Der Vorschlag des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung könnte das bewährte System verändern und neue Rahmenbedingungen für die Rente schaffen.
Früher in die Rente gehen? Ein Thema, das immer wieder heiß diskutiert wird. Kurz vor dem Scheitern der Ampel-Regierung und dem Aus für das Rentenpaket 2 mit all seinen Folgen, hatte Arbeitsminister Hubertus Heil sich noch sauer darüber geäußert, dass "viel Unsinn verbreitet" wird. Jetzt kommt ein neuer Vorschlag zur Frührente – ein Check der Gesundheit solle demnach darüber entscheiden.
Das Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat nach einer Analyse eine klare Forderung gestellt. Johannes Geyer, stellvertretender Leiter der Abteilung Staat am DIW Berlin, erklärt zu den Ergebnissen: "Als Kriterium für eine vorgezogene Altersrente wäre ein Instrument, das an der tatsächlichen Beschäftigungsfähigkeit der Versicherten ansetzt, sinnvoller."
Vorschlag des DIW: Frührente erst nach Gesundheitscheck
Heißt: Erst ein Gesundheitscheck, dann die Frührente – oder eben nicht. Geyer in der offiziellen Mittelung zur Studie: "Hohe Belastungen beobachten wir bei kürzeren Erwerbskarrieren anteilig häufiger, während bei längeren Laufbahnen die Bedeutung von Beschäftigungsphasen mit geringeren Belastungen zunimmt. "
Die Ergebnisse der Studie basieren laut DIW auf Basis von Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Auch der zweite Studienautor und wissenschaftliche Mitarbeiter der Abteilung Staat im DIW Berlin, Hermann Buslei, sieht dringend Handlungsbedarf bei diesem Thema: "Die Dauer der Erwerbskarriere ist ein unzureichender Indikator, um berufliche Belastungen zu messen."
Früher in Rente: Meist bei Jobs mit wenig Belastung
Die Zahlen zeigen, dass, anders, als es häufig angenommen wird, gerade stark belastete Berufsgruppen wie Beschäftigte in der Gastronomie, in der Kranken- und Altenpflege oder dem Handwerk, bei der Frührente oft außen vor sind. Sie kommen laut Studie gar nicht auf 45 Versicherungsjahre.
DIW-Studie: "Von denjenigen, die abschlagsfrei in Rente gehen können, war weniger als ein Drittel während des Berufslebens im Durchschnitt sehr hoch belastet. Dazu zählen neben körperlicher Anstrengung auch sogenannte psychosoziale Belastungen wie Stress. Demgegenüber waren fast 40 Prozent leicht bis mäßig belastet."