Veranstalter und Ordnungsamt haben sich für "Canalissimo" auf eine Höchstbesucherzahl geeinigt. Doch einigen Anwohnern genügt das nicht. Organisator Tom Land sieht mit den neuen Auflagen die Grenze der Lukrativität nahezu erreicht.
Canalissimo: Zu Live-Musik und Venedig-Gefühl sammeln sich Jahr für Jahr im Juli zahlreiche Besucher am Kanal in Bamberg. Wie viele? Das ist der Hauptstreitpunkt um das Kulturfest, das in diesem Jahr von 25. bis 28. Juli stattfindet.
Standpunkt der Anwohnerin
Die Angaben gehen weit auseinander. Bis zu 1800 Besucher pro Tag gab Veranstalter Tom Land für Canalissimo 2018 beim Ordnungsamt an. Von etwa 3000 Gästen alleine auf der rechten Seite "Am Kanal" spricht die Anwohnerin Friederike Trunzer (Name geändert). Insgesamt nennt sie 7000 für den bestbesuchten Tag. "Da standen die Leute gepresst wie eine Wurst", sagt sie. Trunzer mache sich vor allem Sorgen um die Sicherheit der Besucher und der Anwohner. Wegen des Andrangs würden Rettungsdienste und Feuerwehr länger für die Anfahrt brauchen. Zudem fehle es unter anderem an ausreichend breiten Fluchtwegen. Auch der Steg, der seit 2017 jährlich als zusätzlicher Fluchtweg für Canalissimo aufgebaut wird, reicht der Anwohnerin nicht: "Viel zu eng. Wenn da Panik ausbricht, wird es gefährlich", urteilt Trunzer. Wie in den Jahren zuvor habe sie sich mit ihren Anliegen auch heuer wieder an die Stadt, die Feuerwehr und die Polizei gewandt - und keine Antworten erhalten. "Das ist doch kein Dialog! Man wird einfach nur bekämpft", sagt sie. Die Forderung von Trunzer und einer weiteren Beschwerdeführerin: "Das Fest darf nur noch auf der linken Kanalseite stattfinden" - also auf der bei der Villa Geyerswörth.
Standpunkt des Veranstalters
"Das kann finanziell nicht funktionieren", sagt der Veranstalter. Land hat die Organisation im Jahr 2016 übernommen. Beschwerden von Anwohnern habe es zuvor schon gegeben, "aber dass es so extrem wird und in gerichtlichen Klagen ausufert, konnte keiner ahnen", sagt Land. Durch die immer neuen Auflagen "steigt der finanzielle Aufwand. Das ist heuer hart an der Grenze der Lukrativität". So müsse er etwa einen Statikbericht für den Fluchtsteg vorlegen. Zudem wird es erstmals ein elektrisches Zählsystem geben, um die genauen Besucherzahlen zu ermitteln. Ab 1800 muss er abriegeln.
"Viele Besucher kommen von weit her und stehen dann vielleicht vor verschlossener Tür", bedauert Land. "Wir haben inzwischen Auflagen wie in einem Stadion. Wir machen es trotzdem und gehen auf die Bedenken ein." Er habe bereits bei Musiklautstärke, Anzahl der Stände und Öffnungszeiten zurückgefahren. "Wir müssen Donnerstag um halb zehn Ausschankschluss machen, da ist es noch hell! Wenn es so weiter geht, ist das Fest irgendwann kaputt."
Standpunkt der Feuerwehr
Stadtbrandrat Matthias Moyano sieht das ähnlich. "Wenn wir absolute Sicherheit in der Stadt wollen, dürfte keiner mehr rausgehen. Dann gibt es kein kulturelles Leben mehr." Zwar brauchen Rettungsfahrzeuge bei Großveranstaltungen generell etwas länger. Aus Sicht der Feuerwehr sei Canalissimo aber "durchführbar", Moyano habe keine Bedenken. Den Sicherheitsanliegen der Anwohner sei außerdem Rechnung getragen worden: Der Steg wird nachgerüstet, eine neue Risikoeinschätzung wurde vorgenommen, die Zugänge für Fahrzeuge gemessen. Ein Stand wurde sicherheitshalber verschoben. "Die Fakten der vergangenen Jahre haben unsere Einschätzung auch bestätigt."
In diesem Jahr haben bereits zwei Mediationsverfahren zwischen Anwohnern, Stadt und Veranstalter stattgefunden. "Mit der Anwohnergemeinschaft konnte man reden und sich einigen. Aber die Hauptbeschwerdeführerinnen waren gar nicht dort. Die wollen das Fest aus Prinzip nicht", meint der Stadtbrandrat. Sie und eine Nachbarin seien nicht gekommen, weil der Sprecher der Anwohnergemeinschaft ihre Forderung - Canalissimo in Zukunft nur noch auf einer Kanalseite - nicht durchsetzen wollte, sagt Trunzer auf Nachfrage. Die Beschwerdeführerinnen seien mittlerweile aus der Anwohnergemeinschaft ausgetreten, zu der etwa 30 Personen gehören.
Standpunkt der Stadt
Ordnungsreferent Ralf Haupt spricht ebenfalls von einem konstruktiven Austausch bei der Mediation. An den Besucherzahlen, die der Veranstalter für 2018 vorlegte, habe Haupt seine Zweifel. Deshalb verlangt die Stadt heuer ein Zählsystem. "Noch ist nichts genehmigt", sagt er. Andererseits seien "die zwei Damen" schon immer gegen das Fest gewesen und versuchten mit allen Mitteln, es zu verhindern. Anwohnerin Friederike Trunzer sieht indes Haupt und Land unter einer Decke. Haupt habe falsche Angaben in den bisherigen Genehmigungen vorgebracht, sagt sie. "Aber Tatsache ist, dass sie geklagt, aber nicht Recht bekommen hat", sagt Haupt.
Vorweg, ich wohne nicht am Kanal oder auch nur in der unmittelbaren Nähe des sogenannten Kulturfestes.
Und damit wären wir beim Thema. Was Fress- und Saufbuden mit Kultur zu tun haben, hat sich mir noch nicht erschlossen. Was vollgekotzte Ecken und mit Pisse überzogene Winkel, z.B. Unter den Brücken, mit Feiern gemein haben ist unverständlich. Insofern kann ich die Damen verstehen und bewundere Ihren Mut gegen die allgegenwärtige „Spassgesellschaft“ vorzugehen.
Im ehemaligen US Gelände im Hauptsmoorwald gibt es noch die alten Bunkeranlagen. Dort könnten solche Feste stattfinden. Da stört es niemanden.
die zwei damen sollten sich nicht hinter irgendwas verstecken, sondern die hosen runter lassen oder die röcke heben, damit man weiss, mit wem man es zu tun hat, ruhig mut
Sagt jemand, der supiter heißt! Wäre ich an der Stelle der beiden Damen und hätte ihre Erfahrungen gemacht, würde ich mich auch eher bedeckt halten!
Der Artikel erstaunt mich schon sehr, kein Wort darüber, dass im Notfall Steckleitern zum Einsatz kommen und dass in der Versammlungsstättenverordnung steht, dass bei Veranstaltungen im Freien die Strecke zwischen den Fluchtwegen 60m nicht unterschreiten darf. Bei 235m länge bei 3 vorhandenen Öffnungen bedeutet das 78,3333333 Meter!
Das Rechnen müssen Sie noch üben.
Bei drei 'Öffnungen' können mit idealer Anordnung vier Bereiche entfluchtet werden.