Gefährliches Online-Shopping auf Raten: Junge Frauen geraten immer häufiger in Schuldenfalle

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Das neue Ratenkreditmodell „Buy now pay later“ (BNPL) und ist vor allem bei jungen Menschen beliebt.
Das neue Ratenkreditmodell „Buy now pay later“ (BNPL) und ist vor allem bei jungen Menschen beliebt.
N26 GmbH/ZHPH Production / Stocksy United/obs

Die Schufa schlägt Alarm: Insbesondere junge Leute nutzen beim Online-Shopping "Buy now, pay later" (Jetzt kaufen, später bezahlen). Sie tappen dadurch schnell in eine teure Schuldenfalle. Auch die Verbraucherzentrale NRW warnt.

  • Hauptsächlich junge Frauen nutzen "Buy now, pay later" (BNPL)
  • Jugendliche kennen die Risiken und machen es trotzdem
  • BNPL: Welche Anbieter gibt es und welche Kosten fallen an?

Der SCHUFA Jugend-Finanzmonitor bringt es an den Tag: Jugendliche nutzen verstärkt "Buy now, pay later" (BPNL)-Angebote. Knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland hat bereits davon Gebrauch gemacht, im Internet einzukaufen und die Ware erst später zu bezahlen. Auf TikTok gibt es bereits einen Trend, wo sich junge Menschen mit Schulden versuchen zu überbieten ("Klarnaschulden“). Auch die Verbraucherzentrale NRW warnte kürzlich vor der Schuldenfalle durch Online-Shopping. inFranken.de erklärt, warum diese Einkaufsvariante alles andere als harmlos ist.

Hauptsächlich junge Frauen nutzen Ratenkauf und verschulden sich

Da ist die Geschichte von Lea-Marie, über die inFranken.de bereits berichtet. Sie ist 25 Jahre alt und hat 22.000 Euro Schulden. Durch Ratenkauf-Anbieter, wie den schwedischen Fintech Klarna (Finanzanbieter), finanzierte sie ihre Shopping-Sucht. Mit 22 begann sie, Klamotten im Internet zu shoppen. Täglich kamen die Pakete. Die Ratenzahlung schob sie immer wieder auf oder erstellte neue Konten. Schließlich wandte sich Lea-Marie an eine Schuldnerberatung.

Wie der W²-Jugend-Finanzmonitor, den die SCHUFA-Bildungsinitiative WirtschaftsWerkstatt (W²) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa regelmäßig durchführt, zeigt, nutzen 16 Prozent der Jugendlichen bei jedem zweiten Einkauf BNPL-Angebote. Die Befragung richtete sich an 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25 Jahren. Es ging um ihr Finanz- und Konsumverhalten. 

Besonders häufig nutzen junge Frauen Online-Ratenkauf: Die Hälfte der weiblichen Befragten gibt an, einen Einkauf schon einmal erst später bezahlt zu haben. Bei den männlichen Jugendlichen sind es 38 Prozent. Der Monitor wollte ebenso wissen, warum Jugendliche diese Angebote nutzen: 40 Prozent der Befragten nennen die bequeme Kaufabwicklung. Ein Drittel findet es ausgesprochen angenehm, ein Kleidungsstück zur Anprobe in mehreren Größen zu bestellen, ohne gleich für alles Produkte zahlen zu müssen. Waren erst später zu bezahlen hat aber Risiken. Jeder zehnte Jugendliche berichtet, dass es ihm häufig passiert, die eingeräumte Zahlungsfrist nicht eingehalten zu haben. Jedem Fünften fehlte das Geld, um die Rechnung zu bezahlen.

Jugendliche kennen die Risiken und machen es trotzdem

Die SCHUFA berichtet, dass selbst die deutschen Banken- und Finanzaufseher (BaFin) mahnen: "Buy-now-pay-later-Angebote fühlen sich nicht wie Geldausgeben an. Das ist das Verführerische." Hinzu kommt: Wer solche Möglichkeiten nutze, brauche viel Disziplin, um den Überblick zu behalten. Wie hoch sind deine Ausgaben und wann muss was bezahlt werden? "Wer sich das nicht aufschreibt oder in einer App organisiert, hat am Ende mehr Schulden, als er bezahlen kann", meint die SCHUFA.  

Die Risiken dieser Bezahlmethode kennen nahezu alle Befragten. 90 Prozent sehen sehr wohl die Gefahr, dass sie den Überblick über die eigenen Finanzen verlieren und Schulden anhäufen könnte. Viele vermuten, dass so auch leichter unnütze Dinge im Warenkorb landen. Die BaFin hat die Konditionen verglichen und kommt zu dem Ergebnis: Verglichen mit anderen Möglichkeiten zur Konsumfinanzierung, sind BNPL "oft teuer". Niedrige Einzelraten und Fälligkeitsdaten, die in scheinbar ferner Zukunft liegen, würden zu unbedachtem Handeln führen. "Insbesondere wenn Sie also ohnehin schon knapp bei Kasse sind, laufen Sie möglicherweise Gefahr, Schulden zu machen, die Sie schlicht nicht stemmen können."

