Dr. Dreher: Mit gravierenden Folgen für unsere Gesundheit.
Was sind denn die schlimmsten gesundheitlichen Folgen von Übergewicht?
Langer: Letztendlich wirkt sich Übergewicht auf viele Teilbereiche unseres Körpers aus. Denken Sie an Diabetes mellitus, den sogenannten Alterszucker, der jetzt auch schon bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Etwa 80 Prozent der Patienten erkranken daran wegen Übergewicht. Alleine für diesen Bereich gehen die Kassen von Kosten in Höhe von rund zehn Milliarden Euro aus. Betroffen sind auch das Herz-Kreislauf-System, die Wirbelsäule, Hüfte, Knie, Gelenke. Es gibt auch klare Indizien, dass Tumore und Demenz etwas mit Übergewicht zu tun haben.
Klingt schrecklich. Was tun?
Langer: Frühzeitig auf die Waage schauen und den Taillenumfang beobachten.
Wieso den Taillenumfang?
Dr. Dreher: Weil das Bauchfett am gefährlichsten für gesundheitliche Folgeschäden ist. Die Herzinfarkt-Gefahr steigt beispielsweise mit dem Umfang der Taille.
Ab welchem Umfang wird es denn gefährlich?
Langer: Bis 80 ist er bei Frauen Okay. Ab 88 beginnt schon die Phase der Adipositas. Bei Männern beginnt diese Gefahr bei 102 Zentimetern Bauchumfang. Bis 96 Zentimeter ist noch alles in Ordnung.
Dr. Dreher: Wir sollten deshalb frühzeitig darauf achten, wohin die Reise geht. Sind Folgeschäden wie kaputte Gelenke oder Herzschwäche erst einmal aufgetreten, wird es schwierig.
Warum?
Dr. Dreher: Je mehr Gewicht ich mit mir herumtrage, desto schwerer fällt es, abzunehmen. Je mehr ich auf die Waage bringe, desto weniger kann ich mich bewegen. Das ist wie ein Fluch. Die Lebensqualität sinkt mit steigendem Gewicht. Ohne Bewegung wird es mit dem Abnehmen nicht klappen.
Aber es gibt doch so viele Diäten.
Langer: Vorsicht vor diesen Modeerscheinungen. Beim Abnehmen geht es in der Regel darum, die Energiezufuhr einzuschränken. Und dafür muss ich wissen, wie viele Kalorien die Lebensmittel haben, die ich zu mir nehme. Mit einer Handvoll Erdnüsse bin ich schon bei 500 Kalorien. Das deckt bei Frauen mit Normalgewicht schon ein Viertel des Tagesbedarfs.
Also diszipliniert mit sich selbst sein.
Langer: Sicher, aber es darf nicht in eine Art Selbstkasteiung ausarten. Am besten setze ich mir ein längerfristiges, erreichbares Ziel: Innerhalb von 14 Tagen sollte meine Energiebilanz ausgeglichen sein. Dann kann ich auch mal zwischendurch ein Stück Schokoladen essen. Viele Menschen scheitern, weil sie ihre Ziele zu hoch gesteckt haben.
Dr. Dreher: Und wer mehrmals gescheitert ist, der hat keine Lust mehr aufs Abnehmen.
Es gibt immer mehr übergewichtige Menschen, die sich operieren lassen. Eine gute Entwicklung?
Dr. Dreher: Mit dieser Methode kann man tatsächlich drastisch abnehmen und das neue Gewicht auch tatsächlich halten. Der Preis dafür ist eine Verstümmelung des Körpers. Ein Teil des Magens wird entfernt oder ein Bypass gelegt. Letztendlich ist dies der absolute Notknopf, den man noch drücken kann.
Was ist besser?
Langer: Viel Obst, Gemüse und Salat zu essen und sich körperlich betätigen. Wir laufen im Schnitt etwa 1000 Schritte am Tag, das ist viel zu wenig. 10 000 Schritte wären gut.
Dr. Dreher: Deshalb Treppen steigen statt den Aufzug nehmen. Zur Arbeit laufen oder Rad fahren, wenn der Weg nicht zu weit ist.
Langer: Gerne auch Sport in Gruppen treiben. Die Gruppendynamik hat da durchaus positive Effekte.
Dr. Dreher: Ich würde Ernährung ja als Schulfach etablieren. Das ist meiner Meinung nach so wichtig wie Englisch.
Mit Selbstdisziplin alleine wird sich die Entwicklung nicht stoppen lassen?
Dr. Dreher: Da bin ich sehr skeptisch. Weltweit gesehen sind bereits 2,1 Milliarden von sechs Milliarden Menschen übergewichtig. Vielleicht könnte man ein Umdenken erreichen, wenn man den Kassenbeitrag in Relation mit dem BMI setzt.
Vortrag: „Ich bin rund, na und?“ Am heutigen Mittwoch, 23. November, 19.30 Uhr im Gemeinschaftsraum der Klinik Kitzinger Land, Ebene 1.