Dysautonomie: Das passiert, wenn dein autonomes Nervensystem erkrankt

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Wenn dein autonomes Nervensystem in seinen Funktionen gestört ist, liegt eine Dysautonomie vor. Was genau das bedeutet, erfährst du hier.

Dysautonomie bezeichnet eine Störung des autonomen Nervensystems, das unwillkürliche Körperprozesse wie Atmung oder Herzschlag steuert. Die Symptome können variieren.

Die Ursachen können genetisch oder die Folge einer Grunderkrankung sein. Die Diagnose ist aufwendig und erfolgt nach Ausschluss anderer Erkrankungen. Behandlungen zielen auf die Linderung der Symptome ab oder behandeln die zugrunde liegende Ursache.

Diese vegetativen Prozesse steuert das autonome Nervensystem ANS 

Bei dem Begriff Dysautonomie handelt es sich um einen Sammelbegriff, der verschiedenen Erkrankungen vereint. Sie alle betreffen das autonome Nervensystem (ANS). Das ANS steuert alle unwillkürlichen Abläufe im Körper, wie zum Beispiel den Herzschlag oder die Atmung. Das ANS oder auch vegetatives Nervensystem genannt, verbindet die Körperorgane mit dem zentralen Nervensystem. Zusätzlich gibt es das willkürliche, somatische Nervensystem, dies steuert alle Prozesse, die du bewusst beeinflussen kannst, wie zum Beispiel gezielte Bewegungen deiner Muskulatur. 

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Das vegetative Nervensystem unterteilt sich nochmal in den Sympatikus und den Parasympatikus sowie das enterische Nervensystem. Des sympathische und parasympathisch Nervensystem werden gerne als Gegenspieler im Körper bezeichnet. Während der Sympathikus den Körper auf körperliche und geistige Leistung vorbereitet, sorgt sich der Parasympatikus um die Körperfunktionen in Ruhephasen und sorgt für Entspannung. Das enterische Nervensystem ist ein eigens Nervensystem, das sich um die Bewegungen des Darms bei der Verdauung kümmert. 

Das ANS steuert also alle vegetativen Prozesse, ganz automatisch. Du musst nicht bei jedem Atemzug bewusst deine Atemmuskulatur ansteuern und auch deinem Herzen kannst und nicht über deinen Willen befehlen zu schlagen, dies geschieht automatisch, also autonom. Und das ist nur ein verschwindend kleiner Teil von den Aufgaben des ANS. Der menschliche Körper ist so komplex in seinen Funktionen, dass viele in ihm stattfindende Prozesse noch gar nicht erforscht sind. Das ANS steuert demnach unzählige Prozesse gleichzeitig, die alle lebenswichtig sind. Wenn diese Prozesse gestört sind und eben nicht automatisch ablaufen, kann dies ganz unterschiedliche Symptome hervorrufen. 

Dysautonomie: Verschiedene Erkrankungen des autonomen Nervensystems

Eine Dysautonomie liegt vor, wenn Organe oder Organsystem nicht mehr oder temporär auf angemessene und voraussehbare Weise arbeiten. Die Symptome, die dadurch entstehen, gründen auf der verminderten oder verstärkten Aktivität das Parasympatikus oder des Sympathikus. Die Medizin unterscheidet die Dysautonomien in Primäre Dysautomien und Sekundäre Dsyautonomien

Die Primären Dysautonomien sind genetisch bedingt, also vererbt worden, oder haben keine erkennbare Ursache. Die Sekundären Dysautonomien sind in der Regel die Folgen einer Grunderkrankung oder lassen sich auf die Einnahme von Medikamenten zurückführen. Sie können zum Beispiel bei Diabetes, Multipler Sklerose, Autoimmunerkrankungen oder Infektionen auftreten. Dysautonomien zu diagnostizieren, ist sehr aufwendig. Zunächst müssen Erkrankungen ausgeschlossen werden, die häufig als Ursache der vorherrschenden Symptome gelten. Erst nach Ausschluss durch Funktionstests, Labordiagnostik und bildgebende Verfahren kann eine Dysfunktion diagnostiziert werden. Symptome von Dysautonomie sind so vielseitig wie das ANS, sie können ganz unterschiedliche Prozesse stören und so zu diversen Symptomen führen, wie zum Beispiel zu:

  • Müdigkeit oder allgemeine Erschöpfung
  • Schwindel
  • Übermäßiges Herzklopfen oder sehr schwacher Herzrhythmus
  • Atemnot
  • gestörte Blasenfunktion
  • übermäßige oder verminderte Schweißproduktion
  • Übelkeit
  • Verdauungsbeschwerden
  • Erbrechen

Unterschiede primäre und sekundäre Dysautonomie

Liegt eine Primäre Dysautonomie vor, ist die Behandlung schwierig. Eine Therapie wird hier in der Regel symptomatisch durchgeführt, es wird also versucht, die Symptome zu lindern. Bei einer Sekundären Dysautonomie wird die Grunderkrankung behandelt, die Auslöser für die Dysautonomie ist.

Eine besonders schwere Form der Dsyautonomie ist die Multiple Systematrophie (MSA), eine neurodegenerative Erkrankung, die zu einer Beeinträchtigung der Funktion des Kleinhirns führt und somit das ANS und die Motorik der Betroffenen stört. Die Krankheit gehört zu den atypischen Parkinson-Syndromen. Die MSA kann zu Gedächtnis- und Schlafstörungen führen sowie Spastiken auslösen. Für MSA gibt es aktuell keine Therapie, daher werden wird vor allem versucht, die Symptome zu lindern. Die Erkrankung führt mit der Zeit häufig zu Gleichgewichtsstörungen, weshalb Betroffenen häufig gehunfähig werden. 

Zu den häufigsten Formen der Dysautonomie, zählen das posturale orthostatisches Tachykardiesyndrom, kurz PoTS und Neurokardiogene Synkope. Dabei kommt es zu schnellen Herzfrequenzanstiegen, sobald sich die betroffene Person in eine aufrechte Position begibt. Die Herzfrequenz steigt um mindestens 30 Schläge, wenn sich die Person von einer liegenden in eine stehende Position begibt. Das kann zu Schwindel, Benommenheit oder auch Schwächegefühlen führen. Bei der Neurokardiogene Synkope - einer ebenfalls weit verbreiten Form des Dysautonomie - können Betroffene kurzzeitig das Bewusstsein verlieren, wenn sich das Blut in den Beinen sammelt.  

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