Basis für die Studie waren demnach die Daten von knapp 100.000 Betroffenen. Auf die Frage: «Haben Sie jemals gestottert oder gestammelt?» hatten sie mit «ja» geantwortet. Zum Vergleich zogen die Wissenschaftler die Daten von mehr als einer Million Menschen heran, die die Frage mit «Nein» beantwortet hatten. Der Neurologe Sommer kritisiert die Datenbasis, weil er die Frage für zu allgemein hält.
Laut dem Experten unterscheidet sich bei stotternden Menschen ein Areal in der linken Gehirnhälfte von anderen Personen. «Das ist eine Stelle mit reduzierter Faserintegrität», erläutert Sommer, der selbst stottert. «Dort funktionieren sozusagen die Hirnfasern, die die verschiedenen grauen Zellen miteinander verknüpfen, nicht so gut wie bei den flüssig sprechenden Menschen.»
Wann sollten Betroffene Hilfe suchen?
Meist entsteht Stottern im Alter von zwei bis sechs Jahren. «Eine Therapie ist auf jeden Fall indiziert, wenn das Kind sich in irgendeiner Form anstrengt», sagt Stottertherapeutin Walther. «Wenn es zum Beispiel merkt, das geht jetzt nicht, und dann anfängt, den Kopf mitzubewegen, lauter zu werden, die Silben, die Laute rauszupressen.»
Vor allem, wenn das Kind sich schäme, sich zurückziehe und weniger Lust habe zu sprechen, sollten sich Eltern von einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt beraten lassen.
Wie lässt sich Stottern behandeln?
Betroffene können ihr Stottern in einer logopädischen Therapie verändern. Die sogenannte Stottermodifikation zielt darauf ab, das Stottern zu verändern, indem etwa das Sprechen im Moment des Stotterns angehalten und der Übergang in einen Vokal gezielt gebildet wird.
Bei dem sogenannten Fluency Shaping geht es dagegen darum, den Sprachfluss abzuwandeln. «Das heißt, ich nutze Techniken, um das Sprechen an sich zu verändern», sagt Walther. Dabei werde beispielsweise das Sprechen gedehnt, um den Redefluss zu erhöhen.
Zu einer erfolgreichen Stottertherapie gehört laut Walther aber unter anderem auch die Bearbeitung von eventuell entstandenen Ängsten beim Sprechen.