Das Phänomen ist schon lange bekannt. Zerstörte Hochsitze in Jagdrevieren. Militante Tierrechtler stecken nicht immer dahinter, aber im Landkreis Lichtenfels sprechen einige Anzeichen für Aktivitäten solcher Gruppen.
Fritz Stehl rüttelt an einem Hochsitz und schaut, ob noch alle Teile des Holzgerüstes fest sind. "Das hab' ich mir seit vergangenem Jahr so angewöhnt", sagt Stehl.
Im Herbst haben Unbekannte in seinem 300 Hektar großen Jagdrevier bei Maineck, das er gemeinsam mit Franz Schmidtlein gepachtet hat, zwei Hochsitze komplett umgerissen und an einer Kanzel mehrere Stützbalken angesägt. "Das Umkippen ist schon ärgerlich, aber das Ansägen ist gefährlich. Wir sind dafür inzwischen sensibilisiert, aber spielende Kinder wissen das nicht", sagt Stehl. In der Stimme des 55-Jährigen ist kaum Wut zu hören, sondern eher Unverständnis und Frustration.
Wer die Täter solcher Aktionen sind, dazu hat der Bayerische Jagdverband (BJV) eine Vermutung: "90 Prozent sind Tierschützer. Es fehlt in unserer verstädterten Gesellschaft einfach das Verständnis für die Jagd", sagt Egbert Urbach, Leiter der Landesjagdschule in Feldkirchen. Er betont, dass er den Begriff Tierschützer wertfrei benutze, denn bei den Tätern handle es sich um Leute, die diese Aufgabe sehr extrem interpretieren. Wesentlich seltener seien es Jugendliche, die Spaß an der Zerstörung haben, oder Nachbarschaftsstreitigkeiten für zerstörte Hochsitze verantwortlich. Genaue Zahlen über den Umfang der Zerstörung gebe es beim BJV nicht. Die Jagdpächter würden eine reguläre Strafanzeige stellen und seien für die Reparatur selbst verantwortlich. "Wir können einfach sehr wenig dagegen tun", sagt Urbach resignierend.
Polizei sieht wenig Chancen Dass die Zerstörungen in Maineck keine Einzelfälle sind, zeigt eine Nachfrage bei der Polizei. In den Wäldern um Altenkunstadt, Burgkunstadt und Lichtenfels haben Unbekannte im vergangenen Jahr ebenfalls Hochsitze zerstört, bestätigt Harald Göring von der Polizei in Lichtenfels. "Bei solchen Sachbeschädigungen ist der Fahndungserfolg eher gering", sagt Göring. Eine Art Bekennerschreiben habe es nach seinem Wissen bei keinem der Fälle gegeben.
Mit seinem kleinen Geländewagen fährt Stehl die zerstörten Hochsitze ab. Es geht über Feldwege und unwegsames Gelände. "Wenn es militante Tierschützer sind, dann wünsche ich mir mit diesen Leuten zu sprechen, ganz sachlich", sagt Stehl.
Sabotage als legitimes Mittel Bei Begrifflichkeiten wie Tierschützer kommt es Andre Gamerschlag vom Verein "die Tierbefreier" aufs Detail an. "Solche Aktionen werden von Tierrechtlern und nicht von Tierschützern durchgeführt", schreibt Gamerschlag in einer E-Mail. Ausdrücke wie "militante oder radikale Tierschützer" seien daher falsch. Korrekt wären "militante oder radikale Tierbefreier".
Viele Sabotageaktionen würden im Namen der Untergrundbewegung "Animal Liberation Front", zu deutsch Tierbefreiungsfront, durchgeführt, schreibt Gamerschlag. Auf Internetseiten und in Blogs machen diese Tierrechtler aus ihrer Gesinnung kein Geheimnis: "Alle Tage Jagdsabotage" ist nur einer von vielen Sprüchen. In einem Handbuch gibt es konkrete Tipps zu konspirativen Treffen, dem Vermeiden von Spuren und einem Leben im Untergrund.
Solidarität mit den Saboteuren "Die Tierbefreier sind eine legal arbeitende Tierrechtsorganisation", schreibt Gamerschlag. Aber der Verein solidarisiere sich mit sogenannten direkten Aktionen wie Befreiungen und Sabotagen gegen Tierausbeutung, was die Zerstörung von Hochsitzen mit einschließe. "Wir halten daher kleine Sachbeschädigungen, die dem Schutz von Tieren dienen, für moralisch legitim", schreiben die Tierbefreier.
