Die Rauhnächte in Bayern sind eine Zeit voller alter Bräuche und mystischer Gestalten. Zwischen Tradition und Aberglaube finden rätselhafte Rituale wie das Räuchern statt.
Wilde und gehörnte Gestalten ziehen in den Nächten lärmend durch die Straßen. Sie werden von Fackeln und Feuerschein erleuchtet. In den Stuben versuchen sich die Bewohner an der Kunst des Weissagens und räuchern ihre Häuser gegen böse Geister aus.
Obwohl es auf den ersten Blick wie ein düsterer Fantasy-Roman wirkt, ist dies in vielen bayerischen Gemeinden während der Rauhnächte Realität: Diese zwölf Nächte werden zwischen dem Heiligen Abend (24.12.) und dem Dreikönigstag (6.1.) begangen.
Was passiert in den zwölf Rauhnächten?
In der Zeit vom 25. Dezember bis zum 6. Januar wurden früher Dämonen und Geister durch das Räuchern von Weihrauch verjagt, woher auch die Bezeichnung Rauhnächte kommt. Heutzutage soll der Lärm des Feuerwerks in der Neujahrsnacht dem Aberglauben dienen, den Geistern den Zutritt ins neue Jahr nicht zu gewähren.
Der Glaube an die Rauhnächte ist auch vielerorts mit dem an die "Wilde Jagd" verbunden. Darunter verstanden die Menschen ein Geisterheer, das dem Glauben nach besonders in der Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag - also den Rauhnächten - durch die Lüfte zieht. Die Sage gibt es nicht nur in Bayern oder Deutschland, sondern länderübergreifend - hat jedoch regional deutlich verschiedene Ausprägungen.
Der Grundgedanke der Rauhnächte ist also Geister und Dämonen zu vertreiben. Viele alte Bräuche, die sich um diese Zeit ranken, haben bis heute überlebt.
Erklärung der Bräuche: Suche nach Sicherheit
Warum gerade die Nächte zwischen den Jahren zu einer Zeit dieser und vieler bereits vergessener Bräuche wurden, erklärt Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege. "Es liegt an der Diskrepanz zwischen dem Mond- und dem Sonnenkalender", sagt der Brauchexperte.
Das Mondjahr ist elf Tage kürzer als das Sonnenjahr. Dies schafft eine Übergangszeit, einen Zwischenraum, der den Menschen nicht ganz geheuer war. "Und Bräuche bieten in einer Umbruchszeit Sicherheit", erklärt Ritter.
Dies galt vor allem in Zeiten, in denen viele Menschen von dem lebten, was ihnen die Natur gab, und somit von ihr abhängig waren. "Heute hingegen ist der Hintergrund oft ein anderer", sagt Ritter. Die Angst vor Unheil spielt weniger eine Rolle als das Traditionsbewusstsein. Auch das Bedürfnis, sich in einer säkularisierten Welt kulturell zu verorten, treibt die Bräuche zwischen den Jahren an.
Volksglaube Rauhnächte: Wetterprognose mit Zwiebeln möglich
"Früher hat das die Kirche geboten", sagt Ritter. Welche Bräuche werden aber heute noch praktiziert? "Etwa der Brauch mithilfe von Zwiebeln das Wetter vorherzusagen", sagt Christoph Lang, Heimatpfleger beim Bezirk Schwaben in Augsburg.
Das funktioniert so: Man halbiert eine Zwiebel und entnimmt jeder Hälfte fünf Schichten. "So entstehen zwölf Teile, die für je einen Monat des kommenden Jahres stehen. Sie werden mit Salz bestreut", beschreibt Lang.
Je feuchter sie nach einiger Zeit sind, desto nasser wird der betreffende Monat, so der Volksglaube. "Der Brauch wird seit dem 19. Jahrhundert in ganz Schwaben mehrfach erwähnt", sagt Lang.
Soll Segen ins Haus bringen: Räuchern mit Weihrauch oder Kräutern
Auch das Räuchern der Häuser in den Rauhnächten hat sich bis heute mancherorts gehalten. Es ist in Schwaben seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert und besonders in den Nächten vor Heiligabend, in der Silvesternacht und in der Heilig-Drei-König-Nacht verbreitet. Auch Weihrauch auf einem Kohlebett oder geweihte Kräuterbündel sollen bis heute den Segen ins Haus bringen.
Die furchteinflößenden Perchten, die zwischen den Jahren im Alpenraum und im Bayerischen Wald umherziehen, sind nach wie vor populär. Bei zahlreichen öffentlichen Umzügen ziehen die unheimlichen Gestalten viele Besucher an. Sie sollen böse Geister und Unheil vertreiben.
Auch in Coburg und Umgebung ziehen jedes Jahr unheimliche Gestalten durch die Straßen: Seit drei Jahren findet dort ein Krampus-Spektakel statt.
Regionale Unterschiede: "Über kaum ein Thema wissen wir so wenig"
Insgesamt sind die Rauhnächte oder Lostage, wie sie laut Lang in alten Dokumenten heißen, schwer zu erfassen. "Über kaum ein Thema wissen wir so wenig, weil oft Quellen fehlen", sagt Ritter. Zudem sind die Bräuche regional sehr unterschiedlich. Ein Beispiel dafür ist, wann und wie Wäsche aufgehängt werden darf, ohne dass sich böse Geister darin verfangen – im bayerischen Volksglauben ist das nicht überall gleich.
Auch der genaue Zeitraum der Rauhnächte ist umstritten: Mancherorts beginnen sie früher und enden bereits in der Silvesternacht. Eines jedoch scheint sicher: "Die Bräuche rund um die zwölf Nächte sind nicht auszumerzen. Das hat man schon im 18. Jahrhundert versucht", sagt Ritter. "Sie wirken wohl den Urängsten der Menschen entgegen."
Wie wir künstliche Intelligenz einsetzen
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