Autozulieferer ZF baut bis zu 14.000 Jobs ab - sind auch die sechs fränkischen Standorte betroffen?

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Autozulieferer ZF baut bis zu 14.000 Jobs ab - fränkische Standorte betroffen?
ZF-Logistikcenter in Schweinfurt. Müssen auch hier Beschäftigte über kurz oder lang gehen?
ZF-Logistikcenter in Schweinfurt
ZF

Der Autozulieferer ZF will bis Ende 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen. Wie geht es mit den sechs Standorten in Franken weiter?

Absatzeinbußen und Kostendruck: Etliche Industriebetriebe kämpfen derzeit mit den harten Rahmenbedingungen ihrer Branche. Auch die Industrieregion Schweinfurt ist arg gebeutelt. Der Oberbürgermeister sieht diesbezüglich Versäumnisse aufseiten der Unternehmen. Seine Kritik richtet sich insbesondere an die Chefetagen von Großakteuren wie Schaeffler, ZF, Bosch Rexroth und SKF. 

Der Automobilzulieferer ZF steckt seit Längerem in der Krise. Grund sind auch die hohen Schulden. In der Folge sollen nun bis Ende 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland wegfallen. Das teilte der Konzern am Freitag (26. Juli 2024) in Friedrichshafen mit. ZF liefert Systeme für die Mobilität von Autos, Nutzfahrzeugen und Industrietechnik. In Franken gibt es Standorte in Schweinfurt, Bayreuth, Lohr am Main, Karlstein an Main, Aschaffenburg und Nürnberg. Wie geht es mit den Werken und Beschäftigten in der Region jetzt weiter? 

Plant ZF auch in Franken umfassende Stellenstreichungen? Sprecher äußert sich zu aktueller Situation

"Automotive ist gerade schwierig", betont ZF-Unternehmenssprecher Florian Laudan am Freitagmittag im Gespräch mit inFranken.de. Wie alle Zulieferfirmen leide auch ZF unter den gegenwärtigen allgemeinen Marktbedingungen. Der weltweit agierende Technologiekonzern liefert laut Angaben auf der Firmenwebseite sowohl Produkt- als auch Softwarelösungen, um die Anforderungen von Automobilherstellern und Anbietern im Bereich von Transport- und Mobilitätsdienstleistungen zu erfüllen.

Dass das Unternehmen den Rotstift ansetzt und Jobs im großen Stil abbaut, wurde schon länger befürchtet. Der Gesamtbetriebsrat des Autozulieferers hielt Anfang des Jahres einen Wegfall von rund 12.000 Arbeitsplätzen für denkbar. Nun könnten es sogar noch mehr werden. Auf eine im Januar erfolgte Anfrage von inFranken.de bezüglich der kursierenden Zahl hielt sich der Technologieriese seinerzeit bedeckt.

"ZF wird auch in den nächsten Jahren in Deutschland investieren, wenn die Wettbewerbsfähigkeit der Standorte gegeben ist und die Rahmenbedingungen stimmen", erklärte das Unternehmen damals. Zu Spekulationen über Personalzahlen und deren mögliche Entwicklung äußere man sich indessen weder auf Konzern- noch auf Standortebene. "Die Zahl 12.000 haben wir damals nicht kommentiert", sagt ZF-Sprecher Laudan inFranken.de jetzt ein halbes Jahr später. "Das war damals noch gar keine Prognose, sondern nur eine interne Abschätzung." Seitdem habe man an mehreren Programmen gearbeitet.

"Müssen an die Kosten ran" - wie geht es mit den sechs fränkischen ZF-Standorten weiter? 

Inzwischen betont man auch nach außen hin: "Wir müssen an die Kosten ran, weil wir in Deutschland nicht wettbewerbsfähig sind", hält Laudan mit Blick auf die globale Konkurrenz fest. Ein beträchtlicher Kostenfaktor ist augenfällig das weitläufige Standortnetz hierzulande. "Wir haben heute über 35 Produktionsstandorte. Das sind zum Teil kleine Stätten mit 150 Mitarbeitern", gibt der ZF-Sprecher zu bedenken. Gerade dort lohne sich womöglich kein Weiterbetrieb. 