BNPL bieten vor allem Fintechs an, die als Zahlungsabwickler beim Kauf im Online-Handel auftreten. Der schwedische Zahlungsanbieter Klarna ist der bekannteste und weltweit agierende Finanzdienstleister. Aktiv sind ebenfalls Affirm, Riverty, Ratepay, Billie, Mondu und PayPal. Apple Pay hat zur Abrundung des Angebots ebenfalls ein BNPL-Angebot eingerichtet. Banken und Sparkassen bieten die klassische Form der Kredit-Ratenzahlung für die Einzelhändler an: Mit ihnen kooperieren Online-Shops wie Otto oder Saturn-MediaMarkt

Welche Kosten fallen bei Ratenzahlung an?

Was viel kostet BNPL? Das hat die Internetseite Finanztip ausgerechnet. Klarna verlangte im Juni 2022 einen effektiven Jahreszins in Höhe von 14,79 Prozent – bei einer Kaufsumme von 499 Euro sind das innerhalb von sechs Monaten rund 20 Euro Extrakosten. PayPal verlangte 9,99 Prozent – also kommt der Käufer im gleichen Zeitraum auf 14 Euro Mehrkosten. Die üblichen Zinssätze für Ratenkredite bei Banken und Sparkassen lagen zum gleichen Zeitpunkt bei etwa fünf Prozent. Das heißt: BNPL ist in der Regel für dich teurer. Bankkredite fangen allerdings oft erst bei 1.000 Euro an. Davon gibt es aber Ausnahmen.

Die Sparkassen beschreiben, was passiert, wenn du bei einer BNPL-Option nicht pünktlich zahlst. Die Konsequenzen bei einem Zahlungsverzug variieren je nach BNPL-Anbieter. In der Regel musst du aber mit hohen Mahn- und Inkassokosten rechnen und du kannst schnell in die Schuldenfalle geraten:

  • Du bekommst eine erste Mahnung. Meistens ist dafür keine Mahngebühr zu zahlen. Mit der Mahnung enthältst du eine weitere Zahlungsfrist. Geht das Geld nicht ein, erfolgt schnell die zweite Mahnung inklusive Mahngebühren.
  • Zahlst du immer noch nicht, schicken die Fintechs in der Regel eine letzte Mahnung.
  • Passiert dann wieder nichts, wird ein Inkassounternehmen beauftragt, das Geld einzutreiben. Dadurch entstehen erhebliche Kosten.

Noch ein Tipp: Bei Unklarheiten kannst die Forderung eines Inkassounternehmens kostenlos online per Inkasso-Check bei der Verbraucherzentrale Hamburg auf ihre rechtmäßige Höhe prüfen lassen.

Kauf auf Rechnung ist kein BNPL

Von BNPL abzugrenzen ist der klassische Kauf auf Rechnung. Diese Variante ist im Online-Shopping sehr beliebt, wie eine Umfrage des Branchenverbands Bitkom ergab. Oftmals kommt die Rechnung mit der Ware und dann hast du üblicherweise 14 Tage Zeit für die Begleichung. 

Bei BNPL handelt es sich um einen Ratenkauf für den Zinsen und manchmal obendrein Gebühren fällig sind. Der Unterschied ist hierbei, dass bei den BNPL-Offerten fast immer ein Drittanbieter dazwischen geschaltet ist, der sich um die Abwicklung kümmert. 

Die Sparkassen weisen darauf hin, dass Online-Shopping einerseits immer beliebter ist, aber andererseits BNPL-Angebote schnell in die Schuldenfalle führen. 28 Prozent der im Jahr 2021 überschuldeten Personen, die eine Schuldnerberatung aufsuchten, hatten offene Rechnungen bei Online- und Versandhändlern. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit.

Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, Schulden vorzubeugen

Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, Schulden grundsätzlich vorzubeugen. "Buy now, pay later" ist verführerisch. Die Zahlungsmethode sollte aber nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Denn sie birgt das Risiko, den Überblick über die eigenen Ausgaben zu verlieren und mehr zu kaufen als der eigene Budgetrahmen zulässt.

Vor dem Kauf sollte also immer überlegt werden, ob man sich die Anschaffung wirklich leisten kann. Das Geld für die Raten sollte schon am Anfang des Monats beiseitegelegt werden, damit das Konto zum Zeitpunkt der Abbuchung in jedem Fall gedeckt ist. Ansonsten fallen unter Umständen auch noch Dispozinsen an, wenn Betroffene auf ihrem Konto ins Minus rutschen.

Fazit

BNPL fühlt sich für Jugendliche oftmals nicht so an wie Geld ausgeben. Genau das ist aber die Gefahr. Wenn du die Option "Kaufen auf Pump" häufig und womöglich noch bei verschiedenen Online-Shops gleichzeitig nutzt, verlierst du schnell den Überblick über die Ausgaben und Zahlungsfristen. Ohne akribische Buchführung häufen sich schnell Schulden an. BNPL ist außerdem teuer und keineswegs so harmlos, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat.