Der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entworfene neue Klinik-Atlas ist da. Patienten sollen Krankenhäuser damit besser vergleichen können. In unserem Herzinfarkt-Beispiel zeigen wir, welche Einrichtungen in Franken gut abschneiden - und welche eher nicht.
Der neue Krankenhaus-Atlas, im genauen Wortlaut Bundes-Klinik-Atlas, ist online. Er ist einer der wichtigsten Punkte in Vorbereitung auf die Krankenhausreform, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Ampel-Regierung in Berlin für dringend notwendig erachten. Mit der Krankenhausreform werden laut Ministerium drei zentrale Ziele verfolgt: Die Behandlungsqualität soll sich verbessern, medizinische Versorgung soll flächendeckend gewährleistet sein und Bürokratie abgebaut werden. Unter anderem sollen Fallpauschalen gesenkt und Festbeträge für bestimmte Bereiche eingeführt werden.
Allerdings stießen Lauterbachs Pläne bis zuletzt immer wieder auf Widerstand, insbesondere von der CSU, die einen Wegbruch der medizinischen Versorgung auf dem Land befürchtete. Zurzeit droht mehreren Kliniken in Franken die Schließung - so wie in Hammelburg. Der SPD-Politiker selbst hingegen betonte wiederholt, Schließungen seien nicht zu vermeiden. Letztlich gehe es aber um bessere Behandlungsergebnisse in spezialisierten Kliniken. Hier könnten Patienten und Angehörige nun "gut informierte Entscheidungen zur Auswahl eines Krankenhauses treffen". Wir haben das neue Tool anhand des Beispiels Herzinfarkt getestet - welche Kliniken in Franken empfiehlt der Atlas?
Der neue Bundes-Klinik-Atlas: So funktioniert der Krankenhaus-Vergleich
Über den Bundes-Klinik-Atlas können Patienten zum Beispiel vor einem geplanten Eingriff erfahren, in welchem Krankenhaus der Eingriff wie häufig durchgeführt wird, so das Ministerium. "Hohe Fallzahlen sind keine Garantie für gute Qualität. Dennoch gehen sie häufig – insbesondere bei spezialisierten Eingriffen oder Behandlungen – mit einem geringeren Risiko für Komplikationen und einer höheren Patientensicherheit einher", heißt es.
Auch die Zahl der Pflegekräfte kann man im Atlas ablesen - zusätzlich den Pflegepersonalquotienten (Patienten pro Pflegekraft). Auf dem Bundes-Klinik-Atlas wird allerdings der Kehrwert des Pflegepersonalquotienten ausgegeben. "Die Zahl 50 bedeutet beispielsweise, dass an diesem Krankenhausstandort einer Pflegekraft rechnerisch 50 Fälle mit durchschnittlicher Pflegelast im Jahr gegenüberstanden. In der Realität können das auch weniger als 50 Fälle gewesen sein, wenn die Pflegelast der Fälle höher war", erklärt das Ministerium.
Weitere Informationen sind Bettenzahl, Notfallstufen und bestimmte Zertifikate. Über die Suchleiste kann auch ein bestimmter Ort oder eine Postleitzahl abgefragt werden - im Anschluss stellt das Portal ausgewählte Kliniken in einem Vergleich in der Übersicht zusammen. Weitere Daten sollen schrittweise hinzukommen. "Noch in diesem Jahr sollen zum Beispiel Daten zu den Komplikationsraten von Eingriffen sowie die Zuordnung der Krankenhäuser in Level und Leistungsgruppen ergänzt werden", teilt die Bundesregierung auf ihrer Website mit.
Welche fränkischen Krankenhäuser empfiehlt der Klinik-Atlas bei einem akuten Herzinfarkt?
In unserem Beispiel haben wir eine Auswahl größerer Städte in Franken (Nürnberg, Erlangen, Bamberg, Coburg, Bayreuth und Würzburg) getroffen. Im jeweiligen Umkreis wurde dann nach dem Fallbeispiel "akuter Herzinfarkt" gesucht. Hier wurden deutliche Unterschiede bei den Krankenhäusern ersichtlich:
- Klinikum Bamberg: Behandlungsfälle 408 (sehr viele), Pflegepersonalquotient 45,8 (überdurchschnittlich)
- Klinikum Bayreuth Behandlungsfälle 417 (sehr viele), Pflegepersonalquotient 55,20 (unterdurchschnittlich)
- Klinikum Coburg: Behandlungsfälle 592 (sehr viele), Pflegepersonalquotient 53,27 (mittel)
- Klinikum Fürth: Behandlungsfälle 334, Pflegepersonalquotient 48,44 (überdurchschnittlich)
- Uniklinik Erlangen: Behandlungsfälle 497, Pflegepersonalquotient 47,48 (überdurchschnittlich)
- Klinikum Nürnberg Süd: Behandlungsfälle 731 (sehr viele), Pflegepersonalquotient 54,01 (unterdurchschnittlich)
- Klinikum Martha Maria Nürnberg: Behandlungsfälle 297 (sehr viel), Pflegepersonalquotient 48,44 (mittel)
- Klinikum Forchheim: Behandlungsfälle 167 (viele), Pflegepersonalquotient 34,48 (weit unterdurchschnittlich)
- Helios Frankenwaldklinik Kronach Behandlungsfälle 275 (sehr viele), Pflegepersonalquotient 37,10 (weit überdurchschnittlich)
- Uniklinik Würzburg: Behandlungsfälle 632 (sehr viele), Pflegepersonalquotient 43,73 (überdurchschnittlich)
- Klinikum Würzburg Mitte: Behandlungsfälle 173 (viele), Pflegepersonalquotient 46,02 (überdurchschnittlich)