Elefanten erkranken nur sehr selten an Krebs. Doch woran liegt das?
Der Elefant wird nicht nur besonders alt, er gehört zu den Tieren, die am seltensten an Krebs erkranken. Die Gründe dafür konnten Forscher bereits ermitteln. Doch wie kann die Tierwelt den Menschen bei der Bekämpfung der Krankheit unterstützen?
Krebs: Wenn die Zellen mutieren
Als Krebs wird in der Medizin eine bösartige Gewebeneubildung bezeichnet. Die Tumorzellen der Krebsgeschwulst vermehren sich unkontrolliert, wachsen dabei in Nachbargewebe ein und zerstören somit gesundes Gewebe. Die Tumorzellen in benachbartem Gewebe werden Metastasen genannt. Diese reagieren nicht mehr auf körperinterne Signale, die das Zellwachstum steuern und lassen sich nicht mehr durch das Immunsystem kontrollieren. Tumore sind ganz unterschiedlicher Natur, jede Krebsform ist ganz individuell. Gemein haben sie jedoch alle, dass es sich im Ursprung um eine Erkrankung der Gene handelt. Die Veränderung der DNA innerhalb des Zellkerns verwandelt eine gesunde Zelle in eine Krebszelle.
Auch Tiere erkranken an Krebs. Viele von ihnen jedoch deutlich seltener als der Mensch. Der Elefant beispielsweise erkrankt weniger häufig an Krebs. In einer Studie, die 2018 im Magazin "Cell Reports" erschien, konnten Forscher 20 Kopien eines Gens namens p53 identifizieren, die die Entstehung von Tumoren verhindern, indem sie Veränderungen der Gene innerhalb von Zellen erkennen und reparieren oder die Zelle zerstören. Auch der Mensch hat ein solches Gen, allerdings liegt hier nur eine Kopie in der DNA vor. Wie wichtig diese Wächterfunktion des Gens ist, scheint mit Blick auf den Elefanten naheliegend. Denn auch wenn die statistische Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken beim Elefanten aufgrund der Größe und der Zellmenge hundertmal höher sein müsste als beim Menschen, erkranken nur 5 Prozent der Tiere im Verlauf ihres 50 - 70 Jahre langen Lebens. Zum Vergleich: beim Menschen sind es 11 bis 25 Prozent. Wenn das p53 Gen seine Funktion verliert, kann es seine Aufgabe, die Mutation von Genen, nicht verhindern. Es gibt erste Studien, in denen Wirkstoffe verwendet werden, um dieses p53 Gen in den Krebszellen zu reaktivierten und so den Krebs zu zerstören.
Neben dem Elefanten erkranken auch andere Tierarten nur selten an Krebs wie der Grönlandwal, die Fledermaus oder der Nacktmull. Die Mechanismen, mit denen diese Tierarten die Mutation von Zellen zu Tumorzellen verhindern, sind unterschiedlich. Das Forschungsfeld der "Comparative Oncology" beschäftigt sich mit der Fragen, wie Erkenntnisse über Mechanismen aus der Tierwelt, auf den Menschen zu übertragen sind und inwiefern diese Erkenntnisse dabei helfen können, neue Therapien zu entwickeln.
Krebs in der Tierwelt
Sich mit den unterschiedlichen Abwehrmechanismen der Tierwelt zu beschäftigen, kann helfen, um beispielsweise die Funktion bestimmter Gene besser zu verstehen. Jedoch sind viele Krebsformen des Menschen auf Lebensstilfaktoren zurückzuführen. Bei den meisten Tieren spielen diese jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Deshalb ist die Untersuchung von Tieren, die ebenfalls häufiger an Krebs erkranken, eng mit dem Menschen zusammenleben und daher ähnlichen Schadstoffen im Alltag ausgesetzt sind, ebenfalls ein wichtiger Teil der Forschung.
So ist bereits bekannt, dass viele Krebsarten bei Hunden – biologisch betrachtet – Ähnlichkeiten zu menschlichen Krebsarten aufzeigen. Bei Hunden und Katzen steigt das Krebsrisiko ebenso wie bei Menschen mit dem Alter. Ähnlich wie in unserer Humangesellschaft werden auch die Haustiere immer älter und somit die Krebserkrankungen häufiger. Teilweise wird diese Erkenntnis von der Wissenschaft genutzt, zum Beispiel in den USA, um in klinischen Studien an Hunden neue Krebsmedikamente zu testen.