Die Schweinfurter Schmiede des fränkischen Autozulieferers Schaeffler ist nicht genügend ausgelastet. Das Unternehmen spricht von einer "Volumenanpassung", während die IG Metall eine konkrete Zahl der betroffenen Mitarbeiter nennt.
Hier werden laut Standortsprecher Marco Bosch unter anderem Ringe für Kugellager gefertigt, die in Automotive- und Industrieanwendungen zum Einsatz kommen. "Aufgrund der rückläufigen Entwicklung der Nachfrage sowie des globalen Wettbewerbs- und Preisdrucks sind die Schmiedelinien in Schweinfurt nicht ausreichend ausgelastet. Dies erfordert eine Volumenanpassung in der Schmiede, Dreherei, Härterei, um kosteneffizient produzieren zu können", so Sprecher Bosch. Laut der IG Metall Schweinfurt wären davon gut 90 Beschäftigte betroffen.
Schaeffler reduziert Schweinfurter Schmiede - IG Metall: "Was einmal weg ist, kommt nicht wieder zurück"
"Im Januar hatten sich Betriebsrat und Unternehmen auf Maßnahmen wie Arbeitszeitabsenkungen in Teilbereichen verständigt, um 2025 ohne Stellenabbau zu überstehen. Kaum zwei Monate später folgt nun diese Verkündung", kritisiert die Gewerkschaft. Laut Firmensprecher Bosch seien die betroffenen Stellen des Schmiede-Teilbereichs "Teil der bereits im November 2024 kommunizierten strukturellen Maßnahmen". Für die IG Metall komme die Entscheidung aber "überraschend". Schaeffler habe die Maßnahme zuvor nicht erwähnt.
"Ich teile die Ansicht des Betriebsrats: Dieser Schritt ist ein Schlag ins Gesicht für die Beschäftigten und den ganzen Standort. Jetzt wird aus reinen Kostengründen Fertigungstiefe, Qualität und Know-how 'Made in Schweinfurt' infrage gestellt. Machen wir uns nichts vor: Was einmal weg ist, kommt nicht wieder zurück", lässt Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt, verlauten.
Der Pressesprecher von Schaeffler rechtfertigt gegenüber inFranken.de den Schritt: "Die hohen Fix-, Personal- und Energiekosten - insbesondere im Vergleich zum globalen Wettbewerb - lassen uns hier keine andere Möglichkeit." Es verblieben aber durchaus Schmiedeeinheiten in Schweinfurt. Das Unternehmen wolle damit unter anderem in Zukunft flexibel auf geopolitische Entwicklungen und eine sprunghafte Versorgungssituation mit Schmiedekomponenten reagieren können.
Schweinfurt auch künftig mit "wichtiger Rolle" - Gewerkschaft stellt Forderung an Regierung
Auf den Standort Schweinfurt kommen laut Schaeffler aber nicht nur Kürzungen zu. Marco Bosch kommt auf die bisherigen Investitionen, wie in das Kugellagerzentrum und den Ausbau der Keramikkugelfertigung zu sprechen. Weitere Investitionen seien geplant: Beispielsweise sollen Fertigungsbereiche und Sozialräume weiter saniert werden. Ende 2024 sei außerdem der Neubau eines Rescue Centers gestartet, das Werkfeuerwehr und betriebsärztlichen Dienst in einem modernen Gebäude zusammenführe.
"Schweinfurt bleibt Hauptquartier der Sparte Bearings & Industrial Solutions und nimmt auch in der Zukunft eine wichtige Rolle im globalen Produktionsnetzwerk von Schaeffler ein", versichert Bosch. Angesichts der kriselnden Automobilbranche hat sich Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) der Initiative "Bürgermeister für einen starken Automobilstandort" angeschlossen. Gemeindeoberhäupter "wichtiger deutscher Automobilstädte" fordern hier in einem 7-Punkte-Papier die EU-Kommission zum Handeln auf.
Derweil richtet sich die IG Metall mit einer Forderung an Berlin: Es brauche bessere Rahmenbedingungen. "Dass die neue Bundesregierung massive Investitionen in Infrastruktur plant, ist gut und richtig. Aber es muss auch umgesetzt werden und die richtigen Impulse setzen. Und zwar so, dass es die Industriestandorte in Deutschland stärkt und damit Beschäftigung und Wertschöpfung sichert." Weitere Nachrichten aus Schweinfurt und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.