstadt schon ab den späten Vormittagsstunden Tag für Tag in eine Partymeile. Doch einer der zentralen Treffpunkte - der Bürgermeistersteg (offiziell Lewin-Poeschke-Anlage) - ist Anwohnern schon länger ein Dorn im Auge.
Erlanger Bürgermeistersteg-Partys verärgern Anwohner - erneutes Musikverbot
Viele der traditionellen Bierkastenläufe enden am Bürgermeistersteg, hier wird gegrillt, Flunkyball gespielt, gelacht, getrunken - meist untermalt vom Sound der eigenen Bluetooth-Boxen. Doch die zunehmenden Beschwerden der Anwohner über Müll, Lärm und Wildpinkler haben zu strikten Maßnahmen in der Grünanlage geführt. So war gegen den Widerstand vieler Jugendorganisationen 2023 ein Musikverbot zwischen 14 und 2 Uhr nachts erlassen worden, das auch heuer wieder gilt. Gleichzeitig wurden die Polizeikontrollen am Bürgermeistersteg massiv verstärkt.
"Freizeitanlagen sind keine Disco", mahnt die Stadt noch einige Stunden vor dem Anstich in einem Social-Media-Post und bittet um "gegenseitige Rücksichtnahme". Am Nachmittag gegen 15.45 Uhr ist unser inFranken.de-Reporter dann selbst vor Ort, um sich einen Eindruck der Lage zu verschaffen.
Die Party ist hier schon in vollem Gange - von gedrückter Feierstimmung ist nichts zu bemerken. Vorwiegend junge Menschen trinken Bier, spielen Trinkspiele und hören laute Musik aus Boxen. Also alles wie immer? Nicht ganz. Denn damit es vor Ort sauber bleibt, wurden erneut Müllcontainer und zum ersten Mal auch ein WC-Container-Haus installiert - inklusive Toilettendame am Eingang.
Friedliche Stimmung statt Chaos: 4000 Menschen feiern an Bergkirchweih-Brennpunkt
Und tatsächlich: Trotz ausgelassener Stimmung bleibt der Bürgermeistersteg weitgehend sauber - von Vermüllung ist nichts zu sehen. Auch die früher üblichen Wildpinkler nehmen das Toilettenangebot offenbar dankbar an. Zwei Beamte patrouillieren auf der Grünfläche - weitere Polizisten reiten mit Pferden um das Geschehen. Das zieht Aufmerksamkeit auf sich. Junge Frauen im Dirndl scharen sich in einer kleinen Gruppe um die Tiere, streicheln sie und unterhalten sich freundlich mit den Ordnungshütern.
Auf Nachfrage bei der Polizei heißt es, die Stimmung sei bisher sehr friedlich. Auch bei der Musikbeschallung scheinen die Beamten heute ein Auge zuzudrücken. Allerdings kommt es im späteren Verlauf der Party am Bürgermeistersteg doch noch zu einer Auseinandersetzung, wie die Polizei in ihrer Berg-Bilanz von Tag 1 schreibt. Vier, bislang unbekannte Täter attackieren demnach einen 17-jährigen Jugendlichen. Er erhält mehrere Faustschläge ins Gesicht und muss vom Rettungsdienst in eine Klinik gebracht werden.