Vor dem Bamberger Bosch-Werk haben zahlreiche Mitarbeiter gegen die massiven Stellenstreichungen im Konzern protestiert. Der Betriebsratschef befürchtet auch in der Domstadt einen deutlichen Verlust von Arbeitsplätzen - er spricht von einem "Sterben auf Raten."
Der Technologieriese Bosch will konzernweit mehr als 7000 Stellen streichen. Betroffen sind gleich mehrere Betriebsbereiche. In der Sparte für Fahrzeugelektronik und Software ist ein Abbau von bis zu 1200 Arbeitsplätzen vorgesehen. In der Steuergerätesparte sollen bis zu 500 Jobs wegfallen - unter anderem am Standort im mittelfränkischen Ansbach. Auf Arbeitnehmerseite will man den angekündigten massiven Stellenabbau allerdings nicht sang- und klanglos hinnehmen. Der Bosch-Betriebsrat und die IG Metall gehen diesbezüglich auf Konfrontationskurs. Am Mittwoch (20. März 2024) findet ein bundesweiter Aktionstag vonseiten der Beschäftigten und ihrer Interessensvertreter statt.
"Das wird der Sturm auf die Bosch-Bastille", hatte einer der Mitorganisatoren laut einem Bericht des Manager Magazins im Vorfeld angekündigt. Auch an fränkischen Bosch-Standorten gibt es entsprechende Protestaktionen. Im Ansbacher Gemeindeteil Brodswinden versammelten sich die Angestellten öffentlichkeitswirksam an der Hauptpforte des Bosch-Werks. Am Standort in der Zweibrückener Straße in Nürnberg ist ab Mittag eine Solidaritätskundgebung für alle von den Einsparplänen betroffenen Bosch-Niederlassungen geplant. In Bamberg traf man sich derweil schon tags zuvor. "Wir waren praktisch die Vorhut", berichtet der Bamberger Betriebsratsvorsitzende Mario Gutmann im Gespräch mit inFranken.de. Seine Prognose für das Bamberger Werk bezüglich der Zahl der Arbeitsplätze fällt düster aus.
Protestaktion in Bamberg: Bosch-Beschäftigte demonstrieren gegen bundesweiten Stellenabbau
Vor dem Haupttor des Bamberger Werks in der Robert-Bosch-Straße fanden sich am Dienstagvormittag (19. März 2024) zahlreiche Mitarbeiter des Autozulieferers ein. Im Rahmen einer Betriebsversammlung drückten sie lautstark ihren Unmut gegen die bundesweiten Jobstreichungen des Technologiekonzerns aus. "Kein Tag vergeht, an dem in den Medien nicht über massiven Stellenabbau in Deutschland berichten", betont Gutman. Der Bamberger Bosch-Betriebsratschef vermisst hierbei eine entsprechende Reaktion vonseiten der Bevölkerung.
"Leider geht kein Ruck durch unsere Gesellschaft, in der öffentlichen Wahrnehmung bisher kein Aufschrei, dass wir uns in der größten Industrieflucht aller Zeiten befinden und vor der Deindustrialisierung am Standort Deutschland stehen", moniert Gutmann. Auf diesen Umstand habe man am Beispiel Bosch in Bamberg medienwirksam aufmerksam machen wollen. Die Öffentlichkeit sollte demnach entsprechend sensibilisiert werden.
"Wir fahren in Deutschland an der Demographiekurve nach unten und verlieren unsere gut bezahlten Industriearbeitsplätze, die unseren sozialen Wohlstand und damit unseren Sozialstaat sicherstellen", erklärt der Arbeitnehmervertreter. Am Bamberger Bosch-Standort gibt es laut Angaben des Betriebsratsvorsitzenden heute noch 6200 Mitarbeiter. Die Zahl der Beschäftigung werde allerdings fortdauernd sinken, gibt Gutmann zu bedenken. Und das, obwohl es in Bamberg dank einer individuellen Standortvereinbarung zwischen Konzernspitze und Betriebsrat in den kommenden Jahren keine Entlassungen gebe. Laut dem Betriebsrat könnte es 2030 ohne Einstellungen nur noch 4000 Bosch-Beschäftigte in Bamberg geben.
"Sterben auf Raten": Bosch-Betriebsrat prognostiziert spürbaren Verlust von Arbeitsplätzen in Bamberg
Die Anzahl der Beschäftigten, die das Unternehmen verlassen - etwa weil sie in Rente gehen oder den Arbeitgeber wechseln - sei aber höher als die Anzahl der Neueinstellungen. "Wenn ein Mitarbeiter ausscheidet, wird die Stelle nicht nachbesetzt", sagt Gutmann im Gespräch mit inFranken.de. Das Verhältnis liege bei 3 zu 1. "Das bedeutet, drei gehen aufgrund von Fluktuation, einer wird eingestellt." Der Betriebsratschef spricht in dem Zusammenhang von einem "Sterben auf Raten".
Im Zuge des deutschlandweiten Aktionstags wollen sich Gewerkschafter und Betriebsräte nicht zuletzt für Zukunftsperspektiven in der Autosparte des Konzerns starkmachen. "Trotz steigender Gewinne will Bosch weitere Tausende Arbeitsplätze abbauen, auch in Bayern", wird der bayerische IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott in einem Beitrag der IG Metall Bayern zitiert. Zukunftsprodukte wolle das Unternehmen stattdessen vermehrt im Ausland entwickeln und produzieren lassen. "Wir fordern Bosch auf, durch die Ansiedlung neuer Produkte an den bayerischen und deutschen Standorten die Beschäftigung vor Ort zu sichern und auszubauen", so Ott. Darüber solle Bosch Gespräche mit den Betriebsräten aufnehmen.
vor zehn Jahren hätte ich hoch gewettet, dass man dieses Unternehmen nicht von Innen heraus kaputt machen könnte. Inzwischen bin ich da nicht mehr so sicher :-(
Bürokraten, Erbsenzähler und Koofnixe werden ihr Werk vollenden :-(
Dazu kommen die sehr hohen Kosten in dieser Traumweltindustrie für großzügige Entgelte, Arbeitszeit- und Altersteilzeitregelungen usw. vor allem im indirekten Bereich. Das wird so nicht auf Dauer funktionieren :-(
ja klar, diese "links-grüne Ampelregierung" ist daran schuld ;-)
Wann kommt ihr endlich wieder zurück in die Kohlenstoffwelt? :-(
War doch klar das BOSCH auch nicht verschont wird. Das Ergebnis einer Politik die auf dem Weg ist Deutschland zu vernichten.
7000 Beschäftige weniger, entfernt aus den richtigen Positionen wohlgemerkt, würde man bei Bosch sehr deutlich spüren. Weniger Kosten, deutlich mehr Effizienz.
"Wir müssen eingefahrene Strukturen aufbrechen" schrieb Herr Denner schon 2013 in den Konzernnews. Passiert ist nichts. Auch das Debakel um die Softwareentwicklung war damals schon bekannt, wurde vor nicht allzulanger Zeit noch einmal richtig hochgekocht. Passiert ist immer noch nichts. Diesen schwerfälligen Dinosauierer zu verlassen war die beste Entscheidung meines Arbeitslebens.
Die von den Regierungen Merkel / Scholz eingebrachten "Störungen" sind nur der Zünder für das, was bei Bosch (wie auch Conti, ZF, Schaeffler, Siemens, SKF...) schon lange schwelt.
Sucht nach "Parkinsonsche Gesetze"...
Rette sich wer kann.
Gut war das Führungsklima da nie.
Der Letzte macht das Licht aus.