Wenn die Krankenkasse ein Golf wäre: Merz für Auto-Vergleich in der Kritik

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In der Debatte über die finanzielle Lage der Krankenkassen gerät Kanzler Merz wegen seiner Aussagen in die Kritik. Der Sozialverband VdK meldet sich empört zu Wort.

In der Diskussion um die finanzielle Schieflage der gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland ist reichlich Feuer drin zuletzt. Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse (TK) hatte zuletzt Finanzminister Lars Klingbeil scharf attackiert und ihn auf die fehlende Unterstützung bei den Beiträgen von Bürgergeldempfängern aufmerksam gemacht. Jetzt kritisiert der Sozialverband VdK Deutschland Bundeskanzler Friedrich Merz scharf. 

Dieser hatte bei der Sommer-Pressekonferenz einen Auto-Vergleich für das Verhältnis zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung bemüht und erklärt: "Wenn wir den Mercedes verbieten, wird der Golf teurer." 

Krankenkassen-Auto-vergleich für Sozialverband falsch

Quatsch sagt der Sozialverband. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärt dazu: "Die gesetzliche Krankenversicherung ist kein Produkt, bei dem der Preis durch eine höhere Nachfrage steigt." 

Für Bentele ist klar: "Im Solidarsystem gilt – wenn wir den Mercedes für Reiche verbieten, wird der Golf für alle günstiger."

Bei den Sozialversicherungen würde nämlich genau das Gegenteil eintreten, als es der Kanzler mit seinem Auto-Vergleich ausdrücken wollte. Bentele: "Zahlen mehr Menschen, insbesondere die sehr gutverdienenden, freiwillig privat Versicherten, Abgeordnete und Beamte in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ein, dann sinken die Beiträge für alle."

Merk will in der Kassen-Krise die Versicherten mehr in die Pflicht nehmen

Friedrich Merz hatte bereits Tage vor der Sommer-Pressekonferenz, im ARD-Sommerinterview, den Plan für eine deutlich härte Gangart gegenüber den Versicherten angedeutet. 

Von Kürzungen bei den Leistungen war dabei die Rede. Merz erklärte unter anderem, dass man über das Leistungsniveau sprechen und die Beitragszahler in die Pflicht nehmen müsste. 

Auf Anfrage von inFranken.de hatte der VdK damals dazu erklärt: "Der VdK warnt davor, bei der Ausgabenseite zu sparen, indem Leistungen gekürzt werden. Das würde auf Kosten der Versicherten und ihrer Versorgung gehen und wäre deshalb nicht zu akzeptieren".

VdK fordert Mitsprache bei den Reformen für die Krankenkassen

Mit dem Vergleich der gesetzlichen Krankenkassen mit einem Golf zeigt der Kanzler aus Sicht des Sozialverbandes erneut, dass er sich "einer gerechten Reformoption versperrt, wenn er pauschal ausschließt, dass diejenigen, die viel leisten können, stärker in die Verantwortung genommen werden".

Bentele: "So setzt er den sozialen Frieden aufs Spiel, um sich bei einer kleinen privilegierten Klientel beliebt zu machen. Eigene konkrete Änderungsvorschläge hat der Kanzler bisher nicht vorgelegt."

Die VdK-Präsidentin fordert ganz klar eine Miteinbeziehung in der Gestaltung der Reformen: "Damit die Kommission alle Perspektiven berücksichtigt und für die Menschen tragfähige Lösungen erarbeitet, müssen auch gesellschaftlich relevante Organisationen wie der Sozialverband VdK einbezogen werden. Ansonsten wird es keine gesellschaftliche Akzeptanz für die Reformen geben."

Vorschaubild: © Stefanie Loos/AFP POOL/dpa