Frankfurt/Main
Brettspiel-Auszeichnung

Spiel des Jahres 2023: Alle nominierten und empfohlenen Gesellschaftsspiele im Überblick

Auf diesen Termin haben viele Spielefans gewartet: Am Montagnachmittag hat die Spiel-des-Jahres-Jury die besten Spiele des aktuellen Jahrgangs bekannt gegeben. Daraus leiteten sie die Nominierungslisten für die begehrten Auszeichnungen "Spiel des Jahres", "Kinderspiel des Jahres" und "Kennerspiel des Jahres" ab.
Spiel Dorfromantik
Spiel-des-Jahres-Kanidat: Das Spiel "Dorfromantik" (Autoren: Lukas Zach und Michael Palm/Verlag: Pegasus Spiele). Foto: Pegasus Verlag/dpa
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Die Kandidaten für das Spiel des Jahres 2023 stehen fest: Die Jury des Spiel des Jahres e.V. hat am Montagnachmittag (22. Mai 2023) im Frankfurter Spiele-Café Playce die Longlist und die Shortlist für den wichtigsten deutschen Gesellschaftsspiele-Preis bekannt gegeben.  Der Verein nominierte die Brettspiele "Dorfromantik" (Autoren: Lukas Zach und Michael Palm/Verlag: Pegasus Spiele), "Fun Facts" (Kasper Lapp/Repos Production) und "Next Station London" (Matthew Dunstan/HCM Kinzel) für den begehrten Preis mit dem roten "Pöppel" auf der Schachtel.

Vertreten war der"Spiel des Jahres"-Verein durch den Vorsitzenden Harald Schrapers und den Koordinator der Kinderspiel-Jury, Christoph Schlewinski. Neben den Kandidaten für die "rote" Brettspiel-Trophäe, die im vergangenen Jahr an "Cascadia" ging (hier findest du unsere Rezension), wurde auch die Nomierungen für das Kinderspiel des Jahres 2023 und für das Kennerspiel des Jahres 2023 bekannt gegeben. Letzteres richtet sich an erfahrenere Brettspieler.  Wir haben die Präsentation der Empfehlungsliste und der Kandidatenliste für 2023 im Live-Stream verfolgt und fassen die Vorstellung für euch zusammen.

Die besten aktuellen Gesellschaftsspiele - Jury testet 440 Brettspiel-Neuheiten

Wie Schrapers und Schlewinkski informierten, haben sich die beiden Jurys des Vereins (für das Kinderspiel des Jahres einerseits und für Spiel des Jahres und Kennerspiel des Jahres andererseits) insgesamt 440 Spiele genauer angeschaut. Das seien 10 Prozent mehr als 2022.  Trotzdem sei die Zahl der Neuheiten im Kinderspielbereich spürbar geringer als in den Jahren vor der Pandemie, heißt es in einer Mitteilung auf der "Spiel des Jahres"-Homepage

Hinsichtlich der Kinderspiele machte Christoph Schlewinski auf einen Trend aufmerksam: "So starke Merkspiele hatten wir noch nie!" Es sei auffällig, dass bei den aktuellen Neuerscheinungen ein althergebrachtes Genre dominiere: das Merkspiel, das an den Klassiker "Memory" erinnere. "Kaum denkt man sich, dass beim Merkspiel niemandem etwas Neues mehr einfällt, gibt es eine große Zahl an wirklich raffinierten Varianten".

Allen voran "Gigamon" habe in den Spielerunden der Jurymitglieder die Kinder begeistern können. Dennoch wäre es wünschenswert, dass in den kommenden Jahren wieder eine größere Vielfalt an Mechanismen aufgegriffen wird. Vorsitzender Schrapers ergänzte, dass es mit "That's Not A Hat" auch ein Merkspiel auf die "Spiel des Jahres"-Empfehlungsliste geschafft habe.

Große Gruppen und Partyspiele im Fokus

Ebenfalls bemerkenswert im Bereich der Erwachsenenspiele: Harald Schrapers und Co. hatten auffällig viele Spiele zu testen, "die deutlich über die klassische Spieleranzahl von 1 bis 4 Personen hinausgehen". Dazu gehörten Partyspiele wie Fun Facts und Hitster, aber auch der Kennerspiel-Kandiat Challengers, einem Turnierspiel, das in großen Gruppen mit bis zu acht Mitspielenden besonders viel Spaß mache. Das sei womöglich ein "kleiner Trend". 

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"Mysterium Kids", Anwärter auf der Titel "Kinderspiel des Jahres", gehöre dem "Partyspiel"-Genre an, das bislang bei den Kinderspielen seltener in bemerkenswerter Qualität zu finden war, teilt die Jury weiter mit. Für Erwachsene sei das Genre hingegen etabliert. Es überrasche nicht, dass "Hitster", für das ein kostenpflichtiger oder werbefinanzierter Spotify-Account notwendig ist, auf der Longlist zum Spiel des Jahres stehe. "Fun Facts" wurde sogar zum Spiel des Jahres nominiert. Es falle auf, dass über das "Partyspiel" hinaus einige Titel zu den herausragenden Neuerscheinungen gehören, die mit mehr als vier Personen spielbar sind, fassen die Spiele-Experten zusammen.

Einen Kritikpunkt mussten die Spiel-des-Jahres-Vertreter auch loswerden: "Selbst bei den herausragenden Spielen wäre etwas mehr redaktionelle Sorgfalt gut gewesen", etwa bei der grafischen Gestaltung oder bei der Spielregel. Dennoch habe es viele gute Ideen gegeben, die eine Nominierung rechtfertige. 

Spiel des Jahres 2023: Das sind die Nominierungen - und die Empfehlungen

Vorgestellt wurden zunächst die Longlists für die drei Kategorien, in denen die Jury ihre Auszeichnung vergibt. Auf diese Empfehlungsliste schafften es beim "Spiel des Jahres" neun Brettspiele, beim "Kinderspiel des Jahres" sechs Spiele und beim "Kennerspiel des Jahres" fünf Gesellschaftsspiele.

Aus den drei "besten" Neuheiten dieser drei Langlisten bildete die Jury jeweils eine Shortlist mit drei Spielen. Es gibt also pro Kategorie drei Spiele, die sich nun offiziell "Nominiert als Spiel des Jahres 2023" nennen dürfen. 

Das sind Anwärter auf den Preis Spiel des Jahres 2023:

Spiel des Jahres: 

  • Dorfromantik - Das Brettspiel* von Michael Palm und Lukas Zach (Pegasus Spiele): ein kooperatives Legespiel für 1 bis 6 Personen ab 8 Jahren, das die analoge Variante zum beliebten Computerspiel darstellt. Landschaftsplättchen müssen möglichst effizient aneinandergelegt werden, wobei es eine originelle Besonderheit gibt: Im Verlauf der wiederspielbaren Kampagnen können neue Plättchen freigespielt werden, die sich in zunächst verschlossenen Schachteln verbergen.
  • Fun Facts* von Kasper Lapp (Repos Production): ein kooperatives Partyspiel für 4 bis 8 Personen ab 8 Jahren mit superschnellem Einstieg. Im Mittelpunkt des Spiels steht die Selbsteinschätzung der Spielenden. Jede/r schreibt verdeckt auf eine Tafel, wie ausgeprägt sie/er eine bestimmte Eigenschaft (z. B. Tierliebe) oder ein Fakt (etwa die Häufigkeit der Wohnungsumzüge) bei sich sieht - auf einer Skala von 0 bis 100. Die Gruppe muss die Täfelchen schließlich in die richtige Reihenfolge bringen.
  • Next Station London* von Matthew Dunstan (HCM Kinzel):  ein "Flip & Write-Spiel" für 1 bis 4 Personen ab 8 Jahren. Die "Write"-Komponente: Jede/r verbindet mit Buntstiften auf einem Blatt U-Bahn-Linien, bis das komplette Londoner Schienennetz entstanden ist. Dafür werden Karten aufgedeckt ("Flip"), die bestimmte Stationstypen vorgeben oder Bonuseigenschaften haben.

Auf der Longlist (Empfehlungsliste) befinden sich:

Kinderspiel des Jahres:

  • Carla Caramel* von Sara Zarian (Loki): ein kooperatives Würfelspiel für 1 bis 6 Kinder ab 4 Jahren, bei dem die Spielenden zu Eisverkäufer*innen werden.
  • Gigamon* von Johann Roussel und Karim Aouidad (Mirakulus/Studio H): ein farbenfrohes Merkspiel für 2 bis 4 Kinder ab 5 Jahren. Wie beim Klassiker "Memory" werden hier immer zwei verdeckte Plättchen umgedreht, auf denen sich mystische Wesen befinden. Der Clou: Jede Kreatur bringt Sondereffekte mit sich. 
  • Mysterium Kids - Der Schatz von Kapitän Buh* von Antonin Boccara und Yves Hirschfeld (Libbelud/Space Cow): ein kooperatives Assoziationsspiel für 2 bis 6 Kinder ab 6 Jahren. Die Teilnehmendem begeben sich gemeinsam auf akustische Schatzsuche, wobei eine/r von ihnen die Rolle des Geistes von Kapitän Buh übernimmt. Sein Nachteil: Er kann nicht sprechen, dafür aber umso besser Tamburin spielen. Als Geist muss man seinen Mitspielenden also Hinweise zu Objekten in der Spukvilla geben, indem man dessen Klang auf dem beiliegenden Tamburin imitiert.   

