Nachdem die Partys in der Oberen Stadt am Wochenende aus dem Ruder gelaufen sind, sehen die Stadt Kulmbach und die Polizei Handlungsbedarf.
Nicole König ist genervt: Seit die Corona-Beschränkungen gelockert sind und die Nächte warm, wird direkt vor ihrer Haustür im Mittleren Stadtgässchen laut gefeiert. Gegröle bis um drei oder vier Uhr morgens. Es werde an die Hauswände gepinkelt, überall liegen morgens Glasscherben, klagt die Kulmbacherin. "Und es wird jedes Wochenende schlimmer."
Am vergangenen Freitag wurde ihr Sichtschutzzaun von Randalierern beschädigt. "Das ist nicht mehr lustig." Die 31-Jährige möchte, dass das aufhört, und die Anwohner endlich wieder ihren Frieden haben.
"Die Geschehnisse in der Oberen Stadt bieten Anlass zum Handeln", heißt es aus dem Kulmbacher Rathaus. Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) hat daher eine Besprechung mit Ordnungsamt, Polizei, Landratsamt, Jugendamt, Wirten und Gastronomen und den Streetworkern für Mittwoch initiiert, bei dem das weitere Vorgehen besprochen werden soll.
Grundsätzlich gilt: Wenn Menschen friedlich feiern und sich dabei an die Corona-Regeln halten, dann dürfen sie das auch in der Oberen Stadt tun. Zumindest bis jetzt. Wenn es zu gewalttätigen Streitereien kommt, bis in die frühen Morgenstunden gelärmt wird, dann ist aus der Sicht der Kulmbacher Polizei die Grenze des Erlaubten weit überschritten.
"Wir müssen da eine Lösung finden, gemeinsam mit der Stadt, dem Landkreis, den Gastwirten - nicht nur für das nächste Wochenende, sondern für den ganzen Sommer", sagt Polizeichef Peter Hübner. Nach der Eskalation der Straßenparty am Wochenende sieht auch die Polizei Handlungsbedarf. Zwar sei die Mehrheit der jungen Leute in der Oberen Stadt durchaus vernünftig und leiste Aufforderungen der Polizei Folge. Doch es gebe auch "einen gewissen Prozentsatz an Leuten", die sich nicht an die Regeln halten, reichlich Alkohol mitbringen, Streit suchen und Schlägereien anzetteln. "Das ist eine Klientel, die uns bekannt ist, weil sie immer wieder auffällig wird."
Dass die Feier am Freitagabend so aus dem Ruder gelaufen ist, sei nach den friedlichen Treffen zuvor für die Polizei überraschend gewesen. Angesichts der Eskalation hätten die Kulmbacher Beamten Unterstützung aus Stadtsteinach, Lichtenfels und Bayreuth benötigt. "Am Samstag war es dann deutlich entspannter. Da waren wir von Anfang an vor Ort."
Zwei Themen müssten in der aktuellen Lage gleichzeitig bedacht werden, meint Hübner. Zum einen ist da nach wie vor der Infektionsschutz: "Wer glaubt, dass die Pandemie jetzt vorbei ist, nur weil die Zahlen niedrig sind, liegt daneben. Es ist eher eine Atempause. Durch die Delta-Variante des Corona-Virus kann sich die Lage schnell wieder ändern." Gerade die jungen Leute, von denen die meisten noch nicht geimpft seien, sollten sich im eigenen Interesse vernünftig verhalten und sich und andere nicht gefährden.
Zum anderen dürften die Feiern nicht dazu führen, dass es zu Gewalt und Sachbeschädigungen kommt und Anwohner belästigt werden.
Welche rechtlichen Möglichkeiten hat die Polizei, gegen diejenigen vorzugehen, die sich nicht an die Regeln halten? "Das hängt von der Situation ab. Platzverweise, Sicherstellung von Alkoholika und Bußgelder..."
Peter Hübner wäre es allerdings lieber, einen Weg der Vernunft zu finden. Die Situation in Kulmbach ist nicht derzeit zum Glück noch nicht vergleichbar mit den Eskalationen in anderen Städten."
Das sieht auch die Stadt Kulmbach so: Grundsätzlich sei festzuhalten, heißt es aus dem Rathaus, dass eine Vielzahl an Besuchern der Oberen Stadt friedlich und angemessen gefeiert habe. Es sei ärgerlich, dass aufgrund des Fehlverhaltens von einzelnen Personen das Nachtleben in der Oberen Stadt grundsätzlich in Frage gestellt werde. OB Lehmann sei es wichtig, den Gastronomen weiter die Möglichkeit zu geben, ihre Freischankflächen zu betreiben. Jetzt müsse man aber über kontrollierende und maßregelnde Schritte sprechen, um den Anwohnern und den unbeteiligten Gästen gerecht zu werden.