In den Lochgefängnissen hat es gewaltig gestunken. Besucher mussten sich übergeben, Rundgänge wurden abgebrochen. Jetzt wurde die übelriechenden Ursache gefunden. Am Wochenende kann das Stadtgefängnis wieder erkundet werden.
Die Nürnberger Lochgefängnisse sind bei Touristen der Renner. Besonders in den heißen Sommermonaten flüchten sich viele Nürnberg-Besucher in die schattigen Katakomben des Rathauses. Doch kürzlich hat der beliebte Folter-Keller vorübergehend geschlossen werden müssen.
Die Besucher sind am Eingang mit einem entsprechenden Hinweisschild auf unbestimmte Zeit vertröstet worden. Der offizielle Grund lautete Baumaßnahmen. Der echte Grund ist der Gestank gewesen, der eine Besichtigungstour durch die gruseligen Räumlichkeiten unmöglich gemacht hat.
Besucher müssen sich übergeben - wegen bestialischem Gestank
"Hier stinkt es seit zehn Tagen", erklärte ein Museumsführer. Zunächst habe man versucht, Besuchergruppen trotz des bestialischen Gestankes durch die Lochgefängnissezu führen. Mit unangenehmen Folgen: Ein paar Mal hätten die Führungen durch die dunklen Höllenverliese unterbrochen werden müssen. Ein paar Besucher hätten sich sogar aufgrund des Latrinengestankes an Ort und Stelle übergeben müssen.
Daraufhin sind die Lochgefängnisse vorübergehend geschlossen worden. Die Zwangspause haben die Museen der Stadt Nürnberg dafür genutzt, die Ursache des Gestankes zu finden. "Die Ursache hat in der Rathaus-Kanalisation gelegen. Jetzt sind die Lochgefängnisse wieder für das Publikum geöffnet", sagt Johannes Dornisch von den städtischen Museen am Freitag inFranken.de.
Seit dem 14. Jahrhundert: Untersuchung und Verwahrung von Häftlingen im Lochgefängnis
Wer keine empfindliche Nase hat, den dürften die stinkenden Gefängnisse besonders gut in die quälende Vergangenheit zurückversetzt haben. Die Lochgefängnisse in den Kellergewölben des Rathauses dienten seit dem 14. Jahrhundert zur Untersuchung und Verwahrung von Häftlingen bis zur Urteilsvollstreckung. Zwölf kleine Zellen und eine Folterkammer vermitteln ein bedrückendes Bild damaliger Gerichtsbarkeit.
Neuer Besucherrundgang: Medienguide führt durch mittelalterliche Räume
Die Renovierung der Ehrenhalle des Alten Rathauses haben die städtischen Museen vor gut einem Jahr dazu genutzt, den Besucherrundgang durch die Lochgefängnisse vollständig neu zu überarbeiten. Seit September 2018 führt ein neuer Medienguide durch die mittelalterlichen Räume und berichtet in verschiedenen Sprachen anschaulich von früheren Zeiten. Mithilfe des neuen Medienguides erfahren die Besucher beispielsweise, dass die Nürnberger Bäcker hier einst nach dem Motto "Alles unter einem Dach!" ihre Waren feilboten. Auf diese Weise hatte die Obrigkeit leichtes Spiel, schummelnden Bäckern das Handwerk zu legen.
Von 1332 bis 1340 wurde das Brothaus zum Rathaus umgebaut. Die schlauen Nürnberger haben dazu einfach das Gelände rundherum aufgeschüttet. Das Erdgeschoss wurde zum Keller, die ehemaligen Brotläden zum Gefängnis.