Im Vergleich zum vergangenen Frühjahr geht es an der Bahnbaustelle deutlich ruhiger zu. Die großen Veränderungen sind im ganzen Ort zu spüren und zu sehen.
Die Aussicht ist besser, aber nicht schöner geworden. Jetzt in der Frühjahrssonne wird sie wieder deutlich, die breite Schneise, die die Bahn durch Breitengüßbach gezogen hat. Von ihrem Haus aus sehen Lucia und Michael Huth entlang der Bahn nun grau statt grün, dem Blick Richtung Haßberge steht kein Baum mehr im Weg.
Das Grau hat aber auch seine Vorteile. Die Schallschutzwände erfüllen ihren Zweck. So ging es für die Anwohner beim Verlegen des dritten Gleises Anfang Februar für die Anwohner gefühlt und gehört deutlich leiser zu als im vergangenen Sommer. "Ich habe Vertrauen in die Lärmschutztechnik bekommen", stellt Michael Huth fest. Das gilt auch für die neuen Fenster. Mal schauen, wie es wird, wenn man sie in der warmen Jahreszeit doch mal länger offen lassen will.
Laut ist es auch jetzt wieder. Letzte Woche wurde hundert Meter weiter, dort wo die Lärmschutzwand vor der Unteroberndorfer Brücke endet, ein hoher breiter Erdwall aufgeschüttet. "Das macht wieder Krach", sagt Lucia Huth. Aber auch hier: "Kein Vergleich. Letztes Jahr war's noch deutlich lauter." Die Bohrpfähle, die damals entlang des Gleisbetts eingesetzt wurden, waren deutlich größer. Und vielleicht gewöhnt man sich ja auch daran. Oder man härtet ab. Vor dem Verlegen des vierten Gleises, wenn das Überwerfungsbauwerk hinter der Brücke mal fertiggestellt ist, bangt den Huths nicht. Ob von dort dann die Zuggeräusche quasi durch die Hintertür zu hören sein werden, das wird sich zeigen.
Vom Dorf zur Vorstadt
Während sich die Baustelle weiter hinzieht, blicken die Huths nicht nur aus dem eignen Schallschutzfenster auf die Veränderungen. "Eigentlich ist das ja gut für den Ort", stellen sie angesichts der neuen Brücken und Unterführungen fest. Auch der Bahnhof, früher klein und verwinkelt, hat sich mit den breiten Bahnsteigen und den Aufzügen - die zwar schon geraume Zeit betriebsbereit montiert sind, wegen des noch nicht funktionierenden Notrufsystems aber immer noch nicht benützt werden dürfen - herausgemacht. Aber er hat jetzt eine Großstadt-Optik, so Michael Huth. "Schaut aus wie eine S-Bahn-Station in der Vorstadt", meint Lucia Huth. Ein bisschen sei der Dorfcharakter von Breitengüßbach schon verloren gegangen, stellen sie bedauernd fest.
Positiv bewerten sie auf alle Fälle Tempo 30 in der Hauptstraße. Auch wenn das jüngst im Gemeindeblatt veröffentlichte Ergebnis einer Geschwindigkeitsmessung zeigt, dass jeder Dritte zu schnell ist und der Spitzenreiter an einem helllichten Samstagvormittag auf 97 km/h kam.
Serie Bautagebuch
Folge 1 - Die Ruhe vor dem SturmFolge 2 - Der letzte Baum ist gefälltFolge 3 - Kehraus in BreitengüßbachFolge 4 - Nach dem Matsch nun der StaubFolge 5 - Baggern, bohren, rüttelnFolge 6 - Keine Halbzeit-Pause auf der ICE-BaustelleFolge 7 - Die heiße Phase ist noch nicht vorbeiFolge 8 - Noch viele offene Baustellen an der BahnstreckeFolge 9 - Flüster-ICE und laute GüterzügeFolge 10 - Entlang der Bahn ist noch keine Ruhe eingekehrtFolge 11 - Der Bahnlärm bleibt jetzt draußenFolge 12 - Grau statt Grün am Bahndamm