Auf die Empfehlungsliste geschafft haben es:

  • Douzanimo* von Sébastien Decad (Djeco): kooperatives Gedächtnisspiel für Kinder ab 5 Jahren
  • Mein erstes Abenteuer (Band 1 bis 7)* von Roméo Hennion et al. (Board Game Box): neue Spielbuch-Reihe mit spannenden Abenteuern für Kinder ab 4. 
  • Rutsch und Flutsch* von Joel Escalante und Rafael Escalante (Game Factory): actionreiches Geschicklichkeitsspiel für Kinder ab 5 

Kennerspiel des Jahres:

  • Challengers* von Johannes Krenner und Markus Slawitscheck (1 More Time Games und Z-Man Games):  ein Deck-Management-Spiel mit außergewöhnlichem Turnier-Feeling für 1 bis 8 Personen ab 8 Jahren (Juryempfehlung: ab 10). Bis zu acht Coaches stellen Teams aus Charakter-Karten zusammen (darunter T-Rex, Gummiente, Alien und Staubsauger) und lassen sie im Duell aufeinander los.
  • Iki - Die Handwerker und Händler von Edo* von Koota Yamada (Giant Roc/Sorry we are French): ein Handelsspiel für 2 bis 4 Personen ab 14 Jahren. Die Spielenden müssen im historischen Edo (heute: Tokio) als Händler mit Geschäften, Künstlern und Kunden agieren.
  • Planet Unknown* von Ryan Lambert und Adam Rehberg (Strohmann Games/Adam’s Apple Games): ein Legespiel bzw. Puzzlespiel im Weltraum für 1 bis 6 Personen ab 10 Jahren. Die Teilnehmer fungieren als Terraformer, die fremde Planeten nutzbar machen wollen und dafür Tetris-ähnliche Elemente auf der Oberfläche aneinanderlegen. Ein Hingucker: die drehbare Raumstation als zentrales Spielelement.

Die Empfehlungsliste besteht aus:

  • Council of Shadows* von Martin Kallenborn und Jochen Scherer (alea/Ravensburger): Quantensprung-Strategiespiel für 1-4 Spielende 
  • Mindbug - Der erste Kontakt* von Skaff Elias, Richard Garfield, Marvin Hegen und Christian Kuhdahl (Nerd Lab): Duell-Kartenspiel mit Monstern für genau 2 Spielende

Bei den Kinderspielen dominieren – neben einer österreichischen Autorin – die französischsprachigen Spieleautoren. Beim Spiel und Kennerspiel ist es hingegen gemischt: Ein Däne, Kasper Lapp, wird zweimal erwähnt. Ansonsten teilen sich die deutsch-, englisch- und französischsprachigen Autoren sowie ein Japaner die Plätze auf den Listen.

Sonderpreis für Rätselspiel-Reihe "Unlock"

Den Gewinner eines Sonderpreises, "der genau genommen auf zwei Sonderpreisen besteht", hat die Jury bereits während der Nominierung verlautet: Cyril Demaegd erhielt diese Auszeichnung für seine "Unlock"-Reihe*,  die es zwar bereits seit 2017 gebe. Harald Schrapers zufolge sei allerdings "bemerkenswert, wie die Qualität der Spiele gestiegen ist".   

Die Reihe sei an die "Escape"-Spiele angelehnt, ohne sich auf das Motiv der "Flucht" zu beschränken, erklärt die Jury.  Der Sonderpreis gehe nun an die aktuellen Fälle "Unlock! Game Adventures*" und "Unlock! Kids: Detektivgeschichten*" – diese kindgerechte Adaption konnte die Jury ganz besonders überzeugen. Deshalb werde der Sonderpreis in zweifacher Ausfertigung an die Rätselspiel-Reihe verliehen: in der Farbe Anthrazit für das Kennerspiel "Unlock" und erstmals auch in Blau für das Kinderspiel "Unlock! Kids".

Laut Jury findet 2023 zum ersten Mal seit 14 Jahren wieder eine gemeinsame Preisverleihung für alle drei Kategorien statt. In den vergangenen Jahren fand die Kür zum Kinderspiel des Jahres stets vor der für die Erwachsenenspiele statt. Die endgültige Entscheidung über das Spiel des Jahres 2023 wird am Sonntag, 16. Juli 2023, um 18 Uhr in der Music Hall in Berlin bekannt geben. 

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