Es gibt keine Beweise, dass es sich bei den Tätern in Maineck um solche Gruppen handelt. Kein Wunder, denn es gehört zur Taktik der autonomen Tierrechtler, keine Spuren zu hinterlassen. Hierzu die Tierbefreier: "Bei kleineren Aktionen werden zunehmend seltener Bekennerschreiben verschickt." Eine grobe Schätzung von "die Tierbefreier " geht von rund 100 zerstörten Hochsitzen in 2013 aus. Die Dunkelziffer dürfte höher sein.
Von für das Tierrecht kämpfenden Guerilleros weiß oder will Stehl nichts wissen. Er verstehe solche Aktionen, die eine tiefe Abneigung gegen die Jagd ausdrücken, nicht. "Für mich ist es mehr als ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft und es tut mir jedes mal leid, wenn ich ein Tier töte", sagt Stehl. Er ist seit 15 Jahren Jäger, aber solche Fälle gebe es erst seit zwei Jahren. Schmidtlein und Stehl schwärmen von der Natur, dem Vogelgeschwitzer und den Teilen der Jagd, bei denen nicht geschossen wird.
Sie sehen sich zwischen den Fronten. Die Bauern meckern, wenn es Wildschäden gebe, Naturschutz zähle auch zu ihren Aufgaben und Abschussvorgaben gebe es auch. "Kaum jemand weiß, was ein Jäger alles macht. Das Schießen von Tieren ist der geringste Teil. Und ohne die Jagd geht es einfach nicht", sagt Stehl. Ärgerlich sei es die Hochsitze wieder aufzubauen. Die Arbeiten gehen nur zu zweit und würden viele Stunden und auch Geld für Materialien kosten.
Rund 30 Kilometer von den Hochsitzen bei Maineck entfernt gibt es andere Hinweise auf radikale Tierrechtler. In Bad Staffelstein sind vereinzelt Plakate vom Zirkus "Salto Mortale" überklebt. Die Botschaft: "Abgesagt wegen Tierquälerei". Aufkleber mit diesem Satz gibt es als Download auf einschlägigen Internetseiten der militanten Tierrechtler-Szene.
Für wie naiv soll ich jemanden halten, der mit diesen Argumenten Verbrechern die Stange hält, die sich erstens am Eigentum anderer vergreifen und zweitens heimtückisch derer Gesundheit aufs Spiel setzen? Kriminell bleibt kriminell, sonst bräuchten wir in diesem Lande keine Gesetze mehr. Anderseits darf man auch nicht von "einigen dieser Spezies" auf die Gesamtheit schließen. Was ist das denn für eine Geisteshaltung?
Ich kenn aber persönlich einige der Spezies, die schon nicht mehr gscheit laufen können, aus gesundheitlichen Gründen eigentlich nicht mehr Autofahren dürften, aber immer noch sich in Wald und auf den Ansitz schleppen, um einen gscheiten Bock übern Haufen schießen zu können. Scheint doch eine gewisse Faszination auszuüben, das Töten. Von Kulturlandschaftsbewahrern zu sprechen halt ich da schon für ausgesprochen naiv.
Welche Gründe auch immer vorgeschoben werden: Letztendlich sind es Kriminelle, die so etwas tun. Man sollte sie auch mit der vollen Härte des Gesetzes bestrafen, egal es nun sog. "Schotterer" sind, die der Allgemeinheit die Kosten für die Schäden an den Gleiskörpern aufbürden, oder selbsternannte "Tierbefreier", die die Gesundheit und das Eigentum von Menschen (!) bedrohen. Mit Tierschutz haben solche Menschen schon gar nichts zu tun.
Dass sie letztendlich nicht die Intelligentesten sind, die sich nicht ausmalen können welche negativen Folgen ein Jagdverbot auf unsere Kulturlandschaft haben würde, darf sich auch nicht strafmildernd auswirken. Man sollte sie zusätzlich erzieherisch zu vielen Arbeitsstunden in Landschaftspflege und Hege verdonnern, damit sie sie mit dieser Materie endlich mal vertraut werden und ihre Lebensweisheiten nicht mehr nur aus Schulbüchern und politischen Doktrinen ableiten.