Damit das Paar seine Liebe leben kann, soll die Frau den Angeklagten mehrfach aufgefordert haben, die beiden Nebenbuhler unter die Erde zu bringen. "Alle beide bitte wegmachen", habe die Dame dem Mann laut Chat-Protokoll geschrieben. Der Angeklagte habe geantwortet, den "Pakt mit dem Teufel" eingehen zu wollen und zuerst dem Liebhaber eine tödliche Falle zu stellen.
Unter einem Vorwand habe der Täter sein argloses Opfer in der fraglichen Sommernacht getroffen und brutal ermordet. 27 tiefe Stichwunden und 22 schwere Kopfverletzungen habe das Opfer davon getragen. Rund um den Tatort im Wald sei meterweise Blut auf dem Boden verströmt gewesen. Beim Entdecken des Leichnams am nächsten Morgen muss sich dem Pilzsammler ein Bild des Grauens geboten haben.
Verteidiger: Frau habe Angeklagten nicht explizit zum Mord aufgerufen
Während der Angeklagte zum Prozessauftakt schwieg, hat die wegen Anstiftung zum Mord mitangeklagte Frau über ihren Anwalt ausführlich von ihrem Aussagerecht gebraucht gemacht. Malte Magold hat dem Staatsanwalt vorgeworfen, eine Märchengeschichte konstruiert zu haben. Nirgendwo habe seine Mandantin den Angeklagten explizit zum Mord angestachelt. Die Darstellung in der Anklageschrift beruhe lediglich auf Hypothesen und Interpretationen, die obendrein komplett falsch seien. Magold habe sich in dem letzten Jahr, in dem sich seine Mandantin in Untersuchungshaft befindet, persönlich davon überzeugen können, dass die Frau mit den roten Haaren keine Mord-Anstifterin sei.
Mancher Beobachter im Sitzungsaal hätte sich bei den rhetorisch geschickten Ausführungen des Strafverteidigers durchaus an berühmte Fernsehanwälte erinnert fühlen können. Umgekehrt hat der Staatsanwalt ebenfalls zur Dramatisierung des Stoffes, wenn vielleicht auch unbeabsichtigt beigetragen, in dem er die Chat-Protokolle von zwei Personen in verteilten Rollen vortragen ließ.
Die Richterin hat sich in ihrer Wortwahl von der Atmosphäre offensichtlich ebenso inspirieren lassen, und ihrerseits das "Vormittagsprogramm" nach rund 75 Minuten am Dienstag (8. September 2020) zum Prozessauftakt in dem trotz Corona und Maskenpflicht gut besuchten Schwurgerichtssaal beendet. Erst im Dezember sollen in diesem Mordprozess die Urteile fallen. Die Zuschauer werden wohl einen spannenden Indizienprozess mit dramatischem Inhalt im Gerichtssaal zu sehen bekommen.