Kündigungsatlas: Hier werden 2025 die meisten Menschen entlassen

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In Bayern kündigen jeden Monat viele Firmen ihren Mitarbeitenden. Bayern ist mit NRW der Hotspot für Kündigungen in Deutschland. Was ist der Grund für die vielen Jobverluste?

  • Das Job-Verlust-Ranking: erst NRW, dann Bayern
  • Ist der Montag der neue Freitag beim Rauswurf?
  • Kündigung fast immer zum Monatsende – stimmt das?
  • Wie hoch ist die Abfindung bei Kündigungen?

In welchen Regionen gibt es besonders viele Kündigungen? Zu welchem Zeitpunkt im Monat endet für viele das Arbeitsverhältnis? Und an welchem Wochentag wird am häufigsten gekündigt? Wie hoch ist die Abfindung? Der Kündigungsatlas 2025 des Rechtsdienstleisters Allright gibt Einblicke in das Tabuthema Jobverlust.

Das Job-Verlust-Ranking: erst NRW, dann Bayern

Nordrhein-Westfalen führt zwar beim Kündigungsrisiko den Reigen der Bundesländer an, Bayern folgt aber mit nur 0,1 Prozentpunkten Abstand. In NRW wurden laut dem Allright-Kündigungsatlas 17,2 % aller Entlassungen ausgesprochen, dicht gefolgt von Bayern (17,1 %) und Baden-Württemberg (14,1 %).

Warum gerade in diesen Bundesländern? Diese drei Bundesländer sind nicht nur bevölkerungsreich, sondern auch wirtschaftliche Schwergewichte. Viele Industrie-, Logistik- und Dienstleistungsunternehmen haben dort ihren Sitz. Heißt: viele Arbeitsplätze – aber auch viele Umstrukturierungen, Krisen und Personalentscheidungen – davon kann Franken ein Lied singen. Aber fast beruhigend stellt der Rechtsdienstleister Allright fest, dass Kündigungen ein bundesweites Phänomen sind – unabhängig von Region oder Branchenfokus. 

Am unteren Ende der Skala stehen Bremen (0,27 %), das Saarland (0,79 %) und Mecklenburg-Vorpommern (1,85 %). Dort wird seltener gekündigt – unter anderem, weil dort insgesamt weniger Menschen angestellt sind. Weniger Jobs heißt auch weniger Kündigungen. Klingt logisch, ist aber auch ein Zeichen für weniger Dynamik am Arbeitsmarkt.

Ist der Montag der neue Freitag beim Rauswurf?

Montagmorgen, kurz nach Arbeitsbeginn, nach dem Bericht vom Wochenende und dem Kaffee, platzt die Bombe: Einem Kollegen wird gekündigt. 23,2 % aller Kündigungen finden laut Allright-Kündigungsatlas an einem Montag statt. Damit ist der Wochenbeginn der traurige Spitzenreiter. Aber warum gerade dieser Tag? Das Job- und Karriere-Portal Xing vermutet, dass Unternehmen so die "Restwoche" für Rücksprachen, Rückgaben und Resturlaub nutzen. "Auch der emotionale Abstand nach dem Wochenende spielt eine Rolle – der Montag fühlt sich nüchtern an, sachlich, kalt. Und genau so laufen oft auch die Gespräche", so Xing.

Der Mittwoch (20,6 %) und der Dienstag (19,8 %) folgen als häufige Kündigungstage knapp dahinter. Der Freitag ist unbeliebt (15,8 %) – eine Kündigung mit anschließendem Wochenende erscheint vielen Chefs zu unmenschlich. Am Wochenende selbst wird kaum entlassen: Samstag (1,4 %), Sonntag (0,8 %).

Bei betriebsbedingten Kündigungen sind soziale Kriterien wie die Dauer der Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten und das Alter zwingend zu beachten. Nur so ist eine Auswahlentscheidung zwischen vergleichbaren Arbeitnehmern zu treffen. "Ist das nicht geschehen, haben Arbeitnehmer gute Chancen, die Kündigung erfolgreich anzufechten", erläutert der Arbeitsrechtsexperte Paul Krusenotto von Allright.

Kündigung fast immer zum Monatsende – stimmt das?

Ein weiteres gängiges Muster: Über die Hälfte aller Kündigungen (51,6 %) erfolgen laut Allright-Kündigungsatlas zum Monatsende. Das ist kein Zufall – sondern juristisch und organisatorisch ein praktischer Zeitpunkt. Dieses Verhalten lässt sich auf gesetzliche und vertragliche Kündigungsfristen zurückführen, die häufig eine Beendigung des Arbeitsverhältnisses zum Monatsende vorsehen.

Viele Arbeitsverträge sehen das auch genau so vor. Und Personalabteilungen richten sich nach dieser Deadline, vermutet das Job-Netzwerk Xing. Nur 18,9 % aller Kündigungen werden in den ersten zehn Tagen eines Monats ausgesprochen, knapp 30 % in der Monatsmitte.

Wer von einer Kündigung betroffen ist, sollte wissen: Fällt das Ende der dreiwöchigen Klagefrist gegen eine Kündigung auf ein Wochenende oder einen Feiertag, verschiebt sie sich automatisch auf den nächsten Werktag. Wer also klagen will, hat manchmal einen Tag länger – aber niemals unbegrenzt Zeit. Es gilt immer die dreiwöchige Frist für eine Klage. Denn: "Arbeitsmarkt heißt Bewegung. Und wer informiert ist, kann Chancen und Veränderungen gezielter für sich nutzen", meinen die Experten von Xing.

Wie hoch ist die Abfindung bei Kündigungen?

Wer von einer Kündigung betroffen ist, hat grundsätzlich keinen gesetzlichen Anspruch auf eine Abfindung. Dennoch erhalten viele Arbeitnehmer laut Allright-Kündigungsatlas eine Ausgleichszahlung für den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Als Faustformel gilt für die Höhe der Abfindung folgende Regel: ein halbes Monatsgehalt pro Jahr der Beschäftigung. 

Warum zahlt der Arbeitgeber oftmals freiwillig eine Abfindung? Das liegt daran, dass Arbeitgeber oft bereit sind, das Arbeitsverhältnis durch eine Zahlung zu beenden, um kostspielige und risikobehaftete Kündigungsschutzprozesse vor den Arbeitsgerichten zu vermeiden. Außerdem kann der Arbeitgebende mit einer Abfindung erreichen, dass das Arbeitsverhältnis zeitnah beendet wird.

Die verhandelten Abfindungssummen unterscheiden sich laut Datenauswertung von 2500 Fällen durch Allright erheblich: Sie reichen von 50 Euro bis hin zu sechsstelligen Summen. Im Durchschnitt erhielten die Entlassenen eine Abfindung von 5082,57 Euro. Männer erhielten dabei 5847,44 Euro, Frauen deutlich weniger, nämlich 4317,69 Euro. Frauen haben zwar Nachteile bei der Höhe der Abfindungssumme, dafür sind sie aber weniger oft von einer Kündigung betroffen: 61 % der gekündigten Männer stehen 31 % Frauen gegenüber. 

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