Studie enthüllt: Das erwarten Mitarbeiter in Wahrheit von ihrem Arbeitgeber

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Was macht den Arbeitsplatz in der Wirtschaft wirklich attraktiv? Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und die Bertelsmann Stiftung haben das analysiert.

Die Beschäftigten in Deutschland haben klare Vorstellungen davon, was einen attraktiven Arbeitsplatz ausmacht. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh haben analysiert, welche Arbeitsplatzaspekte für Beschäftigte wichtig sind, und das mit den in Stellenangeboten beworbenen Jobmerkmalen verglichen. Dabei zeigt sich, dass "weiche" Extras wie ein "gutes Arbeitsklima" oder die "Duz-Kultur" nicht ausreichen, um die Firma attraktiv zu machen. Tatsächlich arbeiten sehr viele Menschen in Deutschland im Niedriglohnbereich: So hoch ist ihre Zahl.

Warme Worte und die Duz-Kultur reichen nicht

Roman Wink, Arbeitsmarktexperte der Bertelsmann Stiftung, ist überzeugt, dass es Unternehmen wichtig ist, sich von den Mitbewerbern abzusetzen. "Warme Worte über ein 'gutes Betriebsklima' und eine 'Duz-Kultur' zeigen längst keine Wirkung mehr. Wer Fachkräfte sucht, muss überzeugende Benefit- und Gute-Arbeits-Pakete schnüren." Attraktive finanzielle Zusatzleistungen (wie das D-Ticket, Dienstfahrrad und eine exzellente Kantine) sind längst kein 'Extra-Bonbon' mehr, sondern vielfach anzutreffen im Wettbewerb um die knappen Arbeitskräfte.

Das gilt auch in der Wirtschaftskrise, die Deutschland gerade erlebt, meint das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Trotz sinkender Arbeitsnachfrage und hoher Arbeitslosigkeit, wodurch es ein größeres Arbeitsangebot gibt, fällt es Unternehmen offenbar weiterhin schwer, offene Stellen adäquat zu besetzen.

Der demografische Wandel (weniger Nachwuchs) und der Mangel an Fachkräften mit qualifizierter Berufsausbildung, halten auch in Krisenzeiten unverändert an. Die Betriebe müssen sich was einfallen lassen, um qualifiziertes Personal anzuwerben und zu halten. "Betriebliche Zusatzleistungen, die über das Gehalt hinausgehen, können bei der Entscheidung von Bewerberinnen und Bewerbern den Unterschied machen", meint das IW in seiner Studie Arbeitsplatzattraktivität: Zwischen Wunsch und Versprechen. 

Beschäftigungssicherheit liegt ganz vorn

Um herauszufinden, welche Arbeitsqualität bei den Arbeitnehmenden hoch im Kurs steht und was die Betriebe anbieten, haben das IW und die Bertelsmann Stiftung einerseits 5.060 Beschäftigte befragt und andererseits 6,9 Millionen Stellenangebote ausgewertet.

Als die drei von den Beschäftigten wichtigsten Unternehmensleistungen ermittelten die Institute die Beschäftigungssicherheit, die Chance, sein Wissen und Können am Arbeitsplatz einbringen zu können, und die Nähe von Firmensitz und Wohnort (kurze Pendelzeiten).

Beschäftigungssicherheit

  • Das wünschen Beschäftigte: 96 %
  • So viele Firmen bieten das an: 25 %

Wissen und Können einbringen

  • Das wünschen Beschäftigte: 94 %
  • So viele Firmen bieten das an: 20 %

Kurze Pendelzeiten

  • Das wünschen Beschäftigte: 90 %
  • So viele Firmen bieten das an: 24 %

Die am häufigsten gewünschten qualitativen Merkmale von guter Arbeit finden sich auch relativ oft in den Stellenangeboten der Firmen. Die große Diskrepanz bei den prozentualen Anteilen zeigt allerdings, dass die Arbeitnehmenden dies deutlich häufiger wünschen, als es die Unternehmen anbieten.

Es geht um eine Mischung aus geldwerten Vorteilen und Entwicklungsperspektiven

Um die Präferenzen der Beschäftigten sowie deren Widerhall in Stellenanzeigen noch genauer zu erfassen, haben die Institute die Einschätzungen um drei weitere Arbeitsplatzmerkmale ergänzt. Es geht um Entscheidungsspielräume, betriebliche Altersversorgung und die tarifliche Anbindung des Betriebs. 

Besonders auffällig ist die Diskrepanz bei den Entscheidungsspielräumen. Gerade einmal in 3 % der Stellenanzeigen heben die Betriebe den Gestaltungsspielraum auf dem beworbenen Arbeitsplatz hervor. Für 77 % der befragten Arbeitnehmenden ist hingegen dieser Aspekt von Bedeutung. Einige Präferenzen der Arbeitnehmenden tauchen in Stellenofferten der Betriebe nur recht selten auf. Arbeitnehmende bevorzugen eine Mischung aus geldwerten Vorteilen und Entwicklungsperspektiven. 

Große Entscheidungsspielräume

  • Das wünschen Beschäftigte: 77 %
  • So viele Firmen bieten das an: 3 %

Betriebliche Altersversorgung

  • Das wünschen Beschäftigte: 75 %
  • So viele Firmen bieten das an: 34 %

Tarifbindung des Betriebs

  • Das wünschen Beschäftigte: 71 %
  • So viele Firmen bieten das an: 21 %

Qualität der Arbeit ist wichtiger als viele Chefs glauben

Auch bei den abschließenden Aspekten leistungsabhängige Vergütung, ökologische Nachhaltigkeit der Arbeit und Karrieremöglichkeiten bleiben die Unterschiedlichkeiten zwischen Nachfrage und Angebot bestehen. Die Diskrepanzen sind insbesondere bei der ersten Kategorie der Vergütung besonders auffällig.

Leistungsabhängige Vergütung

  • Das wünschen Beschäftigte: 65 %
  • So viele Firmen bieten das an: 4 %

Ökologische Nachhaltigkeit der Arbeit

  • Das wünschen Beschäftigte: 57 %
  • So viele Firmen bieten das an: 10 %

Karrieremöglichkeiten

  • Das wünschen Beschäftigte: 55 %
  • So viele Firmen bieten das an: 13 %

Die Diskrepanzen sind bei allen neun untersuchten Aspekten auffällig. Insgesamt leiten das IW und die Bertelsmann Stiftung aus den Studienergebnissen ab: Die Unternehmen müssen stärker als bisher darauf achten, ihre Stellenangebote auf die Bedürfnisse der potenziellen Mitarbeiter auszurichten. Diese sind anspruchsvoller bei der Qualität der Arbeit, als mancher Chef oder manche Chefin glaubt.

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