Besuch bei Bosch: CSU-Abgeordnete sorgen sich um Jobs in der Region - "der falsche Weg"

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Bamberg: CSU-Abgeordnete Huml und Dremel kritisieren Verbrennerverbot - "der falsche Weg"
Das Ziel des EU-Parlaments, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten, stößt bei den Bamberger CSU-Landtagsabgeordneten Melanie Huml und Holger Dremel auf Ablehnung ...
Bamberg: CSU-Abgeordnete Huml und Dremel kritisieren Verbrennerverbot - "der falsche Weg"
Ronald Rinklef (Archivbild FT); Abgeordnetenbüro Melanie Huml / Collage: inFranken.de
Das EU-Parlament will neue Verbrennerautos verbieten: Sollte der Gesetzentwurf in die Realität umgesetzt werden, wären die Folgen vermutlich auch im Bamberger Bosch-Werk zu spüren ...
Bamberg: CSU-Abgeordnete Huml und Dremel kritisieren Verbrennerverbot - "der falsche Weg"
Ronald Rinklef / Fränkischer Tag (Archivbild)
Bamberg: CSU-Abgeordnete Huml und Dremel kritisieren Verbrennerverbot - "der falsche Weg"
Lokaltermin im Bosch-Werk Bamberg (v. re.): kaufmännischer Werkleiter Dr. Martin Schultz, Europaministerin Melanie Huml, Gruppenleiter Engineering Michael Zimmer, Landtagsabgeordneter Holger ...
Abgeordnetenbüro Melanie Huml

Die CSU-Landtagsabgeordneten Melanie Huml und Holger Dremel sehen das geplante Verbot von Verbrennerautos kritisch - nicht zuletzt wegen der "rund 20.000 Arbeitsplätze", die in der Region Bamberg mit der Automobilbranche zusammenhingen.

  • CSU-Politiker Huml und Dremel äußern sich zu Verbrenner-Verbot
  • Bei Bosch-Besuch in Bamberg: Landtagsabgeordnete kritisieren EU-Plan
  • "Der falsche Weg": Christsoziale fordern stattdessen "Klimaschutz mit Vernunft"
  • Zwei Drittel der Bosch-Mitarbeiter im Verbrennerbereich tätig - Jobs in Gefahr?

Update vom 13.06.2022: Bamberger CSU-Abgeordnete Huml und Dremel kritisieren Verbrennerverbot

Das Vorhaben des Europäischen Parlaments, den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten, stößt teils auf Ablehnung. ADAC und Automobilindustrie-Verband sehen den Plan kritisch. Auch die beiden Landtagsabgeordneten der Region Bamberg Melanie Huml und Holger Dremel (beide CSU) haben in Bezug auf ein mögliches Verbrennerverbot ihre Bedenken. 

Bei einem gemeinsamen Besuch beim Bamberger Automobilzulieferer Bosch haben sich Huml und Dremel über die Zukunftsaussichten des Werks und seiner Beschäftigten informiert. Laut Ansicht der zwei Abgeordneten brauche es mit Blick auf den Beschluss des Europäischen Parlaments zunächst einmal "mehr Zeit und dann grundsätzlich Technologieoffenheit", wie aus einer Pressemitteilung der beiden Christsozialen hervorgeht. 

Dremel: "Das Aus für den Verbrenner ab 2035 ist der falsche Weg"

"Die eingeschlagene Richtung hin zu Wasserstoff als Energieträger ist eine echte Chance, um Arbeitsplätze zu sichern", berichtet Staatsministerin Huml. Die Umstellung auf eine Serienproduktion von Brennstoffzellen und Elektrolyseur werde aber Zeit brauchen. "Außerdem ist noch nicht abzuschätzen, wie viele Menschen in diesem Bereich beschäftigt werden können", gibt die CSU-Politikerin zu bedenken.

Auch Humls Parteifreund Dremel weist auf das Thema Arbeitsplätze hin. "Bei uns in der Region Bamberg gibt es rund 20.000 Arbeitsplätze, die direkt oder indirekt mit der Automobilindustrie verbunden sind. Deshalb ist es gerade für uns hier entscheidend, dass der Transformationsprozess gelingt", so Dremel. "Wir sind dabei auf einem guten Weg, aber klar ist auch: Jeder gut bezahlte Industriearbeitsplatz, der in den nächsten Jahren wegfällt, wird wohl kaum wieder entstehen“, ergänzt der gebürtige Scheßlitzer.

Laut Pressemitteilung der zwei Landtagsabgeordneten sichere die Herstellung von Diesel-Motoren zehn Arbeitsplätze, während für Elektro-Antriebe lediglich ein einziger notwendig sei. "Das Aus für den Verbrenner ab 2035 ist der falsche Weg", betont Dremel. Ihm zufolge könnten schon jetzt bis zu 92 Prozent der klimaschädlichen CO2-Abgase eingespart werden - durch das Tanken synthetischer Kraftstoffe wie E-Fuels. "Doch die Ampel-Regierung im Bund stellt sich quer", kritisiert der CSU-Politiker. "Hier sollten unsere Abgeordnetenkollegen von SPD und Grünen mal aktiv werden."

Huml für "Klimaschutz mit Vernunft" - Kritik an SPD und Grünen

Für "Klimaschutz mit Vernunft" plädiert auch Huml. Bayerns Europaministerin setzt dabei auf die Innovationskraft der Betriebe und Unternehmen. "Statt ideologisch geprägter Einbahnstraßenbeschlüsse brauchen wir Technologieoffenheit. Bayern ist ein Forschungsland und als Freistaat fördern wir die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft", so Huml. "Aber anders als Grüne und SPD geben wir dabei nur das Ziel Klimaschutz vor, ohne uns vorab auf einen bestimmten Weg festzulegen, mit welcher Technologie das zu erreichen ist“, erklärt die gebürtige Bambergerin.

