Stadtwerke sind interessiert
Nach seinen Worten ist den Stadtwerken angeboten worden, diesen grünen Strom teilweise oder ganz anzukaufen. Die Stadtwerke seien auch interessiert. Genauso könne man ein Unternehmen wie Ireks oder die Kulmbacher Brauerei direkt beliefern.
Zu den Aufdachanlagen sagte Graß, dass zu wenige Dächer geeignet seien. Damit sei der Energiebedarf nicht zu decken. So komme man bei Novem nur auf 500 bis 600 Quadratmeter und habe bei Industriedächern oft das Problem, dass durch Produktionsänderungen Kamine oder Lüftung umgebaut werden.
Gibt es Elektrosmog?
Gegen den Standort, aber nicht gegen die Energieform sprachen sich Melanie Beyer und Bernhard Uhl aus. Er wunderte sich, "dass ganz Oberfranken mit neuen Energieformen zugekleistert wird, während in München und Oberbayern nichts ist. "Wir sind von Nürnberg extra hierher gezogen in diese Idylle, die nun vernichtet wird", sagte Beyer, der auch der Elektrosmog Sorgen bereitete. Nur beim Gebäude mit dem Wechselrichter, so Graß, entstehe elektromagnetische Strahlung ("fünfmal weniger als bei der 20 kV-Stromleitung"), die aber nicht bis an den Ort heranreicht.
Die SPD-Stadträte dürften nach zweieinhalb Stunden mit der Erkenntnis nach Hause gefahren sein, dass der Firma Münch keineswegs geballter Protest entgegengeschlagen war. Es gab viele Fragen, Zustimmung und vereinzelt Kritik. Ein Grafendobracher, der in der Zeitung nicht mit Namen erscheinen möchte, fasste die Stimmung im Dorf so zusammen: "Bevor wir Windräder bekommen, dann lieber Photovoltaik."
Gegner bleiben anonym
Gegner des Solarparks, auch wenn sie im Wirtshaus kein Gesicht zeigten, scheint es aber trotzdem zu geben. So wurde an inFranken.de eine anonyme Botschaft versandt, die auch im Rathaus einging. Außerdem soll eine Liste im Umlauf sein, mit der Protestunterschriften gesammelt werden.
Kommentar: Weiter stur bleiben?
Projekte wie in Grafendobrach wurden von der CSU/WGK-Mehrheit im Stadtrat bisher blockiert. Man berief sich auf einen zehn Jahre alten Grundsatzbeschluss, PV-Anlagen "vorrangig auf Dächern zu errichten". Genau genommen wurde damals aber gar nicht beschlossen, PV-Freiflächenanlagen grundsätzlich nicht zu genehmigen. "Vorrangig" bedeutet, dass es eben doch möglich ist.
2009 ist lange her, und es hat sich viel verändert. Klimaschutz - befördert vielleicht auch durch den superheißen Sommer 2018, der gar nicht aufhören wollte - ist mitten in der Gesellschaft angekommen. Das mehr als deutliche Ergebnis beim Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" spricht Bände. Und landauf, landab demonstrieren Schüler für eine bessere Klimapolitik.
Das heißt: Der Stadtrat kann die politische Großwetterlage nicht einfach ignorieren. Bedeutet das Interesse der Stadtwerke, dass man nicht weiter stur bleiben will? Einzelfallentscheidungen, genau überlegt, Vor- und Nachteile abgewogen - so sollte es sein.
Begehung mit dem Bauausschuss
Am Montag findet um 16 Uhr eine Begehung mit dem Bauausschuss des Stadtrats statt. Das Gelände wird mit Stäben und Flatterband abgesteckt.