"Echte" Renten-Reform: Klingbeil will mehr einzahlen lassen - "Frühstartrente" als Teil-Lösung?

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SPD-Chef Lars Klingbeil spricht sich gegen eine Erhöhung des Renteneintrittsalters aus. Stattdessen fordert er eine Erweiterung des Kreises der Beitragszahler in die Rentenkasse.

SPD-Chef Lars Klingbeil betont die Notwendigkeit einer "echten Reform" des Rentensystems. Er lehnt eine Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters ab, spricht sich jedoch für eine attraktivere Gestaltung der Möglichkeit, freiwillig länger zu arbeiten, aus. Dies äußerte er in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Klingbeil plädiert für eine Erweiterung des Kreises der Beitragszahler als einen Weg, die Rente abzusichern. Klingbeil zufolge "müssen wir darüber reden, wer alles und wie viel in die Rentenkasse einzahlt." Ein Scheitern der Reform könnte seiner Meinung nach drastische Konsequenzen haben, unter anderem eine Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge. "Wir müssen uns jetzt anstrengen", appelliert der SPD-Chef. Experten fordern zudem, dass die Beamtenpensionen überdacht werden müssen und Renten vereinheitlicht werden sollen. 

Klingbeil: "Wer gebuckelt hat, soll auskömmliche Rente erhalten"

Unter Verweis auf den Koalitionsvertrag bekräftigte Klingbeil ein Bestehen der "Rente mit 63". Wer 45 Jahre lang gearbeitet und in die Rentenversicherung eingezahlt hat, soll auch künftig ohne Abschläge in den Ruhestand gehen können. "Wer gebuckelt hat, in der Pflege, als Erzieherin, auf dem Bau oder an der Supermarktkasse, soll eine auskömmliche Rente haben", betonte er. Das sei eine "entscheidende Gerechtigkeitsfrage" und nicht einfach nur ein Wahlgeschenk. 

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Ein Rentenniveau von 48 Prozent sei in seinen Augen das Mindeste, was sich Menschen "nach langer, harter Arbeit verdient haben". Vorschläge einer sinnvollen Rentenreform sollen von einer Kommission bis zur Mitte der Legislaturperiode kommen. Neben der "Rente mit 63" und einem bis 2031 geplanten, sicheren Rentenniveau von 48 Prozent, soll die sogenannte Aktiv-Rente eine Möglichkeit darstellen, sich im Ruhestand finanziell besser aufzustellen. 

Bis zu 2000 Euro sollen sich Rentner, die weiterarbeiten, im Monat steuerfrei hinzuverdienen können, so die Idee. Arbeitgeberverbände und der Sozialverband VdK kritisieren die Pläne und äußern Befürchtungen, dass eine Erhöhung der Beitragssätze zur Rentenversicherung damit einhergehen könnte. 

Union will andere Renten-Wege gehen: "Frühstartrente" soll mehr Menschen an die Kapitalmärkte bringen

Im Koalitionsvertrag steht zudem, dass eine sogenannte Frühstartrente als zusätzliche Absicherung im Alter dienen soll. "Wir wollen für jedes Kind vom sechsten bis zum 18. Lebensjahr, das eine Bildungseinrichtung in Deutschland besucht, pro Monat zehn Euro in ein individuelles, kapitalgedecktes und privatwirtschaftlich organisiertes Altersvorsorgedepot einzahlen", heißt es dort. 

Sollte dieser Plan umgesetzt werden und das Depot nach dem 18. Lebensjahr für die Altersvorsorge mit zehn Euro monatlich selbst weiter bespart werden, soll es möglich sein - bei entsprechender Rendite - bis zum Renteneintrittsalter von 67 Jahren ein Vermögen zwischen 44.000 bis 135.000 Euro angesammelt zu haben. 

In einer Beispielrechnung des Merkur heißt es hierzu, dass man sich über 20 Jahre lang monatlich über das besagte Depot 460 Euro zusätzlich zur Rente auszahlen lassen kann, wenn man ein Vermögen von etwa 75.000 Euro angespart hat.

Ab Juli: Renten sollen steigen - weitere Änderungen im August geplant

Ab Juli 2025 steigen die Renten in Deutschland um 3,74 Prozent. Worüber sich viele Rentnerinnen und Rentner erstmal freuen, bringt gleichzeitig steuerliche Herausforderungen mit sich. Bis August sind weitere Änderungen und Anpassungen in der Rente geplant. Politische Entscheidungen und wirtschaftliche Faktoren nehmen hier deutlichen Einfluss.

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