- Höhe der Rente für viele nicht mehr ausreichend
- Beamte erhalten höhere Pensionen
- Die Rente schützt nicht vor Armut
78 Prozent der jungen Leute (zwischen 17 und 27) haben die Sorge, im Alter nur eine geringe Rente zu bekommen und arm zu sein. Dieses Ergebnis hat die MetallRente Jugendstudie 2022 ergeben. Aber ist die Angst berechtigt? Die neusten Informationen der Bundesregierung auf Anfragen der Bundestagsabgeordneten Dietmar Bartsch und Heidi Reichinnek, beide von der Faktion Die Linke, belegen, dass die Sorge der Jugendlichen mehr als berechtigt ist.
Rente reicht für viele nicht mehr zum Leben
Die Zahl der Senior*innen, die auf Grundsicherung angewiesen sind, weil ihre Rente nicht reicht, steigt Jahr um Jahr weiter an. Das zeigen neue Zahlen, die Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Fraktion Die Linke, beim Statistischen Bundesamt und beim Arbeitsministerium erfragt und ausgewertet hat.
Daraus geht hervor, dass die Anzahl der Empfänger*innen von Grundsicherung im Alter allein von Juni bis September 2022 innerhalb von drei Monaten um knapp 19.000 Personen angestiegen ist – genau von 628.570 auf 647.515. Im Vergleich zum Vorjahr (September 2021) sind es sogar rund 68.000 Personen mehr – ein Anstieg um rund 12 Prozent.
Folge dieser Entwicklung: Die Pro-Kopf-Ausgaben für die Grundsicherung sind überproportional angestiegen, weil immer mehr Menschen auf immer höhere Leistungen angewiesen sind. Fraktionschef Dietmar Bartsch äußert sich dazu: "Die Altersarmut jagt von Rekord zu Rekord. 12 Prozent mehr seit der Bundestagswahl. Die Inflation kommt im Sozialamt an. Immer mehr Rentner müssen Sozialhilfe beantragen, um über die Runden zu kommen."
Beamte erhalten höhere Pensionen
Mit neuen Zahlen informiert das Arbeitsministerium (Antwort auf die Frage 94, S. 52f.) über die Anzahl und den Anteil der Versichertenrenten nach Netto-Auszahlungshöhe (Rentenbestand am 31.12.2021). Danach erhalten 53,2 Prozent der Rentenbeziehenden unter 1000 Euro im Monat (10,9 Millionen Rentenbeziehende). Wird der Rentenbetrag auf 2000 Euro im Monat erhöht, dann liegen 95,7 Prozent unter dieser Summe. Wird die Rentengrenze bei 1200 Euro gesetzt, erhält ein Drittel der Beziehenden selbst nach 45 Arbeitsjahren maximal 1200 Euro netto aus der gesetzlichen Altersvorsorge.
Dies trifft nach Informationen von Dietmar Bartsch, die er gegenüber die Augsburger Allgemeinen machte, auch auf das wohlhabende Süddeutschland zu: In Bayern landen 33 Prozent und in Baden-Württemberg 29 Prozent der künftigen Bezieher*innen trotz Vollzeitarbeit unter der genannten Grenze. Nach den Zahlen ist das Problem niedriger Rentenansprüche in Ostdeutschland am größten. In Sachsen wird demnach über die Hälfte der künftigen Rentenbeziehenden mit maximal 1200 Euro aus der gesetzlichen Versicherung nach Hause gehen, in Thüringen sogar 57 Prozent.
Wesentlich positiver sieht es für die Gruppe der Beamtinnen und Beamten aus: Bei den Beziehenden von Pensionen bekommen nur knapp 30 Prozent einen Betrag von unter 2000 Euro. Noch einmal zum Vergleich: Bei den Beziehenden von Altersrente von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) sind es 95,7 Prozent. Die DRV zahlt jeden Monat 20,3 Millionen sogenannten Versichertenrenten. Zusammen mit den etwa fünf Millionen Hinterbliebenenrenten sind das mehr als 25 Millionen.
Die Rente ist nicht armutsfest
Die seniorenpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Heidi Reichinnek, wollte von der Bundesregierung wissen, wie groß der Anteil der Rentenbeziehenden ist, die so wenig Rente bekommen, dass sie unter die Armutsgrenze rutschen. In Deutschland gilt als von Armut gefährdet, wer als Alleinstehende*r pro Jahr weniger als 13.628 Euro zur Verfügung hat, also monatlich: 1136,00 Euro.
Davon sind nach neuen Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium rund 18 Prozent der Bezieher*innen betroffen. Insbesondere Frauen sind stark betroffen, vornehmlich Frauen, die über 65 Jahre alt sind. Hier liegt der Wert bei 20,2 Prozent – also mehr als jede fünfte Rentnerin. Der durchschnittliche Zahlbetrag liegt bei Frauen bei 832 Euro.
Wenn es nach Reichinnek geht, sollte niemand im Alter von weniger als 1200 Euro netto leben müssen. Sie erklärt: "Was in Österreich mit drei armutsfesten Mindestrenten, gestaffelt nach Beitragsjahren zwischen 1200 und deutlich über 1500 Euro gelingt, sollte auch in Deutschland möglich sein."
Fazit - immer mehr Rentner leben in Armut
Die Rente sichert selbst bei langen Beitragszeiten den Lebensstandard im Alter nicht mehr ab. Immer mehr Rentner*innen leben in Armut. Die Altersarmut hat sich dramatisch entwickelt. In einer Erläuterung der Zahlen verweist die Bundesregierung darauf, dass aus der Höhe eines Rentenanspruchs in der Rentenversicherung "grundsätzlich nicht auf die Einkommenssituation im Alter geschlossen werden kann" – unter anderem, weil weitere Alterseinkommen und der Haushaltskontext nicht berücksichtigt seien. Das ist sicherlich richtig. Dennoch ist eine offene und ehrliche Bestandsaufnahme zur Altersarmut in Deutschland dringend notwendig.
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