Deutschland befindet sich im Krisen-Modus. Trotz der aktuellen Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt gibt es noch Branchen, die händeringend nach Arbeitskräften suchen, verrät die Agentur für Arbeit in Nürnberg.
Nicht nur die Autoindustrie, auch viele weitere Branchen in Deutschland stecken aktuell in der Krise. Bei Insolvenzen, Stellenstreichungen und Standortschließungen könnte man meinen, dass auch die Jobsuche zur Herkules-Aufgabe wird. Es gibt jedoch Branchen, in denen Fachkräfte nach wie vor dringend gesucht werden.
Jeden Monat analysiert die Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg die Stellenanzeigen aller gemeldeten Arbeitsstellen des Vormonats und leitet daraus die Top Ten der meistgesuchten Berufe ab. Im April waren laut einer Mitteilung der Arbeitsagentur 646.000 offene Stellen gemeldet.
Meistgesuchte Berufe - hier haben Arbeitssuchende die besten Chancen
Es zeige sich jedoch in allen Bereichen ein leichter Rückgang - nur bei nichtmedizinischen Gesundheitsberufen wie Altenpflegern, Friseuren oder Kosmetikern und lehrenden und ausbildenden Berufe sowie darstellenden, unterhaltenden Berufen sei ein leichtes Plus zu verzeichnen gewesen. Am meisten Personal wurde demnach im April in Verkaufsberufen gesucht - 50.000 offene Stellen gab es bundesweit in diesem Bereich. Platz 2 der Berufsgruppen mit den meisten Stellenanzeigen belegen medizinische Gesundheitsberufe.
Entgegen der Annahme vieler würden die aktuellen Massenentlassungen in manchen Branchen jedoch nicht zwingend zu mehr Arbeitslosigkeit führen - denn die Arbeitskräfte sind laut Arbeitsagentur-Sprecher Matthias Klar, zuständig für den Raum Bamberg-Coburg, heiß begehrt und wechseln oft nahtlos in andere Unternehmen. Aufgrund der demografischen Lage und vielen Fachkräften, die kurz vor der Rente stehen, suchten zahlreiche Betriebe händeringend nach Personal. Laut der Bundesagentur für Arbeit waren das im April die Berufe, für die am meisten Stellengesuche existierten:
- Verkaufsberufe: 50.000 offene Stellen
- Medizinische Gesundheitsberufe: 46.000 offene Stellen
- Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe: 44.000 offene Stellen
- Mechatronik-, Energie- u. Elektroberufe: 42.000 offene Stellen
- Verkehr, Logistik (außer Fahrzeugführung): 42.000 offene Stellen
- Metallerzeugung, -bearbeitung, Metallbau: 37.000 offene Stellen
- Führen von Fahrzeug- und Transportgeräten: 34.000 offene Stellen
- Erziehung und soziale Berufe: 31.000 offene Stellen
- Unternehmensführung, -organisation: 30.000 offene Stellen
- Nichtmedizinische Gesundheitsberufe, Körperpflege, Medizintechnik: 25.000 offene Stellen
"Haben weiterhin einen Bewerbermarkt": Arbeitsagentur-Sprecher gibt Entwarnung
Einen Rückschritt Richtung Arbeitgebermarkt sieht der Sprecher daher nicht und betont: "Wir haben weiterhin einen Bewerbermarkt." Dennoch stünden die Chancen in Bereichen am besten, die unabhängig von der wirtschaftlichen Lage nachgefragt würden - wie beispielsweise im medizinischen Bereich, in Pflegeberufen oder Schulen. "Da hat man nach jetzigem Stand immer gute Chancen", betont Klar. Natürlich hänge es jedoch von zahlreichen individuellen Faktoren ab, wie leicht man sich bei der Jobsuche tut. Auch das Gehalt ist dabei nicht unwichtig. In einem anderen Artikel haben wir neulich beleuchtet, welches Netto-Gehalt in Deutschland aktuell als gut gilt.
Aber auch in Handwerksbetrieben sei die Lage derzeit nicht allzu schlecht, viele Betriebe seien gut ausgelastet. In sozialen Berufen stünden die Chancen, einen Job zu finden, ebenfalls gut, genauso wie in der weiter wachsenden IT- und KI-Branche. Generell rät Klar: "Eine Ausbildung ist die beste Versicherung gegen Arbeitslosigkeit." Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen habe keinen Berufsabschluss. Das sei vor allem in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie momentan ein Problem - denn die ersten Stellen, die dann gestrichen würden, seien Helfer-Tätigkeiten.
Genau diese würden aber meist von Personen ohne Abschluss ausgeführt. Dass die Firmen entsprechende Stellen streichen, hat einen Grund. "Das hängt damit zusammen, dass solche Tätigkeiten dann von Fachkräften mitübernommen werden können, die ansonsten nicht voll ausgelastet wären." Denn diese in besseren Zeiten wieder nachzubesetzen, sei deutlich schwieriger.