Fieser Trick im Restaurant: Viele Gäste gehen "Nudging" auf dem Leim

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Viele Restaurants nutzen raffinierte Tricks, um ihre Gäste unbewusst zu beeinflussen. Wir verraten, wie Nudging funktioniert und wie du dich davor schützen kannst.

Du sitzt im Restaurant, blätterst durch die Speisekarte und entscheidest dich plötzlich für das teurere Steak anstelle der Pasta, die du eigentlich wolltest. Oder du bestellst doch noch eine Vorspeise, obwohl du gar nicht so hungrig bist. Zufall? Eher nicht. Dahinter steckt "Nudging", auf Deutsch "stupsen", eine Strategie, mit der Restaurants die Gäste unbemerkt in eine bestimmte Richtung lenken.

Durch clevere Tricks wie geschickt platzierte Gerichte, veränderte Preisangaben oder subtile Empfehlungen des Personals bestellen Restaurantbesucher oft mehr oder teurer, als sie ursprünglich geplant hatten. Oftmals bieten Restaurants oder Wirtshäuser auch Senioren- oder Kinderteller an; doch nicht jeder darf sie bestellen.

Wie können Speisekarten deine Entscheidungen beeinflussen?

Die Art und Weise, wie eine Speisekarte gestaltet ist, kann einen erheblichen Einfluss auf unsere Entscheidungen haben. So nutzen Restaurants verschiedene Techniken, um bestimmte Gerichte hervorzuheben und unsere Aufmerksamkeit gezielt zu lenken.

Ein häufiger Trick ist zum Beispiel das Weglassen von Währungssymbolen bei der Preisangabe. Ohne das Euro-Zeichen wirken Preise niedriger als sie tatsächlich sind, was dazu führen kann, dass Gäste eher bereit sind, mehr auszugeben. Zudem werden Preise oft direkt neben dem Gericht platziert, anstatt sie in einer separaten Spalte anzugeben, um den Fokus auf die Beschreibung des Gerichts zu lenken und den Preis in den Hintergrund zu rücken.

Viele Restaurants versuchen zudem, teurere Gerichte durch farbliche Hervorhebungen auf der Speisekarte oder spezielle Rahmen in den Vordergrund zu rücken. Kreative und ansprechende Beschreibungen können ebenfalls die Attraktivität eines bestimmten Gerichts steigern und Gäste dazu verleiten, dieses zu bestellen.

Welche weiteren Nudging-Methoden werden in Restaurants eingesetzt?

Nicht nur die Speisekarte, auch die gezielte Anordnung und Platzierung von Speisen kann das Konsumverhalten der Gäste beeinflussen und den Verkauf bestimmter Produkte fördern. So können Hinweise auf kostspieligere Gerichte wie Fisch oder auch Hummer und Krebse an prominenten Stellen im Restaurant platziert werden, damit sie von den Gästen besser wahrgenommen und folglich öfter bestellt werden. Auch Musterteller oder Probierhäppchen, die im Restaurant präsentiert werden, können die Gäste dazu verleiten, zusätzliche Speisen zu bestellen, die sie ursprünglich nicht geplant hatten.

Die Beleuchtung und Atmosphäre spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Eine warme und einladende Beleuchtung kann das Wohlbefinden steigern und Gäste dazu animieren, länger zu bleiben und mehr zu konsumieren. Auch die Musikauswahl kann Einfluss nehmen: Eine ruhige Hintergrundmusik fördert längeres Verweilen, während schnellere Rhythmen den Umsatz in kürzerer Zeit steigern können. Die Kommunikation des Servicepersonals ist ein weiterer entscheidender Faktor: Durch Empfehlungen oder direkte Fragen wie "Soll ich eine große Flasche Wasser für alle bringen?" oder "Möchten Sie als Dessert die Empfehlung des Küchenchefs probieren?" werden die Gäste subtil, aber gezielt zu mehr Konsum angeregt.

Nudging wird aber nicht nur genutzt, um den Umsatz zu steigern: Viele Restaurants setzen es auch ein, um ihre Gäste zu gesünderen oder nachhaltigeren Entscheidungen zu motivieren. Ein Beispiel ist die strategische Platzierung von Salatbars oder Buffets im Eingangsbereich: Wer diese direkt beim Betreten wahrnimmt, greift häufiger zu frischen und gesunden Optionen. Die Gestaltung der Speisekarte spielt in diesem Zusammenhang ebenfalls eine entscheidende Rolle: Eine Studie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit, ein vegetarisches Gericht zu wählen, um 40 Prozent steigt, wenn es am Anfang der Karte steht. Durch solche kleinen Anpassungen kann Nudging in der Gastronomie positiv genutzt werden, um bewussteres Essen zu fördern. 

Wie schützt du dich vor umsatzsteigerndem Nudging in Restaurants?

Mit ein paar einfachen Strategien kannst du beim nächsten Restaurantbesuch bewusster entscheiden und genau das bestellen, was du wirklich möchtest. Der erste Schritt ist, sich bestimmter Nudging-Methoden bewusst zu sein: Wenn du weißt, warum Preise ohne Währungssymbol angegeben sind oder dass Gerichte in Kästchen auf der Speisekarte gezielt hervorgehoben werden, kannst du solche Tricks leichter durchschauen. Lies die Karte in Ruhe durch, statt impulsiv das auffälligste oder zuerst gelistete Gericht zu wählen.

Auch eine kleine Vorbereitung kann helfen: Überlege dir schon vorher grob, worauf du Lust hast. So lässt du dich weniger von kreativen Beschreibungen oder geschickt platzierten Gerichten verführen. Nicht alles, was angepriesen wird, ist auch die beste Wahl für dich, oft steckt einfach eine höhere Gewinnspanne dahinter.

Lass dich zudem nicht von der Atmosphäre beeinflussen: Gedämpftes Licht, angenehme Musik und großzügig eingeschenkte Getränke sorgen dafür, dass Gäste länger bleiben – und mehr bestellen. Setze dir bewusst ein Limit oder höre genau auf dein Sättigungsgefühl, um nicht unnötig zusätzliche Gänge zu bestellen. Schließlich hilft es, bei der Menügestaltung kritisch zu bleiben. Vergleiche Preise, frage nach Portionsgrößen und höre auf deine Intuition. So kannst du bewusst entscheiden, was du wirklich möchtest – und nicht, was das Restaurant dir unauffällig nahelegt.

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