Fränkische Autozulieferer in "massiver" Krise: Experte warnt vor düsterer Zukunft

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Krise bei fränkischen Autozulieferern: Experte gibt düstere Prognose für Branche ab
Sämtliche Betriebe der Autoindustrie befinden sich in einer Krise. Das trifft auch Franken hart. (Symbolbild)
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naruecha / Adobe Stock (Symbolbild)

Es ist derzeit nicht gut bestellt um die Automobil-Branche. Auch in Franken sind zahlreiche Zulieferer-Betriebe stark getroffen, streichen Stellen und schließen Standorte. Ein Experte vermutet: Das könnte nur der Anfang sein.

Die Automobil-Industrie steckt in einer handfesten Krise - das trifft auch viele fränkische Standorte hart. Stellenstreichungen und Standortschließungen sind längst keine Seltenheit mehr. 

In der Region beobachten viele Akteure die Entwicklungen mit Sorge: Die IG-Metall-Ortsverbände schlagen Alarm, die Mitarbeiter gehen auf die Straße. Der Schweinfurter OB schloss sich sogar einer Initiative an, die ihre Forderungen direkt an die EU-Kommission richtet.

Autoindustrie unter Druck: Allein 2024 gingen 19.000 Jobs verloren

Deutschlandweit gingen im vergangenen Jahr in der Branche fast 19.000 Arbeitsplätze verloren, wie aus einer aktuellen Untersuchung der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. "Die deutsche Automobilindustrie steckt in einer massiven und umfassenden Krise", sagte der EY-Autoexperte Constantin Gall laut Mitteilung.

Die Hersteller stünden vor einer Vielzahl an Herausforderungen und nur einige dieser Probleme könnten sie aus eigener Kraft lösen. "Daher werden wir in diesem Jahr sehen, dass die Autokonzerne massiv an der Kostenschraube drehen werden, um ihre Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. Das wird unweigerlich zu deutlichen Einschnitten bei der Beschäftigung führen", sagte Gall.

Der vergleichsweise geringe Stellenabbau im vergangenen Jahr sei nur der Beginn eines schmerzhaften, aber unvermeidlichen Schrumpfungsprozesses. Produktionsverlagerungen in größerem Umfang in die USA oder nach China seien angesichts der jüngsten geopolitischen Entwicklungen durchaus wahrscheinlich. "Das würde den Stellenabbau hierzulande nochmals deutlich beschleunigen", sagte Branchenexperte Gall.

Sparmaßnahmen großer Autozulieferer treffen auch Franken hart

Die Dimensionen der Sparmaßnahmen sind teils immens. So kündigte Bosch Ende Januar 2024 an, konzernweit 7000 Stellen streichen zu wollen. Vor wenigen Tagen spekulierte Konzern-Chef Stefan Hartung, dass diese Zahl durchaus noch steigen könnte

Auch Autozulieferer ZF will Stellen streichen - 14.000 in ganz Deutschland, um genau zu sein. Aktuell prüfe das Unternehmen Gerüchten zufolge sogar die Abspaltung seiner Kernsparte. Diese Maßnahme hätte auch für den Standort Schweinfurt weitreichende Konsequenzen.

Weitere große Arbeitgeber in der Region gaben ähnliche Pläne bekannt: Continental will mehr als 10.000 Stellen streichen, der Standort in Nürnberg soll ganz schließen. Brose streicht Hunderte Stellen in Franken, der Standort in Würzburg könnte geschlossen werden. Leoni will 4500 Stellen abbauen, bei Schaeffler sind 4700 Arbeitsplätze in Europa in Gefahr.

Schwächelnde Nachfrage, hohe Kosten: Die Gründe für die Krise der Autoindustrie sind vielfältig

Aber warum kriselt es derzeit in der Branche so extrem? Die Probleme reichten von einer schwachen Nachfrage aufgrund der anhaltenden Konjunkturschwäche über zu hohe Kosten bis hin zum kostspieligen Nebeneinander von Verbrennern und Elektroautos. Insbesondere die Investitionen in Elektromobilität hätten hohe Summen verschlungen, ohne dass sich die erhofften Markterfolge eingestellt hätten. Hinzu komme der wegbrechende chinesische Markt.

In den Unternehmen seien die Probleme aber inzwischen klar erkannt worden. Insofern bestehe durchaus Hoffnung, dass die Autohersteller mittelfristig wieder höhere Margen erzielen könnten. Mit Kostensenkungsmaßnahmen allein sei es allerdings nicht getan.

Mit Blick auf die zuletzt sehr schwache Entwicklung der Zulieferer rechnete der Experte mit einem weiteren kräftigen Stellenabbau. "Für viele Zulieferer wird die Luft immer dünner, gerade der stockende Hochlauf der Elektromobilität belastet die Marge erheblich", so Gall.

Umsatz der Branche bricht um fünf Prozent ein - nach jahrelangem Wachstum

Die Umsätze der Autoindustrie in Deutschland verringerten sich der Studie zufolge im vergangenen Jahr um fünf Prozent, nachdem sie in den drei Jahren zuvor stets gewachsen waren. 2024 lag der Umsatz demnach bei 536 Milliarden Euro.

Für die Analyse hat EY nach eigenen Angaben aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts und der Agentur für Arbeit ausgewertet. Es wurden in Deutschland ansässige Unternehmen ab einer Größe von 50 Mitarbeitern untersucht.

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