Kutzenberger Verein hilft psychisch Kranken

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Jürgen Melzer ist Leitender Diplom-Psychologe am Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg. Außerdem ist er Vorsitzender des Kutzenberger Vereins für psychosoziale Hilfe. Foto: Thomas Heuchling
Jürgen Melzer ist Leitender Diplom-Psychologe am Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg. Außerdem ist er Vorsitzender des Kutzenberger Vereins für psychosoziale Hilfe.  Foto: Thomas Heuchling
Jürgen Melzer
Jürgen Melzer
 

Am Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg unterstützt seit 30 Jahren der Verein für psychosoziale Hilfe Patienten mit psychischen Erkrankungen. Oft haben diese keine Familie mehr oder der Kontakt ist abgebrochen. Geholfen wird mit Dingen, die eigentlich selbstverständlich sein sollten.

Ein Duschbad oder einen Rasierer zu haben ist etwas Selbstverständliches. Ein Buch zum Lesen oder andere banale Dinge für die Freizeit sind etwas völlig Normales. Darüber denkt niemand wirklich nach. Menschen, die von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, stehen oft abseits des Normalen und Alltäglichen.

Bricht auch noch das soziale Gerüst aus Familie oder Freunden weg, sind Patienten noch stärker sich selbst und der Betreuung durch Psychiater und Pflegepersonal in den Kliniken überlassen. Es fehlt oft am Nötigsten, an den eigentlich selbstverständlichen Dingen. Hier setzt der "Kutzenberger Verein für psychosoziale Hilfe" an. "Unser Ziel ist die Unterstützung von Patienten der psychiatrischen Klinik", sagt Jürgen Melzer. Der 53-jährige ist Leitender Diplom-Psychologe am Bezirksklinikum Obermain in Ebensfeld.

Außerdem ist er seit einigen Jahren der Vereinsvorsitzende.
Wer mit Melzer ins Gespräch kommt, der fasst sofort Vertrauen zu dem Mann mit der klangvollen, freundlichen Stimme und der einnehmenden Mimik.
Der vor 30 Jahren gegründeten Verein hat verschiedene Aufgaben. Ein Sozialfonds unterstützt Patienten in finanziellen Notlagen. "Es fehlt das Geld für eine Fahrkarte zur Heimreise oder die Patienten können sich kein Duschbad oder einen Rasierer leisten. Dann kauft der Verein diese Dinge", sagt Melzer.

Wenn die Familie nicht mehr hilft

Gründe für solche Notlagen seien vielfältig. Hauptsächlich nutzen Menschen mit chronisch-psychischen Erkrankungen die Angebote des Vereins. Oft haben die Patienten Psychosen oder Schizophrenie. "Das soziale Umfeld ist zu meist schwach oder es ist keiner mehr da. Es kommt auch vor, dass der Kontakt zu den Patienten von den Familien nicht mehr gewünscht ist", erklärt Melzer.

Auch mehrere Monatsmieten eines Patienten habe der Verein einmal vorgestreckt. In der Regel gehe es um grundlegende Dinge. "Wir schaffen Dinge für Patienten an, die über die normale Krankenhausausstattung hinaus gehen", sagt Melzer. Kickertische, Tischtennisplatten oder Bücher für die Patientenbibliothek sollen Abwechslung in den Alltag bringen. Besonders freut sich Melzer über einige Fahrräder, die der Verein für die Sporttherapie angeschafft hat. "Es ist schön, wenn man sieht wie diese Dinge dann genutzt werden."

Für die Betroffenen seien die Pflegeleiter der einzelnen Stationen Ansprechpartner. Er betont, dass die Patienten der Hilfe zustimmen müssen. Falsche Scham komme selten vor. "Die Patienten nehmen die Hilfe dankbar an", so der Psychologe. Das es ein gewisses Missbrauchsrisiko durch Erkrankte gibt, die mit Alkohol oder Drogen Probleme haben, verheimlicht Melzer nicht. Aber Bargeld gibt der Verein selten aus. "Das Pflegepersonal kauft die Fahrkarten oder Hygieneartikel und verteilt diese an die Patienten."

Finanzierung durch Spenden

Geld bekommt der Verein aus Spenden, den zehn Euro Jahresbeitrag der 40 Mitglieder, durch den Erlös vom Weihnachtsbasar oder durch Geldstrafen, die Verurteilte den Gerichten zahlen müssen. "Im Jahr haben wir rund 2000 Euro zur Verfügung. Zwischen 100 und 150 Patienten nutzen die Hilfe des Vereins jährlich", schätzt Melzer.
Auf die Frage, ob für solche Dinge nicht Geld im Gesundheitssystem vorhanden sein müssen, zieht Melzer seine Augenbrauen hoch. Mit einem leichten seufzen sagt er nur"Ja".

Unterstützung

Spenden Kutzenberger Verein für psychosoziale Hilfe bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Bankleitzahl: 783 500 00, Kontonummer: 718 817.

Informationen Wer mehr über den Verein und seine Arbeit wissen möchte, der kann sich an Jürgen Melzer beim Bezirksklinikum Obermain in Kutzenberg wenden.