Wegen des Besucherlimits könnten sich Standbetreiber und Veranstalter nicht über Wasser halten, klagen sie. Einigen Anwohnern gehen die Richtlinien dagegen noch nicht weit genug.
Peter Papritz blickt mit gesenktem Kopf ins Kanalwasser, in dem sich die Sonnenstrahlen spiegeln. Seine Miene erhellen sie nicht. Er wippt mit dem Fuß. "Meine Frau hat heute morgen gesagt, wir sollen alles abblasen. Sie mag nicht mehr", sagt der Inhaber von "Fisch & Fein". Seit der Gründung von Canalissimo ist er mit seinem Grillstand dort vertreten. Stetig hätten sich die Bestimmungen erhöht, erst gestern habe er neue Brandschutzauflagen bekommen, deren Umsetzung ihn 1500 Euro kosteten.
"Heuer läuft das nicht als Arbeit, sondern als Hobby", sagt Papritz. Die vielen Arbeitsstunden, die er in das Fest steckt, möchte er gar nicht zählen. Er rechnet fest mit einem Minusgeschäft, vor allem wegen des Besucherlimits: Von Donnerstag bis Sonntag dürfen sich maximal 1800 Menschen gleichzeitig auf dem Festgelände aufhalten. Diese werden mit einem komplexen Zählsystem mit Lasern und Kameras an den neun Zugängen rund um den Kanal erfasst.
15 000 Euro koste alleine diese Maßnahme, sagt Veranstalter Tom Land. Ein Statiker für den Behelfssteg, zwölf Sicherheitskräfte, schließbare Wasserverteiler und viele weitere Forderungen: Insgesamt beliefen sich seine Ausgaben auf 65 000 Euro - "fast drei Mal so viel wie beim ersten Mal". Deshalb sieht Land sich genötigt, zum ersten Mal Eintritt zu verlangen: Drei Euro wird der Besuch kosten. Angefangen hat Land vor vier Jahren. Damals habe er 1800 Besucher gezählt. Canalissimo ist gewachsen, die Stadt nehme aber immer wieder diese Zahl als Richtlinie, kritisiert Land. Zu seinen Ausgaben kämen rund 1000 Arbeitsstunden hinzu, die er mit Planung, Aufbau und nicht zuletzt in Gesprächen mit Anwohnern und Stadt verbringen müsse.
Standbetreiber zieht sich zurück
Ob Papritz' Fischstand auch im nächsten Jahr am Kanalufer steht, könne der Betreiber nicht sagen. "Mit dem Besucherlimit kann man auch nicht wirtschaften", zeigt Veranstalter Land Verständnis. Die Standmieten habe er mit den immer neuen Auflagen immer wieder erhöhen müssen. "Nächstes Jahr noch Standbetreiber zu finden, die mitmachen, wird schwierig."
Einer, der anonym bleiben will, hat sich bereits zurückgezogen. Einen Teil der Standgebühr müsse er trotzdem bezahlen. Doch "das Risiko, noch mehr Geld zu verlieren, ist mir einfach zu hoch", sagt er. Grund ist das Besucherlimit: Er hatte seinen Stand auf Anwohnerseite. Dort dürfen sich sogar nur noch 767 Besucher gleichzeitig aufhalten. Wenn die Auflagen im kommenden Jahr dieselben bleiben, "sehe ich mich nicht im Stande, das weiterzuführen", sagt Land in aller Deutlichkeit.
"Beim Thema Sicherheit gibt es keine Kompromisse", sagte Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) im Interview mit dem Internet-Sender Bamberg TV1. Dieser "Sinneswandel" der Stadt freue Wolfgang Kerling, Sprecher der Anwohnergemeinschaft "Am Kanal", die seit Jahren strengere Sicherheitsauflagen fordert. Zuvor warfen Anwohner wie Veranstalter der Stadt vor, sich nur um die Belange des jeweils anderen zu kümmern.
Die Auflagen entspringen zwei Mediationsverfahren zwischen Anwohnern, Stadt und Veranstalter, geleitet von Ursula Redler (Bamberger Allianz). "Ein Erfolg für die Sicherheit der Bürger, die wir uns auf die Fahnen schreiben dürfen", sagt Kerling. "Da will ich auch nicht mehr nachtreten", sagt er, sieht aber weiteren Verbesserungsbedarf: Die Musik könne leiser sein, derzeit sind 80 Dezibel vorgesehen. Er wisse von einer Anwohnerin, die während Canalissimo in der Küche auf dem Boden schlafe, weil ihr Schlafzimmer auf der Festseite liegt. Der Veranstalter solle außedem "ein paar Hundert Euro für soziale Zwecke spenden, damit wir das Gefühl haben, wir unterstützen etwas Gutes und nicht nur wirtschaftliche Interessen. Da würde ich privat sogar noch was drauflegen." Zudem würden drei Tage Festbetrieb ausreichen.
Sorry aber ich verstehe hier die Anwohner nicht. Sie wohnen mitten in der Stadt und haben 360 Tage im Jahr ihre Ruhe. Ich verstehe nicht warum jetzt hier von den Anwohnern wegen der paar Tage so ein Fass aufgemacht wird. Wir wohnen mitten auf dem Land und wir haben mind. 20 Tage im Jahr Kirchweih, Strassenfest, Vereinsfeste etc. Aber uns stört das nicht im geringsten, im Gegenteil wir sind mittendrin statt nur dabei. Wenn es wirklich um die Sicherheit gehen würde hätte man die Sandkerwa schon vor 20 Jahren verbieten müssen...
Ich stelle als gebürtiger Bamberger mit Entsetzen seit Jahren fest, das sich diese Stadt systematisch von allen schönen Traditionsfesten verabschiedet, weil letztlich kein Mensch mehr fähig ist, vernünftige Kompromisse zu schließen. Das Münchner Oktoberfest würde sich so einen Mist nicht aufbürden lassen.
Gut. Dann stampfen wir eben das Bamberger Kulturgut der Feste ein und beschränken uns auf die Mittelmäßigkeit und Unfähigkeit. Es gibt einen alten Spruch, der auch hier passt: Wer etwas wirklich will, der findet Wege, und wer etwas nicht will, der findet Gründe.
Glückwunsch an Bamberg, ihr habt wieder mal Gründe gefunden!
Schuld sind diese 2 Frauen -
Null Verständnis für den Rest der Welt
Immer noch keine Ahnung, warum ich nicht auf den Kommentar von Egon12 antworten kann, dann halt so!
Was soll das? Weshalb behaupten Sie, dass die beiden Frauen schuld an allem sind? 1.Es sind über 30 reine Anwohner, die sich gegen ein solches großspuriges Fest wenden. 2. Sind die gesetzlichen Bestimmungen so und die haben gewiss die beiden Damen nicht gemacht,sondern der Gesetzgeber für alle! Noch ein Wort zur Besucherbeschränkung, dieser hat Herr Land in der Mediation zugestimmt!
Wenn der Citymanager zum Fest kommt zählt
er als 1 oder 2 Personen 🙈