Außerdem gibt es finanzielle Hürden. Fast ein Vierteil (24,3 Prozent) der befragten Schülerinnen gibt an, dass ein MINT-Studium insgesamt zu teuer ist. Zentrales Argument: Durch die hohe Belastung könnten sie sich nicht zusätzlich einen Nebenjob suchen. Die Meinung des unmittelbaren Umfelds spielt dagegen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle: Nur 16,1 Prozent machen sich Gedanken darüber, was die Freund*innen denken, wenn sie eine MINT-Ausbildung aufnehmen. 8,4 Prozent fürchten, ihre Eltern wären mit der Studienwahl nicht einverstanden.
Es mangelt an weiblichen Vorbildern
Die Frage 'Kennst du jemanden, der oder die im MINT-Bereich arbeitet' beantwortet über ein Drittel der Befragten (34,1 Prozent) mit Nein. Nur wenige haben Freundinnen oder weibliche Verwandte, die in MINT-Berufen arbeiten: Gerade einmal 9,9 Prozent benennen eine Freundin, 8,2 Prozent gaben ihre Mutter oder Oma, 14,5 Prozent sonstige weibliche Verwandte an.
Entscheidend bei der Wahl des Bildungswegs sind erfahrungsgemäß die richtigen Informationsquellen. Wichtig sind Orientierungsangebote: 65 Prozent der Schülerinnen, die bereits Praktika absolviert oder in den Ferien gearbeitet haben, finden dies nützlich.
Fast ebenso beliebt (62,3 Prozent) sind Gespräche mit Freund*innen, Familie oder Mentor*innen. Infoveranstaltungen wie Jobmessen, Girls'Day oder Thementage landeten mit 45 Prozent auf Platz drei. Ähnlich populär sind mit 43,5 Prozent digitale Infokanäle – vor allem Instagram, Facebook, TikTok – und firmeneigene Webseiten.
Weniger Azubis, Studenten und eine hohe Wechsel- und Abbruchquote
Wie dramatisch aktuell die Lage beim MINT-Nachwuchs ist, zeigt das jährliche Nachwuchsbarometer für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Acatech und für die Joachim Herz Stiftung. MINT-Fachkräfte gelten als wichtige Stütze für die deutsche Wirtschaft – und sind unverzichtbar für die Energiewende oder den Kampf gegen den Klimawandel. Nachwuchs war in den letzten Jahren schon knapp, jetzt wird es noch enger.
Insgesamt gab es 2021 weniger Neuabschlüsse bei den MINT-Ausbildungsverträgen als vor der Coronapandemie. 34 Prozent aller Auszubildenden beginnen eine MINT-Ausbildung. Seit Jahren unverändert: Der Frauenanteil in den MINT-Ausbildungen beträgt schwache elf Prozent. Eine gute Nachricht: Die MINT-Ausbildungsabbrüche sinken leicht auf rund 22 Prozent. Die Abbruchquoten schwanken stark je nach MINT-Ausbildungsberuf und fallen bei Azubis mit Hauptschulabschluss um 20 Prozent höher aus als bei denen mit Abitur.
Und so sieht es bei den MINT-Studierenden aus: Im Wintersemester 2020 nahmen sechs Prozent weniger junge Menschen ein MINT-Studium auf als im Vorjahr. Auch die Zahl internationaler Studierender ist in den MINT-Fächern stärker zurückgegangen als in anderen Fächern. Damit korrespondiert eine geringe Frauenquote bei den Lehramtsstudierenden in der Informatik. Anlass zur Sorge bietet die Wechsel- und Abbruchquote: Diese hat im Jahr 2020 einen Wert von 53 Prozent erreicht. Sie liegt so hoch wie nie zuvor.
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Fazit
Wer die globalen Herausforderungen und Veränderungen wie Klimawandel, Digitalisierung sowie den Umstieg auf erneuerbare Energiesysteme und in die Kreislaufwirtschaft vorantreiben will, braucht gut ausgebildeten MINT-Nachwuchs. Natürlich müssen mehr Frauen bei diesen großen Aufgaben mitmachen. Aber leicht wird das nicht, wie eine Physikerin warnt: "Sorgt dafür, dass die Frauen, die es bis in die Forschung und Entwicklung geschafft haben, nicht alleine unter vielen Männern arbeiten müssen. Aber bis dahin kann ich nur jeder Frau raten: tut's nicht. Haltet euch fern von einer Männerwelt, denn auf Dauer hält das (fast) keine Frau aus."