Gestern hatte ich einen langen Traum.
Zuerst träumte ich: Prinz Philip war gestorben, der Gemahl von Königin Elizabeth - und keine Zeitung interviewte irgendwelche Verwandte aus Britanniens überschaubarstem Gen-Pool; nicht einem Mitglied der Royal Family wurde ein TV-Mikrofon unter die Nase gehalten, um zu erfahren, wie der 99-Jährige starb, wie es seiner Witwe geht, ob alle Enkel zur Beerdigung kommen, aus welchem Holz der Mahagoni-Sarg ist und ob sich die Queen jetzt doch noch bei Parship anmeldet.
Dann sah ich Armin Laschet und Markus Söder, im Morgengrauen auf einem Feld stehend, Waffen in der Hand; die Pistolen waren geladen mit Wortpatronenhülsen. Zuschauer? Fehlanzeige. Die verteilten Pressemitteilungen der Sekundanten, die jeweils ihren Kandidaten zum Sieger ausriefen, fanden keinen Abnehmer.
Kurz darauf torkelten 16 Ministerpräsidenten samt Kanzlerin morgens um 3.45 Uhr vor die Hauptstadtjournaille - aber die war nicht da. Drei Stunden später stand übereinstimmend auf allen
Online-Portalen: "Es wäre ohnehin nichts verkündet worden, was stundenlanges Ausharren wert gewesen wäre."
Schwenk zum Fußball. Kein Sportreporter wollte von Thomas Müller wissen, wie er beim Spiel des FC Bayern gegen Paris die 77. Minute erlebte (und wenn ja, warum).
Schließlich träumte ich, ein Nachrichtensprecher verlas eine Meldung über die Prognose eines Wirtschaftsinstituts für das Jahr 2031. Da brach er mitten im Satz ab, schleuderte das Papier weg und rief: "Diesen gequirlten Quark der promovierten Kaffeesatzleser trage ich nicht länger vor."
Dann beging ich den folgenschwersten Fehler des noch jungen Tages: Ich bin aufgewacht. Schade, war leider alles nur geträumt.