SCHUFA-Umfrage zum Thema Geld: Wie geht es den Deutschen?

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SCHUFA-Umfrage zu Geld, Zahlungsproblemen und Zukunftsängsten: Wie geht es den Deutschen?
Die finanzielle Lage vieler Menschen in Deutschland ist sehr angespannt.
SCHUFA-Umfrage zu Geld, Zahlungsproblemen und Zukunftsängsten: Wie geht es den Deutschen?
CC0 / Pixabay / geralt

Wachsende Schulden und Zukunftsängste machen den Bürgern zu schaffen. Das hat die Wirtschaftsdatei SCHUFA herausgefunden. Das Geld zum Shoppen sitzt nicht mehr so locker, das zeigt die Entwicklung.

Die Wirtschaftsauskunftei SCHUFA in Wiesbaden befragt die Menschen in Deutschland mehrmals pro Jahr zu ihrem Einkommen, zu finanziellen Rücklagen, zu Spar- und Konsumverhalten und zu ihren Sorgen. Der SchulderAtlas Deutschland 2023 von Creditreform erfasst zusätzlich die Zahl der überschuldeten Verbraucher. Es geht also um alle Fragen rund um dein Geld. Hier sind die wichtigsten Fakten aus Verbraucher-Umfrage und Atlas, die du spiegeln kannst mit deiner persönlichen Situation. Dann kannst du entscheiden: geht es dir genauso, besser oder schlechter.

Stimmung: Die Zukunftsängste bleiben bestehen

Mehrheitlich blicken die Menschen sorgenvoll in die Zukunft. Im Herbst 2023 sind es knapp zwei Drittel der Deutschen (65 %).  Im Oktober 2022 lag dieser Wert allerdings noch höher (74 %). Die Stimmung hat sich also etwas aufgehellt. Aber der Ukraine-Krieg und die damit verbundene Energiekrise machen den Menschen weiterhin Sorgen.

Die Zukunftsangst ist besonders in den mittleren Einkommensgruppen (2.000 bis 4.000 Euro) gestiegen. 66 % der Menschen mit diesem Einkommen haben Angst vor der Zukunft – im Februar 2023 waren es noch 58 %. Und was trübt konkret die Stimmung? Offensichtlich ist die schwache konjunkturelle Entwicklung und die damit verbundene Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt bei den Menschen angekommen und macht ihnen zunehmend Sorgen. Zu den größten Sorgen der Menschen zählen das gestiegene Preisniveau und die Angst vor Arbeitslosigkeit:

  • Die Preissteigerungen bei Energie- und Lebenshaltungskosten (74 %) beunruhigen die Bürger.
  • 72 % der Befragten befürchten sogar, dass die Preissteigerungen den Wohlstand in Deutschland gefährden.
  • 44 % der Befragten haben aktuell Angst, dass die Arbeitslosigkeit steigt. Noch im Frühjahr 2023 waren es 37 %.

Zufriedenheit & Haushaltseinkommen: Die finanzielle Zufriedenheit sinkt, immer mehr Menschen nehmen Einbußen wahr

Und wie blicken die Deutschen auf ihre finanzielle Situation? Eine knappe Mehrheit (55 %) ist "zufrieden". 31 % sind "weniger zufrieden", 14 % sind sogar "unzufrieden". Die Werte haben sich seit Juni 2021 verschlechtert. Als Tendenz ist sichtbar: Der Anteil der Menschen, die "zufrieden" oder "sehr zufrieden" sind, ist von 67 % auf aktuell 55 % geringer geworden.

Gefühlt haben die Menschen immer weniger Geld im Portemonnaie. Der Anteil der Befragten, die aus ihrer Wahrnehmung Einkommenseinbußen in ihrem Haushalt verzeichnen, ist seit November 2020 kontinuierlich gewachsen – von 36 % auf aktuell 54 %.

SCHUFA -Vorstand Ole Schröder meint dazu: "Die finanzielle Situation ist weiterhin angespannt und hat sich sogar bei einem Teil der Bevölkerung weiter verschärft". Die hohe Inflation hat die Kaufkraft der Menschen in den vergangenen Jahren schrumpfen lassen. Viele Arbeitnehmer mussten 2023 einen Rückgang von 2,3 % bei den Reallöhnen hinnehmen.

Sparen: Die Menschen können weniger sparen

Sparen gehört eigentlich zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Geld auf die Seite zu legen, fällt den Menschen aber immer schwerer. Der Anteil der SCHUFA-Befragten, die sagen, dass sie weniger sparen können, ist in den letzten Jahren von 24 % (2020) auf 34 % im Oktober 2023 angewachsen. 18 % können aktuell gar kein Geld zur Seite legen. Vor allem in den Haushalten mit einem Einkommen von weniger als 2.000 Euro ist dies der Fall.

Da, wo Rücklagen bestanden, schmelzen sie zunehmend dahin. Aktuell sagt jeder fünfte Befragte, dass er keine Rücklagen mehr hat. Noch ein Jahr zuvor lag der Anteil bei 16 %. Genügend Rücklagen für besondere Ereignisse hat nur jeder fünfte Haushalt (21 %). Viele fürchten, dass diese in naher Zukunft nicht mehr ausreichen. 