In welchem Umfang Reduzierungen an den Standorten vorgesehen seien, werde jetzt konkretisiert. "Bei manchen Standorten wird es ohne Abbau gehen", vermutet Laudan. "Bei anderen wird es einen solchen brauchen." Wie es mit den sechs fränkischen ZF-Standorten weitergeht, ist augenscheinlich noch nicht geklärt. "Wir haben noch keine Zahlen für die Region in Franken", erklärt der Firmensprecher. "Das ergibt sich jetzt alles in den nächsten Wochen und Monaten."

In den kommenden viereinhalb Jahren will ZF bis zu 14.000 Stellen in Deutschland streichen. "Die Reduzierung soll, soweit möglich, sozialverträglich geschehen, indem ZF die demografische Struktur der Belegschaft und die Fluktuation nutzt", teilte der Automobilzulieferer am Freitag in seiner Ankündigung mit. ZF plant die Gründung mehrerer Standortverbunde mit schlankeren Strukturen. Zurzeit seien 54.000 Menschen in Deutschland bei dem Unternehmen beschäftigt.

Unternehmen hoch verschuldet - größter Standort in Franken ist Schweinfurt

Das hoch verschuldete Unternehmen hat sich erst im Frühjahr ein strenges Sparprogramm auferlegt. In diesem und im kommenden Jahr sollen die Kosten weltweit um etwa sechs Milliarden Euro gesenkt werden, hieß es im Februar. Damit will sich ZF eine bessere Position verschaffen, um den weiterem Wandel zur E-Mobilität ab 2026 anzugehen. ZF-Chef Holger Klein hatte bereits im April angekündigt, dass die Zahl der Beschäftigten in Deutschland perspektivisch nicht zu halten sein wird. "Mit den nun beschlossenen Maßnahmen wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken und unsere Position als eines der weltweit führenden Zulieferunternehmen festigen", erklärte er nun.

Hauptgrund für die Sparmaßnahmen sind die hohen Schulden des Konzerns. Diese haben ihren Ursprung vor allem im Erwerb des Autozulieferers TRW und des Bremsenspezialisten Wabco. Der Konzern bezahlt aktuell Hunderte Millionen Euro an Zinsen - die zum Beispiel in den Bereichen Forschung und Entwicklung fehlen. Zugleich muss der Autozulieferer, der mehrheitlich der Zeppelin-Stiftung der Stadt Friedrichshafen gehört, in den kommenden Jahren Milliarden investieren, um die Transformation meistern zu können.

Weltweit arbeiten rund 169.000 Menschen für ZF. Am Bodensee sind rund 10.300 Menschen beschäftigt. In Bayern arbeiteten in zwölf ZF-Betrieben fast 20.000 Beschäftigte. Die Hälfte davon in drei Betrieben am größten Standort im unterfränkischen Schweinfurt. Rund 5500 Beschäftigte arbeiteten in den beiden ZF-Werken in Passau und Thyrnau. ZF ist an mehr als 160 Produktionsstandorten in 31 Ländern vertreten. 2023 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 46,6 Milliarden Euro.

IG Metall Bayern kritisiert Vorgehen: "haarsträubende Managementfehler"

Die IG Metall Bayern kritisierte den geplanten Stellenabbau bei ZF scharf. "Die Unternehmensspitze hat ZF durch strategische Fehleinschätzungen und missglückte Finanzierungsmodelle bei milliardenschweren Zukäufen in eine schwierige Lage gebracht. Für diese haarsträubenden Managementfehler sollen die Beschäftigten jetzt den Kopf hinhalten. Wir werden uns dagegen zur Wehr setzen", kündigte IG Metall-Bezirksleiter Horst Ott an.

Um Kosten zu sparen, plane ZF, zahlreiche neue Produkte für die E-Mobilität überwiegend im kostengünstigeren Ausland anzusiedeln. Die IG Metall forderte ZF auf, stattdessen Zukunftsprodukte an den heimischen Standorten anzusiedeln und die Beschäftigtenzahlen langfristig stabil zu halten.