Entscheidend sei es demnach vielmehr, "dass Arbeitgeber stärker in altersgerechte Arbeitsbedingungen, flexible Arbeitszeitmodelle sowie gezielte Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote investieren". Man dürfe auch nicht übersehen bei der Diskussion, "dass viele Menschen aus gesundheitlichen Gründen, wegen Arbeitslosigkeit oder aufgrund familiärer Pflegeverpflichtungen das reguläre Rentenalter gar nicht erreichen können".
Der Sozialverband VdK verweist zudem auf eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Verbandes vom August 2024. Dabei hätte sich gezeigt, dass fast die Hälfte der über 50-Jährigen sich vorstellen kann, im Ruhestand weiterzuarbeiten. Allerdings, so heißt es weiter, "geben etwa ein Drittel dieser Gruppe finanzielle Not als Hauptgrund an. Rund 40 Prozent lehnen eine Weiterarbeit ab, und etwa 7 Prozent sind unentschieden." VdK: "Wenn ältere Menschen aus wirtschaftlicher Not oder gesellschaftlichem Erwartungsdruck heraus zur Weiterarbeit gezwungen sind, wirft das ein bedenkliches Licht auf die soziale Situation in unserem Land."
Weiteres Problem: Fast jede zweite Frau arbeitet in Teilzeit
Ein weiterer Kritikpunkt kommt in der ARD-Sendung mit dem CDU-Politiker von Christiane Benner. Die Vorsitzende der IG Metall sieht ein weiteres massives Problem an einer anderen Stelle: "Wir haben eine Menge Frauen, die in Teilzeit sind. Die würden gerne mehr arbeiten. Da hat die Bundesregierung an der falschen Stelle angesetzt."
Laut einer Grafik des Statistischen Bundesamtes vom 19. Mai 2025, war im Jahr 2024 fast jede zweite Frau (49 Prozent) in Teilzeit. Bei den Männern waren es nur zwölf Prozent. Der Blick auf Mütter und Väter in Teilzeit verdeutlicht das Problem: Mütter (68,4 Prozent) und Väter (8,3 Prozent).
Für Benner ist klar, es fehlt eben auch ganz entscheidend an Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, damit Mütter überhaupt eine Chance bekommen mehr zu arbeiten. Bei der Debatte um die fehlende Arbeitsbereitschaft im Land muss also genau hingeschaut werden.
ARD liefert Fakten-Check zur Sendung
Hingeschaut hat auch die ARD. Zur Sendung vom 25. Mai 2025 gibt es im Nachgang einen Fakten-Check. Dieser, so steht es auf der Internetseite, "dient nicht allein der Prüfung der Aussagen, sondern soll auch Hintergrundinformationen, aktuelle Entwicklungen und zusätzliche Perspektiven vermitteln.
Zur Frage in der Sendung, ob die Deutschen im Vergleich mit anderen OECD-Ländern wirklich weniger arbeiten würden, wurde für die Kritik von Ökonom Moritz Schularick eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln als Grundlage herangezogen. Darin heißt es:
2023 kam ein Deutscher in erwerbsfähigem Alter (15 bis 64 Jahre) im Schnitt auf 1036 Arbeitsstunden. In Griechenland, schreibt Schäfer, käme man im Schnitt auf 1172 Stunden, in Polen auf 1304 Stunden. Die höchste geleistete Arbeitszeit stellte er in Neuseeland fest: Dort kam ein durchschnittlicher Erwerbstätiger auf 1400 Stunden. Schlechter als Deutschland schnitten nur Frankreich (1027 Stunden) und Belgien (1021 Stunden) ab.
Im Fakten-Check heißt es, dass es an dieser Studie durchaus große Kritik gab. So erklärte Deutschlands oberste Gewerkschafterin, Yasmin Fahimi, dass der OECD-Vergleich Daten zu Vollzeit- und Teilzeitarbeit vermengen würde: "Das ist Äpfel mit Birnen vergleichen, die Statistik ist daher relativ wertlos." Schaue man sich nur die Vollzeitbeschäftigten an, zeige sich, dass diese in Deutschland mehr als 40 Stunden pro Woche arbeiten, was dem EU-Durchschnitt entspreche.
Und Fahimi wird sehr deutlich: "Die Behauptung, in Deutschland werde zu wenig gearbeitet, ist eine unverschämte Erzählung, die Beschäftigte zu Unrecht an den Pranger stellt". Dass die hohe Teilzeitquote eine Rolle spielt, würde demnach auch, das bestätigt auch das Instituts der deutschen Wirtschaft.
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