Von ihren Kollegen im Bundestag fordern Huml und Dremel der gemeinsamen Mitteilung zufolge "vollen Einsatz für die Arbeitsplätze der Automobilstandorte". Bei den Verhandlungen mit dem EU-Parlament gelte es jetzt den Fokus auf die Menschen zu richten, deren Arbeitsplätze gefährdet seien. "Klimaschutz dürfe nicht zur sozialen Frage werden", heißt es vonseiten der CSU-Abgeordneten.

Der Freistaat Bayern unterstütze deshalb den Transformationsprozess in der Automobilindustrie aktiv, beispielsweise mit dem Cleantech Innovation Park in Hallstadt. Nun sei aber der Bund gefordert, für einen sozialverträglichen Wandel zu sorgen, fordern Huml und Dremel.

Erstmeldung vom 09.06.2022: Tausende Jobs bei Bosch in Gefahr? EU plant Verbot von Verbrennerautos - rund 4000 Beschäftigte in Fertigung

Der Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor soll ab dem Jahr 2035 untersagt werden - so lautet zumindest das Ziel des EU-Parlaments. Sollte der nicht unumstrittene Gesetzentwurf in die Realität umgesetzt werden, hätte dies vermutlich nicht zuletzt für das Bamberger Bosch-Werk gravierende Auswirkungen. Der Grund: Am hiesigen Standort des Autozulieferers arbeiten rund zwei Drittel der Beschäftigten in der Produktion von Komponenten für Verbrennermotoren. Müssen sie über kurz oder lang um ihren Job fürchten? inFranken.de hat bei Bosch nachgefragt, wie das Unternehmen auf den Strukturwandel in der Automobilindustrie reagiert.

Im Kampf für mehr Klimaschutz strebt das EU-Parlament ein Verbot von neuen Verbrennerautos an. Das Ziel: Die Automobilindustrie soll ihre Produktion künftig auf Elektroantriebe umstellen. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Mittwoch (8. Juni 2022) in Straßburg dafür, dass Hersteller ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Umweltorganisationen begrüßten das Ergebnis zumeist. ADAC und der Verband der Automobilindustrie (VDA) sehen die Entscheidung dagegen kritisch. 

Sollte ein entsprechendes Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor tatsächlich in Kraft treten, wären die weitreichenden Konsequenzen wohl auch im Bosch-Werk in Bamberg unmittelbar zu spüren. Dort liegt der Fokus in erster Linie auf Teilen für Dieselmotoren. "Am Standort Bamberg sind derzeit rund 6300 Mitarbeiter tätig", erklärt Standortsprecherin Ulrike Kümmel am Donnerstag (9. Juni 2022) inFranken.de. "Davon arbeiten rund zwei Drittel in der Fertigung an Komponenten für Verbrennermotoren."

Für die Zukunft des Werks sieht man sich vor Ort dennoch gut aufgestellt. "Als Fertigungswerk für Verbrennertechnologie haben wir auf den Strukturwandel in der Automobilindustrie frühzeitig reagiert", konstatiert Kümmel. Das laut Eigenaussage "hochspezialisierte Technologie- und Prozesswissen" und die "exzellent ausgebildeten Mitarbeiter" ermöglichten die Industrialisierung neuer Erzeugnisse - etwa die mobilen und stationären Brennstoffzellen - im Bamberger Bosch-Werk.

Zwei Drittel der Bamberger Bosch-Mitarbeiter im Verbrennerbereich tätig - Jobs in Gefahr?

"Bosch wird außerdem in die Komponenten-Entwicklung für die Wasserstoff-Elektrolyse einsteigen", kündigt die Firmensprecherin an. Bosch Bamberg werde auch hier die Industrialisierung des Stacks übernehmen. "Damit konnten wir in den letzten Jahren drei neue Erzeugnisse, zwei davon außerhalb der Automobiltechnik, am Standort etablieren." Mit den genannten Maßnahmen stelle sich der Standort Bamberg für die Zukunft auf und sichere Beschäftigung.

Mit Blick auf die vielen Mitarbeiter, die in Bamberg Teile für Dieselautos fertigen, hält Kümmel fest: "Grundsätzlich ist die Wertschöpfungstiefe und damit die Beschäftigungswirkung für Komponenten eines Verbrennermotors höher als die für Komponenten eines Elektromotors." Inwieweit die aktuell im Verbrennerbereich tätigen Beschäftigten am Standort Bamberg mittel- und langfristig eine berufliche Perspektive haben, wird indes die Zukunft zeigen. "Wie in der Vergangenheit werden wir auch zukünftig sozialverträgliche Lösungen anstreben, um einem Beschäftigungsrückgang zu begegnen", erklärt die Standortsprecherin. 

Bevor das vonseiten der Politik angestrebte Verbot von Verbrenner-Neuwagen in Kraft treten kann, muss sich das EU-Parlament darüber noch mit den EU-Staaten einig werden. Ende des Monats wollen die Mitgliedstaaten ihre Position zu einem Verkaufsverbot für Benzin- und Dieselautos festlegen, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Danach müssten beide EU-Institutionen einen Kompromiss finden, damit die Vorgabe in Kraft treten kann. 

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(mit dpa)