Auch dem im Landkreis Kulmbach starken Töpfer- und Keramikerhandwerk macht der Lockdown schwer zu schaffen
Jeweils am zweiten März-Wochenende findet deutschlandweit der "Tag der offenen Töpferei" statt. Normalerweise.
Die Flyer für dieses Jahr wurden zwar bereits im Dezember gedruckt, doch Corona machte den Veranstaltern - wie schon 2020 - einen dicken Strich durch die Rechnung.
Töpfer- und Keramikerbetriebe schlagen Alarm: "In der Krise hat man uns glatt vergessen"
Das veranlasste Edith Memmel, Obermeister der Töpfer- und Keramiker-Innung Bayern, dazu, die Öffentlichkeit auf die prekäre Lage dieser Handwerksbetriebe hinzuweisen. "Diese Absage tut emotional wie auch wirtschaftlich weh", bedauert sie die Situation. Die Keramikermeisterin vertritt seit 1992 insgesamt 75 Betriebe im Freistaat.
Sie schlägt Alarm: "Das Töpfern gehört zu den ältesten Handwerkskünsten überhaupt. Wir gelten sogar als ‚kulturrelevant‘. Aber bei den politischen Entscheidungen spielen wir ebenso wenig eine Rolle wie Betriebe mit ähnlichen Strukturen. In der Krise hat man uns glatt vergessen", wird sie deutlich.
Memmel weiß, wovon sie spricht. Sie kennt die Nöte und Sorgen, die ihre Kollegen seit dem vergangenen Frühjahr umtreiben. "Seit dem zweiten Lockdown ab Dezember sind unsere Geschäfte wieder geschlossen. Die Umsätze sind völlig weggebrochen, wir sitzen auf unserer Ware. Meinen Kollegen geht langsam die Luft aus, zumal auch die staatlichen Hilfen - ausgenommen die erste unkomplizierte Bayernhilfe - für die meisten von uns nicht greifen. Hier brauchen wir dringend unbürokratische Regelungen, die an die Bedürfnisse und Möglichkeiten kleiner Betriebe angepasst sind."
"Kurzarbeit ohne Kurzarbeitergeld"
Wolfgang Knapp fertigt mit seiner Frau Natascha in Trebgast handwerkliches Steinzeuggeschirr und Gartenkeramik. Er stellt enttäuscht fest: "Wir kommen im Denken der Politiker gar nicht vor." Sein Hauptaugenmerk gilt etwa zehn Töpfermärkten in ganz Deutschland, die einen guten Namen haben. "Dort machen wir drei Viertel bis vier Fünftel unseres Jahresumsatzes."