Was passiert am Gardasee? Weniger deutsche Urlauber, leere Hotels

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Der Gardasee kämpft 2025 mit leeren Hotels und ruhigen Promenaden. Deutsche Urlauber, einst die wichtigste Zielgruppe, bleiben aus. Welche Gründe stecken hinter dem Rückgang – und wie reagiert die Region darauf?

Der Gardasee, jahrzehntelang ein Sehnsuchtsziel für deutsche Urlauber, erlebt 2025 eine tiefgreifende Veränderung. Wo sich früher Promenaden füllten und Hotels ausgebucht waren, herrscht nun vielerorts gähnende Leere. Vor allem deutsche Touristen, die traditionell die größte Besuchergruppe ausmachten, bleiben in beliebten Urlaubsorten wie Sirmione, Malcesine, Limone sul Garda und Co. aus. Die Gründe? Steigende Preise, lange Staus auf der Brennerautobahn und ein verändertes Reiseverhalten drängen viele dazu, auf andere Ziele auszuweichen.

Doch die Auswirkungen dieses Rückgangs sind weitreichend: Leere Restaurants, sinkende Umsätze im Einzelhandel und eine Hotellerie, die um jeden Gast kämpft. Der Gardasee steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig wächst der Druck, nachhaltige Tourismuskonzepte zu entwickeln, um die Region langfristig attraktiv zu halten.

Tourismuskrise am Gardasee – Warum Urlauber 2025 ausbleiben

Der Gardasee, eines der beliebtesten Reiseziele Europas, erlebt 2025 eine schwierige Tourismussaison. Sinkende Besucherzahlen, vor allem aus Deutschland, stellen die Region vor neue Herausforderungen. Dabei haben deutschsprachige Urlauber den Tourismus am Gardasee jahrzehntelang geprägt. Doch 2025 zeichnet sich ein deutliches Minus ab. Hoteliers entlang des Sees berichten von leeren Zimmern, während die sonst gut besuchten Promenaden mancherorts ungewöhnlich ruhig bleiben. Dieser Rückgang kommt nicht nur überraschend, sondern trifft die Branche besonders hart.

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Stimmen aus der Region zeigen, wie unterschiedlich die Akteure auf die aktuelle Situation blicken – zwischen besorgten Prognosen und vorsichtigem Optimismus. Virginia Torre, Präsidentin des Hotelverbands in Lazise, fasst die Situation in der Zeitung Corriere del Veneto aus der Perspektive der Hotellerie zusammen: "Seit dem Winter haben wir Buchungen von Stammgästen, aber es fehlen komplett die Last-Minute-Buchungen und diejenigen, die eine Woche vorher für die nächsten 15 Tage anfragen. Es fehlen einfach die Anrufe oder E-Mails mit Anfragen. Wir haben 70 bis 80 Prozent gebucht, aber die verbleibenden 20 Prozent bleiben leer."

Einen anderen Aspekt hebt Luigi Lazzaro, Präsident des Umweltverbandes Legambiente Veneto, hervor: "Es ist ein radikaler Wandel erforderlich, wie der Tourismus am See organisiert wird. Zu viele Touristen auf zu engem Raum gefährden das ökologische Gleichgewicht und die Lebensqualität der Anwohner." Diese Äußerung gegenüber dem Rundfunksender RaiNews verdeutlicht, dass die Krise auch als Chance für nachhaltige Veränderungen gesehen wird.  Auch Alberto Granzotto, Präsident von FAITA FederCamping, sieht die Entwicklungen differenziert. Er betont in der Zeitung VeronaEconomia: "Das unbeständige Wetter hat die Buchungen beeinträchtigt, aber die Prognosen für den Rest der Saison bleiben positiv."

Die Gründe für das Fernbleiben der Deutschen

Mehrere Faktoren tragen zur Negativ-Entwicklung des Tourismus am Gardasee bei:

