Darmkrebs: So kann Vorsorge Leben retten

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Vor unserer Telefonaktion zeigte Michael Sackmann im Klinikum Bamberg den Ablauf einer Koloskopie. Auf dem Bildschirm sieht er den Darm des Patienten. Foto: Matthias Hoch
Vor unserer Telefonaktion zeigte Michael Sackmann im Klinikum Bamberg den Ablauf einer Koloskopie. Auf dem Bildschirm sieht er den Darm des Patienten.  Foto: Matthias Hoch
 

Diagnose und Therapie der Erkrankung waren Themen einer Telefonaktion. Zwei Experten standen Rede und Antwort.

Obwohl keine andere Vorsorge so gute Chancen bietet wie diejenige bei Darmkrebs, lassen nur etwa 24 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer eine Darmspiegelung machen. Viele haben wohl mehr Angst vor der Untersuchung als vor einer Erkrankung. Über diese "Präventiophobie", die Diagnosemöglichkeiten sowie Therapien von Darmkrebs konnten Leser dieser Zeitung bei unserer kostenlosen Telefonaktion mit zwei Ärzten sprechen. Der Bedarf für Informationen und Austausch ist enorm, wie die Resonanz zeigte: Die Telefone klingelten pausenlos.

Zwei Stunden lang waren Prof. Michael Sackmann, Chefarzt am Bamberger Klinikum, und Dr. Roland Grüner, niedergelassener Gastroenterologe in Bamberg, begehrte Ansprechpartner für Betroffene, Angehörige und Interessenten. Mit der Telefonaktion unterstützt diese Zeitung alljährlich den "Darmkrebsmonat März".

Im Folgenden fassen wir einige wichtige Fragen unserer Leser und Antworten der Mediziner Sackmann und Grüner zusammen.

Ich hatte vor fünf Jahren eine Darmkrebs-Operation. Wie lange sollte ich noch zur Nachsorge gehen?

Nach fünf Jahren ist keine regelmäßige Nachsorge mehr erforderlich, wenn bis dahin alles unauffällig war.

Wie groß ist das Risiko einer Darmverletzung bei der Spiegelung?

Die Risiken sind minimal, wenn ein erfahrener Spezialist die Untersuchung durchführt. In extrem seltenen Fällen kann es zu einer Verletzung der Darmwand kommen, das Risiko liegt bei 1:10 000. Auch Blutungen, eine Atemunterdrückung oder Störung im Herz-Kreislaufsystem sind extrem selten.

Meine beiden Eltern hatten Darmkrebs, als sie schon über 80 waren. Wie hoch ist mein Risiko, an Darmkrebs zu erkranken?

Ihr Risiko ist nur gering erhöht. Wenn eine erste Darmspiegelung zur Vorsorge unauffällig war, ist keine erhöhte Kontrollfrequenz nötig.

Ich habe mehrfach versucht, die Lösung zur Darmreinigung zu trinken. Es ist mir nicht gelungen. Gibt es Alternativen zum gründlichen Abführen?

Es gibt unterschiedliche Methoden den Darm zu reinigen. Welche zur Anwendung kommt muss individuell mit dem Untersucher besprochen werden. In bestimmten Fällen kann man die Abführlösung über eine Magensonde laufen lassen.

Ist eine vermehrte Thromboseneigung ein Risiko für Darmkrebs?

Der Zusammenhang ist gering. Wenn Sie noch nie eine Vorsorge-Spiegelung hatten, ist diese trotzdem anzuraten.

Ich habe Darmkrebs und in der Folge Metastasen in der Leber. Wie werden diese behandelt?

Alle Fälle von Krebspatienten werden in zertifizierten Zentren in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen. Für die Behandlung von Lebermetastasen gibt es viele Behandlungsoptionen. Abhängig von Zahl, Lage und Ausdehnung kommt eine Chemotherapie in Frage, eine Operation oder auch eine Verödung der Metastasen.

Gibt es Symptome, die auf Darmkrebs hindeuten?

Zu Beginn oft nicht. Im fortgeschrittenen Stadium können Blutungen auftreten, Schleim, Bauchschmerzen, Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung, Unregelmäßigkeiten beim Stuhlgang, Gewichtsabnahme und Kräfteverfall.

Ich hatte schon einmal Polypen und möchte gerne wissen, wann ich zur Kontrolle gehen soll.

Je nach Art und Größe sowie Anzahl der Polypen sollte die Kontrolle nach drei oder fünf Jahren erfolgen. Bei größeren Polypen oder deren unvollständiger Abtragung ist die Kontrolle früher angezeigt.

Ich hatte mit 55 und 65 Jahren eine Darmspiegelung ohne Befund. Sind weitere Kontrollen erforderlich?

Nein, wenn kein erhöhtes familiäres Risiko besteht.

Bei mir wurde ein Tumor diagnostiziert. Wie geht es jetzt weiter?

Ein Tumor wird in den meisten Fällen operiert. Bei manchen Patienten wird der chirurgische Eingriff mit einer Chemo-, Strahlen- und/oder Immuntherapie kombiniert. In ganz frühen Stadien können beginnend-bösartige Geschwüre oftmals weniger ausgedehnt operiert oder endoskopisch ohne Operation entfernt werden. Bei frühzeitiger Diagnose kann auch die medikamentöse Behandlung schonender erfolgen.

Bei mir ist ein Bluttest auf Stuhl positiv. Das bereitet mir Sorgen.

Zunächst sollten Sie sich nicht beunruhigen. Der Test ist sehr unspezifisch und häufig falsch positiv durch unterschiedliche Ursachen. Eine Abklärung durch eine Darmspiegelung ist aber wichtig. Wenn Sie eine Darmspiegelung hatten, dann brauchen Sie keine weiteren Stuhltest machen.

Meine Mutter ist mit 52 Jahren an Darmkrebs erkrankt. Die Vorsorgedarmspiegelung ist mit 55 vorgesehen. Reicht das aus?

Nein, auf keinen Fall! Da Ihre Mutter sehr früh Darmkrebs hatte, könnte eine erbliche Form vorliegen. In diesen Fällen zahlt ihre Krankenkasse die Vorsorgedarmspiegelung auch früher. Sie sollten zehn Jahre vor dem Auftreten des Tumors ihrer Mutter zur Untersuchung gehen, also mit 42. Informieren sie auch Ihre Geschwister und die Geschwister Ihrer Mutter, damit diese auf die Vorsorge aufmerksam werden. Erbliche Darmkrebsfälle müssen individuell und früher überwacht werden.