Besonders schwierig gestaltet sich die Situation in den unteren Einkommensgruppen (unter 2.000 Euro): Hier geben nur 11 % der Befragten an, über genügend Rücklagen zu verfügen. 37 % hatten bereits vor der Krise keinerlei finanzielle Reserven und 23 % haben ihre Rücklagen inzwischen aufgebraucht. Ole Schröder folgert darauf: "Unsere Umfrage zeigt aber auch, dass viele Menschen aktuell kein Geld zur Seite legen können, die Reserven weiter aufgebraucht sind und zunehmend finanzielle Unterstützung benötigt wird, um über die Runden kommen."

Konsum & Zahlungsverhalten: Die Menschen schränken sich mehr ein und schieben Rechnungen

Durch die angespannte finanzielle Lage verändern viele Menschen ihr Konsumverhalten. Sie passen es an die gestiegenen Preise an und schränken sich ein. 85 % sagen, dass sie insgesamt ihre Ausgaben reduzieren. Der Handel stöhnt schon unter der Sparwelle. Nicht nur bei den Lebensmitteln regiert der Rotstift, sondern generell beim Shoppen. Energie sparen steht weiterhin hoch im Kurs: Neun von zehn Verbrauchern (89 %) machen das. 72 % wollen in diesem Herbst und Winter weniger heizen. Nur 35 % sagen, dass die aktuelle Situation keinen Einfluss auf ihr derzeitiges Konsumverhalten hat.

Unter den knapper werdenden Ressourcen verändert sich auch das Zahlungsverhalten: Jeder Dritte (32 %) hat in den vergangenen sechs Monaten die Zahlung von Rechnungen bis zur Zahlungsfrist oder darüber hinaus verzögert. Um finanzielle Engpässe zu überwinden, hat sich jeder Fünfte (20 %) Geld bei Verwandten oder Freunden geliehen, ebenso viele haben staatliche Hilfen in Anspruch genommen. Mit dieser "Taktik" haben es die Verbraucher geschafft, dass die Anzahl neu gemeldeter Zahlungsstörungen unter dem Vorjahresniveau liegt. Das berichtet SCHUFA-Vorstand Ole Schröder, der das so nicht unbedingt erwartet hat.

Veränderungen gibt ebenso bei größeren Anschaffungen, beim Thema Ersparnisse und bei Kontoüberziehungen. Den Kauf der neuen Waschmaschine, Auto oder des Notebooks schiebt inzwischen die Hälfte der Bürger. Auf ihre Ersparnisse greifen 52 % zurück. Der Anteil der Menschen, die angeben, ihr Konto in den vergangenen sechs Monaten überzogen zu haben, lag im November 2020 noch bei 13 %. Im Oktober 2023 stimmten 24 % der SCHUFA-Befragten dieser Aussage zu.

Der SchuldnerAtlas von Creditreform

Die Überschuldungslage der Verbraucher ist ambivalent, meldet die zweite größte deutsche Wirtschaftsdatei Creditreform. Der SchuldnerAtlas weist aus, dass nur noch 5,65 Mio. Menschen (minus 233.000 Fälle gegenüber 2022) 2023 in Deutschland als überschuldet gelten. Offiziell ist das ein erneuter Tiefststand. Die Überschuldungsquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen in Deutschland, sinkt um 0,33 Punkte auf 8,15 %.

"Die vermeintlich guten Werte trügen leider", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Er verweist auf statistische Sondereffekte, die die Zahlen schwer vergleichbar machen. "Ohne statistische Sondereffekte messen wir erstmals seit 2019 einen Überschuldungszuwachs." Nach alter Lesart gibt es rund 17.000 Fälle mehr als 2022.

"Die Konsumlust der Bürger wächst aber wieder, obwohl fast alles deutlich teurer ist. Das wird viele finanziell überfordern", so Hantzsch. Da die Folgen einer Überschuldung, Stichwort Privatinsolvenz, erst zeitverzögert auftreten, rechnen die Analysten mit steigenden Fallzahlen in den kommenden Monaten. Michael Goy-Yun, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm betont, "dass einkommensschwache Haushalte weiterhin am meisten von Überschuldung betroffen sind."

Fazit: Die Zahlen sind eigentlich gar nicht so schlecht

Die SCHUFA-Umfrage und der SchuldnerAtlas zum Geld der Deutschen zeigen: So richtig gut geht es den Bürgern finanziell nicht. Es gibt Zahlungsprobleme und Zukunftsängste. Gerade beim Konsum und bei der Heizung wird gespart: Das neue Auto wird noch nicht angeschafft und bei den Energiepreisen versuchen viele durch Anbieter-Wechsel die Kosten zu drücken. Die Corona-Pandemie hatte für viele massive wirtschaftliche Auswirkungen. Der Krieg in der Ukraine sorgte für immense Preissteigerungen und für eine Energiekrise im vergangenen Winter. Ja, die Menschen haben herausfordernde Krisenjahre hinter sich und ein Ende ist noch nicht absehbar. Angesichts dieser Lage sind die Zahlen eigentlich gar nicht so schlecht.