  • Gestiegene Kosten: Die Inflation in Europa hat die Preise für Unterkünfte, Gastronomie und Freizeitaktivitäten deutlich erhöht. Ein Abendessen für eine Familie kostet heute oft doppelt so viel wie vor einigen Jahren. Auch Übernachtungen in Hotels oder Ferienwohnungen sind teurer geworden. Beispielsweise verlangen einige Hotels am Gardasee nun bis zu 30 Prozent höhere Zimmerpreise. Diese Preisanstiege treffen besonders Familien, die früher den Gardasee als erschwingliches Reiseziel sahen und nun auf günstigere Alternativen ausweichen.
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  • Anreiseprobleme: Lange Staus auf der Brennerautobahn, verursacht durch Baustellen und hohes Verkehrsaufkommen, verlängern die Fahrtzeit erheblich und schrecken viele Reisende ab. Früher benötigte man von München bis zum Gardasee etwa fünf Stunden. Heute können es leicht sieben oder mehr Stunden werden. Für Familien mit Kindern oder ältere Reisende ist das eine unangenehme Belastung. Insbesondere die Europabrücke, ein zentraler Abschnitt auf der Strecke, entwickelt sich durch Bauarbeiten zu einem Nadelöhr, das viele Urlauber zögern lässt. Neben der Brennerautobahn stehen auch andere bedeutende Brücken wie die Europabrücke und die Gschnitztalbrücke vor umfangreichen Renovierungsarbeiten. Diese Projekte beinhalten die Erneuerung von Fahrbahnen, Sicherheitsmaßnahmen und die Verstärkung der Tragwerke. Die Baumaßnahmen werden sich über Jahre erstrecken und den Reiseverkehr nachhaltig beeinflussen.
  • Veränderte Prioritäten: Viele Deutsche entscheiden sich zunehmend für günstigere Alternativen oder kürzere Aufenthalte in anderen Regionen. Statt eines zweiwöchigen Urlaubs am Gardasee werden nun vermehrt Kurztrips in heimische Ferienregionen wie den Bayerischen Wald oder die Ostsee gebucht. Auch Destinationen wie Kroatien oder Ungarn gewinnen an Beliebtheit, da sie oft niedrigere Kosten für Unterkünfte und Essen bieten. Dieser Trend spiegelt sich auch in den Buchungszahlen wider.
  • Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein: Immer mehr Reisende legen Wert auf umweltfreundliches Reisen. Der Gardasee, der oft mit hohem Verkehrsaufkommen und Massentourismus in Verbindung gebracht wird, wirkt auf diese Zielgruppe zunehmend unattraktiv. Stattdessen entscheiden sich viele für Reiseziele, die als nachhaltiger gelten, etwa abgelegenere Regionen in den Alpen oder kleinere Seen mit weniger Touristenandrang.
  • Überfüllung und Antitourismusstimmung: Gleichzeitig klagen viele Urlauber über die zunehmende Überfüllung an beliebten Orten am See, wie Sirmione oder Riva del Garda. Lange Warteschlangen, volle Strände und überteuerte Parkplätze mindern die Attraktivität des Gardasees. Hinzu kommt, dass die Einheimischen in manchen Gemeinden Maßnahmen zur Begrenzung des Touristenaufkommens fordern, was bei potenziellen Besuchern den Eindruck einer ablehnenden Haltung hinterlässt. Zum Beispiel wurde in Limone sul Garda ein striktes Alkoholverbot eingeführt, um negative Auswirkungen des Massentourismus einzudämmen. Diese Maßnahme soll die öffentliche Ordnung verbessern und die Region ruhiger gestalten. Die Regelung betrifft alle öffentlichen Bereiche.
  • Unbeständiges Wetter: Auch das Wetter spielt eine Rolle. Der Gardasee, der traditionell für sein mildes Klima bekannt ist, erlebt immer häufiger extreme Wetterbedingungen. Hitzewellen im Sommer oder heftige Regenfälle schrecken Urlauber ab, die sonst auf beständiges Sommerwetter hoffen. Diese klimatischen Veränderungen könnten langfristig die Attraktivität der Region beeinflussen.

Zudem steht der Gardasee vor einer ökologischen Krise durch invasive Arten wie den Europäischen Wels und die Quagga-Muschel, die das natürliche Gleichgewicht bedrohen. Diese Entwicklung hat schwerwiegende Folgen für die Tierwelt, den Tourismus und die Wirtschaft der Region. Die Verbreitung dieser Arten gefährdet das Ökosystem des Sees.

Wirtschaftliche Folgen für die Region

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Besucherrückgangs sind gravierend. Hotels, Restaurants und Geschäfte, die lange auf die deutschen Gäste angewiesen waren, kämpfen mit sinkenden Umsätzen. Laut Fabio Pasqualini, Präsident von Confcommercio Bardolino, ist der Umsatz im Einzelhandel um bis zu 20 Prozent eingebrochen. Auch die Hotellerie meldet einen deutlichen Rückgang bei den Buchungen – insbesondere bei Last-Minute-Reisen. Andrea Maggioni, Koordinator von Confesercenti am Gardasee, warnt in der Tageszeitung Giornale di Brescia vor der Abhängigkeit der Region vom Tourismus: "Zwischen 60 und 80 Prozent der lokalen Wirtschaft hängen vom Tourismus ab. Diese Abhängigkeit macht die Region anfällig für Veränderungen in den Touristenströmen." Dennoch bleibt er zuversichtlich, dass die Region langfristig von innovativen Ansätzen profitieren kann. So hat die Gemeinde Torri del Benaco neue Vorschriften eingeführt, um aufdringliche Werbung zu unterbinden, was die Ästhetik des Ortes verbessert und die Gästeerfahrung steigert. Gastronomen kritisieren jedoch, dass es dadurch schwieriger wird, Aufmerksamkeit zu erregen. Die Straßen sollen frei von visuellen und akustischen Störungen gehalten werden.

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Die Lücke, die deutsche Touristen hinterlassen, wird nur teilweise durch andere Besucher geschlossen. Urlauber aus Nordeuropa und Italien zeigen zwar ein wachsendes Interesse am Gardasee, doch deren Ausgabeverhalten unterscheidet sich deutlich. Während deutsche Gäste oft großzügig in Restaurants, Boutiquen und Freizeitangebote investieren, sind Sparsamkeit und kürzere Aufenthalte bei anderen Zielgruppen häufiger.

Die Region steht vor einem strukturellen Wandel. Das Modell des Massentourismus, das über Jahrzehnte hinweg erfolgreich war, gerät zunehmend unter Druck. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach nachhaltigem Tourismus. Umweltorganisationen wie Legambiente fordern Maßnahmen, um den Touristenstrom zu regulieren und die Region langfristig zu schützen. Tagesgebühren für Besucher und strengere Umweltauflagen sind im Gespräch. Diese vielfältigen Faktoren verdeutlichen, wie komplex die Situation am Gardasee ist. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Trends in den kommenden Jahren fortsetzen oder ob die Region Lösungen findet, um deutsche Urlauber zurückzugewinnen.

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