Jeder hat es schon einmal gespielt: Völkerball. Wohingegen die einen es lieben, hassen es die anderen. Eine kanadische Studie fordert nun die Abschaffung des "entmenschlichenden" Spiels, denn aus deren Sicht sei es eine Form von toleriertem Mobbing im Unterricht.
Völkerball ist bekannt - und berüchtigt: Zwei Mannschaften werden gebildet, die sich in zwei gleich großen Spielfeldern gegenüberstehen. Anschließend wird ein Ball in das Spiel gegeben, mit dem sich die Spieler der Mannschaften gegenseitig abwerfen. Wer getroffen wurde, scheidet aus. Auch wenn Völkerball in vielen Sportklassen elementar dazugehört, sehen kanadische Forscher die Gesinnung des Spiels als äußert bedenklich. Aus deren Sicht, gehe es nicht um Spaß, sondern einfach nur darum, dass die Starken Jagd auf die Schwachen machen.
Wie welt.de mitteilt, haben die Forscher ursprünglich den Sportunterricht im eigenen Land untersuchen wollen. Dafür wurden zwölf bis 15 Jahre alte Kinder interviewt, denen das Spiel "Dodgeball" vornehmend häufig negativ auffiel. "Dogdeball" bezeichnet die verschärfte Version des hierzulande bekannten Vorbildes Völkerball. Anstatt eines Balles, werden beim Dodgeball mehrere Bälle in das Spiel eingebaut. Die Chance abgeworfen zu werden, ist somit um ein Vielfaches größer.
Die Starken jagen die Schwachen
Joy Butler, Professorin an der University of British Columbia, hat zu dem Spiel eine ganz klare Meinung. Auch wenn viele Lehrer das Spiel als "Regelwerk" beziehungsweise "Vorbereitung" verwenden, um die Kinder für die "reale" Welt vorzubereiten, äußert Butler sich gegenüber dem Sender CBC, sehr kritisch. Für sie ist das Spiel eine klare Form des "legalisierten Mobbings". Da es die körperlich überlegenen Schüler einfacher hätten im Spiel zu dominieren, hätten schwächere Schüler große Angst vor dem Spiel. Völkerball würde lediglich dazu führen, die schwächeren Mitschüler dominieren zu wollen, anstatt ihnen zu helfen.
Außerdem würde das Spiel den Schülern eine falsche soziale Nachricht vermitteln. Denn durch das Abwerfen der Schwächeren, wird den Schülern suggeriert, es sei normal andere zu "entmenschlichen", damit diese ihre Opferrolle akzeptieren. “When you’re setting up the environment for students to learn, and you introduce the idea that it’s okay to slam the ball at whomever you like, even if it’s with a soft ball, the intention is there,” sagte Butler in einem Telefongespräch mit der Washingtonpost.
Auch in Deutschland steht das Spiel immer wieder in der Kritik. Ob und wann das Spiel allerdings aus den Turnhallen der Schulen verschwindet, bleibt abzuwarten. Dass sich der Sportunterricht mit neuen Problemen konfrontiert sieht, ist auch bei der heutigen Bewegungsarmut vieler Jugendlicher zu erkennen.